414 Arbeitsgelegenheit für die Arbeiter finden ließe. Wie ich geſehen habe, iſt auch eine Perſonenbeförderung im Automobilomnibus nach dem Freibad Wann⸗ ſee geplant, die vorausſichtlich ziemlich ſtark von dem Mittelſtand benutzt werden wird, da man ausgerechnet hat, daß man in 18 Mi⸗ nuten dorthin gelangen könnte. Daß die An⸗ lage im allgemeinen öffentlichen Intereſſe liegt, iſt wohl nicht zu leugnen, da unſere Automobilinduſtrie eine ſolche Straße braucht. Ich denke dabei auch an den Flugplatz in Johannisthal⸗Adlershof, und ich habe mir ſagen laſſen, daß die dortigen Ortſchaften, trotzdem allerdings ein großer Rummel dorthin ge⸗ kommen iſt, ſehr dadurch florieren. Es iſt alſo wohl nicht anzunehmen, daß unſerer Stadt in ihrem wei⸗ teren Aufblühen ein Schaden dadurch entſtehen wird. Wir würden uns außerdem eine billige Ausfallſtraße für die Zukunft verſchafft haben; es iſt eine be⸗ kannte Tatſache, daß der Verkehr für die Stadt wirbt; wir würden durch Wannſee und Nikolasſee ein Hinterland bekommen, deſſen Vorteile uns auch wieder zugute kämen. Nun würde wohl geſagt werden können, daß die Bismarckſtraße durch dieſe Anlage nicht gerade ſehr viel ruhiger werden dürfte. Ich glaube, daß wir in der Zeit des Automobil⸗ und Fliegerverkehrs über⸗ haupt nicht zur Ruhe kommen werden, und wenn es nun noch etwas mehr wird, ſo glaube ich nicht, daß ſich das erheblich bemerkbar machen wird. Wir wür⸗ den unſern Kurfürſtendamm auch dadurch entlaſten, vielleicht die Kantſtraße noch etwas belaſten. Jeden⸗ falls wirkt die Automobilſtraße nach verſchiedenen Richtungen hin verteilend. Maßgebend für unſere Erwägung könnte auch ſein, daß, da der Grunewald für uns Charlottenburger doch eine Hauptluftquelle iſt, durch die Einſchränkung der Geſchwindigkeit der Kraftfahrzeuge auf nur 25 km die übrigen Wege im Grunewald entſchieden angenehmere Spaziergänge bieten würden, indem gewiſſermaßen der Schnell⸗ verkehr auf die eine Straße, wenn ich mich ſo aus⸗ drücken darf, kanaliſiert wird. Auf dieſe Vorteile wollte ich Sie hinweiſen, weil ich aus einem Grunde hauptſächlich Ihnen raten möchte, ſich an der Anlage der Straße zu beteiligen: wir können nicht zulaſſen, daß ſich vor den Grenzen unſerer Stadt eine Anlage, die ganz beſtimmt kommen wird, breit macht, in der wir nicht irgendwie die Finger darin behalten. In welcher Höhe wir uns beteiligen ſollen, darüber zu beraten würde Sache des Ausſchuſſes ſein, den ich in Stärke von 15 Mitgliedern beantrage. Stadtv. Dr. Frentzel: Meine Herren! Mit dem Antrage des Herrn Referenten, die Angelegenheit einem Ausſchuß zu überweiſen, bin ich und ſind auch meine ſämtlichen Freunde einverſtanden. Wir ſtim⸗ men aler dieſem Antrage nicht etwa deshalb zu, weil wir der ganzen Sache ſehr freudig gegenüberſtehen — ich ſpreche das für mich und einen Teil meiner Freunde aus, nicht für die geſamte Fraktion —; im Gegenteil, wir haben an dieſer Vorlage des Ma⸗ giſtrats außerordentlich viel auszuſetzen, und wir glauben nur, daß ſie ſo wichtig iſt, daß wir ſie nicht ablehnen und in die Verſenkung verſchwinden laſſen dürfen, ehe wir ſie nicht im Ausſchuß noch einmal genügend geprüft und vielleicht auch den Magiſtrat davon überzeugt haben, daß gegen dieſes Ding doch recht viel einzuwenden iſt. Wir haben uns gelegentlich einer Verhandlung, bei der es ſich auch um eine ſtädtiſche Subvention Sitzung vom 13. November 1912 handelte, nämlich bei der Verhandlung über die Gründung eines Stadions, darüber unterhalten, wie weit man berechtigt wäre, den Kreis kommunaler indirekter Aufgaben zu ziehen, und ich durfte damals hier unter dem Beifall der Verſammlung ausführen, daß man doch vielleicht in letzter Zeit dieſen Kreis etwas zu groß zu ſchlagen geneigt iſt. Jedenfalls iſt es wohl richtig, zu ſagen, daß es nur dann eine kommunale Aufgabe ſein kann, Subventionen zu geben, wenn dieſe Subventionen Unternehmungen betreffen, die Pflichten übernehmen, die ſonſt die Stadt ſelbſt zu leiſten hätte. Derartige Subventionen geben wir in großer Anzahl, und wir tun daran recht. Wenn ich mir nun die Frage vorlege: übernimmt denn dieſes neue Unternehmen irgendeine Verpflich⸗ tung, die die Stadt zu leiſten hätte, ſo muß ich ſagen: davon iſt in der großen und langen Vorlage mit keinem Worte auch mur irgen dwo etwas erw ähnt. Sehr richtig!) Wenn wir aus alledem, was uns hier vom Ma⸗ giſtrat vorgeſchlagen wird, zu ergründen ſuchen, wo ein ſpezieller Vorteil für Charlottenburg heraus⸗ ſpringt, ſo kann ich eigentlich nur ſagen: das einzige, was als ſolcher behauptet wird und was ich auch noch nicht einmal glaube, iſt, daß der Kurfürſten⸗ damm vom Verkehr entlaſtet werden ſoll. Zunächſt glaube ich nicht, daß das eintritt. Der Herr Refe⸗ rent hat ja auch ganz mit Recht ausgeführt, womit er eigentlich gegen ſich ſelbſt geſprochen hat, daß man heute im Zeitalter des Automobilverkehrs von einer Entlaſtung und wirkſamen Befreiung vom Verkehr in den Hauptſtraßen nicht mehr reden kann. Ich glaube aber auch, dieſe Entlaſtung wird nicht ein⸗ treten, wenigſtens nicht auf demjenigen Teile des Kurfürſtendamms, der uns in allererſter Linie in⸗ tereſſiert, demjenigen Teil nämlich, der auf Char⸗ lottenburger Grund und Boden ſich befindet. Denn gerade dieſer Teil des Kurfürſtendamms wird eine Zufahrtsſtraße zu der neuen Automobilſtraße und zur Bismarckſtraße werden, und mindeſtens in dem⸗ ſelben Maße, wie der Automobilverkehr durch die Ablenkung abnehmen wird, wird er durch die neue Zufuhr wieder verſtärkt werden. Mag aber dem auch ſo ſein, mag wirklich der Kurfürſtendamm ent⸗ laſtet werden: darüber kann doch kein Zweifel ſein, daß die Bismarckſtraße in höchſt unerwünſchter Weiſe belaſtet werden wird. Wenn alles das durch⸗ geführt wird, was hier in der Vorlage ſteht, wenn dort Rennen veranſtaltet, Probefahrten auf dieſer Straße abgehalten werden ſollen, dann wird die Bis⸗ marckſtraße nicht nur von den Leuten befahren wer⸗ den, die gleichſam legitim heute dort ſchon fahren und immer dort fahren werden, die dieſe Straße be⸗ nutzen, um in den Grunewald zu gelangen, ſondern ſie wird mit allen möglichen Automobilfahrzeugen belaſtet werden, die nach meiner Meinung gar nicht dorthin gehören . Denn ich bin der Anſicht, daß eine derartige Verſuchsſtraße nicht gerade in den Grune⸗ wald gehört, ſondern weiter hinausgelegt werden müßte in ebene Gegenden, 4 (Sehr richtig!) die nicht ſtart berölkert ſind. (Zuruf: Lüneburger Heidel)