Sitzung vom 13. — Soweit will ich gar nicht einmal gehen; es gibt in der Mark Brandenburg noch geeignete Strecken dazu, Sehr richtig!) jedenfalls nicht dort, wo der Groß⸗Berliner das An⸗ recht hat, ſeine Erholung ſonntäglich und auch wochen⸗ täglich zu finden. (Sehr gut!) Wenn man nun weiter auf dem Standpunkt ſteht: kommen muß das Unternehmen auf alle Fälle, ob wir etwas dazu tun oder nicht —, dann iſt es doch ganz klar, daß man abſolut nicht die geringſte Ver⸗ anlaſſung hat, irgendwelche Zuſchüſſe zu leiſten. (Sehr richtig!) Wozu ſollen wir denn für ein Ding, das ſchon fertig iſt, für das alſo die Gelder ſchon beſchafft ſind, auch ohne daß wir eintreten, noch Summen aufwenden, die wir wirklich für eine ganze Reihe von anderen Dingen beſſer gebrauchen können! (Sehr richtig!) Vielleicht ſteht die Sache aber nicht ſo, vielleicht hängt es wirklich von unſerer und der Zuſchußbewilligung Berlins und des Kreiſes Teltow ab, ob das Unter⸗ nehmen zur Wirklichkeit wird oder nicht, und von dieſem Geſichtspunkt aus haben wir auch wohl das Recht, die Sonde der Kritik an das geſamte Unter⸗ nehmen zu legen. Das wird wohl in der eingehendſten Weiſe im Ausſchuſſe geſchehen; ich möchte aber doch hier, um die ablehnende Haltung eines Teiles meiner reunde zu begründen, auf einige Geſichtspunkte auf⸗ merkſam machen. In der Vorlage iſt geſagt worden, daß durch die Anlegung dieſer Automobilbahn der übrige Grune⸗ wald gleichſam von Automobilen geſäubert und da⸗ durch für den Fußgängerverkehr angenehmer ge⸗ ſtaltet werden würde, als es bisher der Fall iſt. Meine Herren, das wird nun und ui mmer eintreten; (Zuſtimmung) die Straßen an der Havel werden — und das ſollen ſie auch — von den Leuten, die Automobile beſitzen, nach wie vor befahren werden, und es wird ſich auf dem Königsweg nach wie vor ein ſtarker Laſtverkehr nach Potsdam entwickeln. Ich erinnere an den ſehr ſtarken Obſtverkehr in der Zeit, wo die Werderſchen Obſtwagen über Wannſee nach Berlin kommen. Dieſer Verkehr wird ſich nachher auf dieſer nicht mit Abgaben belegten Straße bewegen. Und es gibt auch Leute, denen ſchließlich die Zahlung einer Gebühr auf der Automobilſtraße nicht gerade ganz angenehm iſt. Be⸗ ſonders ſchön finde ich es auch nicht, daß man durch polizeiliche veratoriſche Maßregeln die Bahn rentabel machen will, indem man auf anderen Automobil⸗ ſtraßen den Verkehr möglichſt erſchwert. Im übrigen wiſſen Sie ja: Sie können die Kilometerzahl feſt⸗ ſetzen, wie Sie wollen, gehalten werden derartige Verfügungen doch nicht, es müßte denn ſein, daß Sie hinter jeden Baum einen Schutzmann mit Stoppuhr ſtellen. Solange das nicht geſchieht, wird nur gerade an den Stellen, wo die Gendarmen oder Schutzleute ſtehen, die Geſchwindigkeit eingehalten werden, auf anderen Stellen aber nicht; da wird ſich keiner an dieſe Maßregel viel kehren. Es wird alſo auch in November 1912 415 dieſer Beziehung alles beim alten bleiben. Wenn in der Magiſtratsvorlage ſteht, daß der Automobil⸗ verkehr durch die Staub⸗ und Geruchsentwicklung die Fußwanderungen im Grunewald unmöglich oder doch zu einer wenig angenehmen Sache, teilweiſe wenigſtens, geſtaltet, ſo muß ich ſagen: Gott ſei Dank, ſo ſchlimm iſt es doch nicht. Ich gehe da außer⸗ ordentlich viel ſpazieren und mache den Weg von Charlottenburg bis Wannſee ſehr oft zu Fuß; es geht immer noch und wird auch in Zukunft noch weiter gehen. Wenn hier angeführt wird, daß ſich dadurch ein Zentrum des Automobilverkehrs in Charlottenburg bilden, daß ſich Automobilfabriken hier niederlaſſen, ja daß ſich ſogar wohlhabende Fremde deswegen hier anſiedeln würden, — meine Herren, dies Lied haben wir ſchon bei ſo vielen Gelegenheiten gehört, daran glaube ich nicht. Die Automobilfabriken ſiedeln ſich da an, wo ſie günſtige Fabrikationsbedingungen finden, und ihre Fuhrwerke ſind ſo leicht beſchwingt, daß ſie, wenn ſie im Oſten wohnen, den Weg von Berlin bis zur Verſuchsſtraße ſehr leicht machen werden. Die N. A. G. wird ihren Betrieb nicht von der Oberſpree weglegen, und andere Automobil⸗ fabriken auch nicht. Nun ſagt der Herr Referent, der ſich im übrigen durchaus nicht ſo beſonders erwärmt für die Vorlage ausgeſprochen hat: wir dürfen nicht dulden, daß hier ein derartiges Ding vor den Toren Charlotten⸗ burgs gemacht wird, das auch die Straßen von Charlottenburg bei ſeiner Durchführung in hervor⸗ ragender Weiſe benutzt; das dürfen wir nicht dulden, ohne daß wir wenigſtens einen Einfluß gewinnen. Ja, ich habe in der Vorlage vergeblich nach einem Punkte geſucht, aus dem hervorginge, daß wir durch unſere Subventionsleiſtung, unſere Garantieleiſtung auch nur den geringſten Einfluß gewönnen. Nicht ein Wort ſteht davon drin. Aktienbeſitzer werden wir ja nicht. — Auf einige kleinere Unvollkommenheiten der Vorlage will ich gar nicht eingehen. Ueber die Ren⸗ tabilitätsberechnung hat ſchon der Herr Referent ge⸗ ſprochen. Ich will weiter nicht erwähnen, daß gar nicht erſichtlich iſt, für die Verzinſung welcher Kate⸗ gorie von Aktien reſp. Obligationen hier die Garantie geleiſtet werden ſoll. Darüber müßte man ſich im Ausſchuß doch eingehend unterhalten. Merkwürdig iſt auch, daß hier von Aktien geſprochen wird, die amortiſiert werden ſollen. Das gibt es eigentlich gar nicht. Ebenſo möchte ich darauf verweiſen, was doch gewiſſermaßen ein Novum iſt, daß wir hier einen Vertrag ſchließen ſollen, ohne den Vertragsgegner überhaupt zu kennen. Es heißt, die Geſellſchaft ſo und ſo, die aber auch ganz anders ſein kann. Alſo es iſt noch etwas undeutlicher hier als bei dem Vertrag mit dem Unionklub, wo nur über die Form der Ge⸗ ſellſchaft eine Unklarheit herrſchte. Doch das ſind ja alles Dinge, die vielleicht aus⸗ gemerzt werden können; dieſe Schönheitsmängel könnten vielleicht beſeitigt werden. Ich möchte mich dahin reſumieren, daß es nach meiner Meinung ſehr eigentümlich zugehen ſollte, wenn der Magiſtrat uns beweiſen wollte, daß hier wirklich ein Unternehmen vorliegt, das durch Charlottenburger Gelder zu unterſtützen wert wäre und das in irgendeiner Be⸗ ziehung als etwas angeſprochen werden kann, was 1010 als ein kommunales Unternehmen bezeichnen önnte. — (Sehr richtig! und Bravol)