Sitzung vom 13. liegt, insbeſondere im Intereſſe der Autobeſitzer und Autofahrer. Ich bin aber der Anſicht, daß dieſes Publikum imſtande ſein ſollte und imſtande iſt, das zu bezahlen, was nötig iſt, um den Autoſport in dieſer Weiſe zu betreiben. Sollten ſie es aus eigenen Kräften nicht können und müſſen ſie die Unterſtützung anderer Kreiſe und die Subvention von größeren Verbänden in Anſpruch nehmen, dann müßte die Auswahl dieſer Verbände ganz anders und in viel weiterem Umfange getroffen werden, als es nach der Vorlage beabſichtigt iſt. Außerdem müßte auch die ganze Anlage eine viel größere, großartiger geplante ſein. London hat eine Autoſtraße nach Brighton gelegt, das etwa 80 Kilometer von London entfernt liegt. Ein unge⸗ heurer Verkehr entwickelt ſich das ganze Jahr zwiſchen dieſen beiden Plätzen. Da kann man von einer groß⸗ artigen Straße reden, auf der wirklich die Schnellig⸗ keit ausprobiert werden kann, auf der alle möglichen Wettfahrten gemacht werden können. Hier ſoll nur ein kleines Streckchen von 9½ Im angelegt werden, ohne eigentlichen Zielpunkt; denn Beelitzhof iſt doch ſchließlich als ein ſolcher für die Automobiliſten nicht zu betrachten. Statt deſſen müßte man daran denken, entweder eine Autoſtraße nach einem fern gelegenen Orte von Bedeutung wie Stettin, Hamburg, eine Stadt in Mecklenburg anzulegen oder meinetwegen eine Rundſtraße um Berlin zu bauen, herumführend durch den vom Zweckverband zu erwerbenden Wald⸗ gürtel mit veränderten Ausſichten, mit Abwechslung, mit einer längeren Fahrſtraße. Dieſes Bähnchen iſt meiner Anſicht nach nicht wert, daß wir uns in der⸗ artige Riſiken und Unkoſten ſtürzen. Meine Herren, wenn Sie ſchon eine Bürgſchaft übernehmen wollen, dann wüßte ich Ihnen einen Zweck hierfür zu nennen, der viel dringender und viel großartiger iſt, als die Autofahrer zu unterſtützen: dann helfen Sie uns dazu, den Real⸗ kredit, der ſo empfindlich Not leidet, zu ſtützen, dann leiſten Sie hierfür Bürgſchaft! Da werden wir nicht in Anſpruch genommen werden, und wir werden unſeren bedrängten Grundbeſitzern und damit unſeren Mietern und allen unſeren Ein⸗ wohnern nutzen. (Sehr richtig!) Ich laſſe mich gern in der Ausſchußberatung belehren; aber ich kann nicht in Ausſicht ſtellen, daß ich mich dazu entſchließen werde, das Geld der Steuerzahler für eine kleine Zahl von Leuten zu verwenden, die zu den Reichſten gehören oder jedenfalls in der Weiſe leben, als ob ſie ſehr wohlhabend ſind. Dieſe können ihren Sport ſelbſt bezahlen! (Bravo!) Stadtrat Seydel: Meine Herren! Da ja zu erwarten iſt, daß die Vorlage einem Ausſchuß über⸗ wieſen wird, ſo darf ich mich wohl heute darauf be⸗ ſchränken, nur in kurzen Bemerkungen den beiden Herren Vorrednern entgegenzutreten. Der hauptſächlichſte Einwand des Herrn Dr Frentzel war der, daß es ſich hier nicht um eine kommunale Aufgabe handle. Nun iſt der Magiſtrat in einem gewiſſen Gegenſatz zu Herrn Dr Frentzel der Anſicht, daß die Vorausſetzung für eine finanzielle Beteiligung der Stadt an einem Unternehmen nicht etwa die iſt, daß es ſich um eine Aufgabe handelt, die eigentlich die Stadt ſelbſt übernehmen müßte, ſon⸗ November 1912 417 dern es genügt nach Anſicht des Magiſtrats, daß ein erhebliches öffentliches Intereſſe, insbeſondere ein er⸗ hebliches kommunales Intereſſe in Frage ſteht. Ich glaube auch, daß dieſe Auffaſſung durchaus einwand⸗ rei iſt. Nan muß aber jeder — oder wenigſtens der⸗ jenige, der die Vorlage unbefangen lieſt — aner⸗ kennen, daß hier tatſächlich öffentliche Intereſſen und kommunale Intereſſen im beſonderen Maße vor⸗ liegen. Ich glaube nicht, daß ſehr viele Groß⸗Ber⸗ liner die Auffaſſung des Herrn UOr. Frentzel teilen, daß der Grunewald eigentlich durch die Automobile gar nicht geſtört würde, daß man dort ohne Rückſicht darauf, ob Automobile fahren oder nicht, recht ſchön ſpazieren gehen könnte. Die meiſten Groß⸗Berliner werden der Auffaſſung der Vorlage zuſtimmen, daß es an ſolchen Tagen, an denen es nicht gerade ſtark geregnet hat, wo alſo die Chauſſeen ſtaubig ſind, in der Tat kein Genuß mehr iſt, in gewiſſen Teilen des Grunewalds ſpazieren zu gehen, (Stadtv. Vogel: Sehr richtig!) und daß es dringend nötig iſt, den Groß⸗Berlinern dieſe ihre nächſte und beſte Erholungsſtätte zu er⸗ halten oder vielmehr wiederzugeben. Das wird zweifellos durch dieſe Straße geſchehen. Weiter wird behauptet, eine Polizeiverordnung, die vorſchreibt, daß auf anderen Chauſſeen eine Maxi⸗ malgeſchwindigkeit von 25 km eingehalten werden müſſe, werde nicht befolgt werden. Ich glaube das nich t. Die Regierung hat ſchon jetzt an dieſer Ein⸗ richtung ein derartiges Intereſſe bewieſen, daß ſie ſchon dafür ſorgen wird, daß auch ihre Verordnung eingehalten wird. Daß ſie dazu die Mittel hat, weiß jeder, der mit Automobilen außerhalb Berlins gefahren iſt, der namentlich Erfahrungen mit den ſo⸗ genannten Stoppkommandos gemacht hat, von denen ich — im Gegenſatz zu Herrn DOr Frentzel — meine, daß ſie in die ſem Falle recht angebracht wären, da ſie hier einem notwendigen Schutze der großen Mehrheit der Bevölkerung dienen würden; dieſe Stoppkommandos würden auch ſicher durchaus im Sinne der Groß⸗Berliner Bevölkerung ſein. Wenn Herr Dr. Frentzel meinte, man ſollte die Automobilſtraße lieber in die Mark, wer weiß wohin, hinauslegen, ſo möchte ich ihn fragen, zu welchem Zwecke das geſchehen ſollte. Draußen auf der Land⸗ ſtraße ſtört der Automobilverkehr, da er dort nur mäßig ſtark iſt, keinen Menſchen. Aber gerade nach Wannſee hin iſt der Verkehr nach den Feſtſtellungen des Automobilklubs ſchon jetzt ſo bedeutend, daß es im Intereſſe der Allgemeinheit dringend nötig er⸗ ſcheint, ihm Rechnung zu tragen. 5 Meine Herren, wir dürfen auch nicht nur von d e m ausgehen, was heute iſt. Wenn wir die Ent⸗ wicklung des Automobilweſens in den letzten 10 Jahren überdenken und ſie dann im Geiſte weiter verfolgen, ſo werden wir zugeben müſſen, daß das, was bisher auf dieſem Gebiete geſchehen iſt, noch lächerlich geringfügig iſt gegenüber dem, was in 10, 15 Jahren ſein wird. Der ſchnell gewachſene Auto⸗ mobilismus, noch eine ganz junge Schöpfung unſerer Induſtrie, wird ohne Zweifel ſchon in den nächſten Jahren eine noch weit gewal⸗ tigere Ausdehnung erfahren, die wiederum zur Folge haben wird, daß die Straßen unſerer benachbarten Wälder noch in ganz anderer Weiſe als jetzt, von den Automobilen mit Beſchlag belegt wer⸗