418 den. Einem ſolchen Zuſtande, ſo lange es noch ohne allzu große Koſten möglich iſt, vorzubeugen, das iſt, glaube ich, ein verdienſtliches Werk, das entſchieden die Unterſtützung der Oeffentlichkeit verdient. Wenn weiter geſagt wird, daß wir doch eigentlich durch unſere Beteiligung an dem Unternehmen nichts Beſonderes erreichten, ſo möchte ich doch bitten, die drei Bedingungen, die wir im Falle eines Vertrags⸗ ſchluſſes der Geſellſchaft ſtellen wollen, nicht zu unter⸗ ſchätzen. Beſonders den Umſtand, daß auf unſer Ver⸗ langen eine Straße gebaut werden ſoll, die wirklich ein Schmuckſtück für die nächſte Umgebung unſerer Stadt bildet, wollen Sie nicht unterſchätzen. Betei⸗ ligen wir uns nicht mit unſerem Gelde, ſo wird die Straße billiger gebaut, ſie wird nüchtern, eng, häßlich ſein und nicht nur keinen Menſchen anziehen, ſondern ſogar unter Umſtänden durch die Verſchande⸗ lung der uns benachbarten Teile des Grunewaldes die Anziehungskraft dieſer Gegend und damit unſerer Stadt vermindern. Wird ſie dagegen für den Fall, daß wir uns beteiligen, in ſchöner, ſchmucker Weiſe ausgebaut, ſo wird das ohne Zweifel eine Ver⸗ beſſerung und Verſchönerung gerade derjenigen Ge⸗ gend des Grunewaldes bedeuten, die zurzeit durch die Eiſenbahn, die den Wald dort durchſchneidet, ver⸗ unziert wird. Die großen Hecken, die dort entſtehen und den Eiſenbahnkörper auch den Blicken der Spa⸗ ziergänger entziehen werden, und die weiten Raſen⸗ flächen und Anlagen werden eine Verſchönerung des jetzigen Zuſtandes bringen, der Automobilfahrer wie Spaziergänger in gleichem Maße anziehen wird. Ebenſo iſt es ohne Frage von weſentlicher Be⸗ deutung, daß ſich die Geſellſchaft an den Beſtrebungen zur Verſchließung des Königswegs für den Durch⸗ gangsverkehr beteiligt. Möglich, daß die Polizei⸗ verordnung auch dann erlaſſen wird, wenn die Ge⸗ ſellſchaft ihren Erlaß nicht mit betreibt; aber wenn wir uns nicht an dem Unternehmen beteiligen, wer⸗ den wir unter allen Umſtänden in erheblichem Maße mit einem Widerſtande der Geſellſchaft und der von ihr vertretenen Intereſſenten gegen den Erlaß der Polizeiverordnung rechnen müſſen, und dieſer Wider⸗ ſtand wird es dem Polizeipräſidenten mindeſtens er⸗ heblich erſchweren, ſelbſt eine im öffentlichen Inter⸗ eſſe liegende Maßnahme durchzuſetzen. Beteiligen wir uns an der Straße, ſo wird ihm dies leichter werden, da er dann die Mehrzahl derjenigen, die dabei intereſſiert ſind, nicht nur nicht gegen ſich, ſon⸗ dern für ſich haben wird. Nicht zu unterſchätzen iſt endlich auch die Be⸗ ſtimmung, daß die Straße ſpäter dem öffentlichen Verkehr übergeben werden muß, wenn ſie von der Automobilgeſellſchaft nicht mehr betrieben wird. Da⸗ durch wird die Gefahr abgewendet, daß ſpäter der Fiskus dieſe Straße nur gegen eine hohe Entſchädi⸗ gung dem öffentlichen Verkehr widmet, und das zu einem Zeitpunkt, wo ſie ſicherlich bereits ganz unent⸗ behrlich geworden iſt. Auch hier iſt nach Anſicht des Magiſtrats durch unſere Beteiligung das öffentliche Intereſſe in erheblichem Maße gefördert. Wenn Herr Dr Frentzel einige Kleinigkeiten hinſichtlich der Form der Garantieübernahme be⸗ mängelt, ſo iſt das meiner Meinung nach unbegründet. Wir wiſſen heute noch nicht beſtimmt, in welcher Weiſe die Geſellſchaft gegründet wird, in welchem Maße Aktien, in welchem Umfange Obligationen ausgegeben werden. Infolgedeſſen konnte ſich der Magiſtrat noch nicht mit völliger Beſtimmtheit dar⸗ über äußern, wie unſere finanzielle Beteiligung ſich Sitzung vom 13. November 1912 geſtalten wird. Ich nehme an, daß es gegebenen Falls in Form der Uebernahme der Bürgſchaft für Obli⸗ gationen geſchieht, die, namentlich wenn wir es wünſchen, in entſprechendem Umfange ausgegeben werden können. Daß Obligationen getilgt werden können, wird auch Herr Dr Frentzel nicht beſtreiten; von Aktien, die getilgt werden ſollen, ſteht jedoch nich ts in der Vorlage; auch wir wiſſen, daß es ſolche Aktien nicht gibt. Ebenſo wie die anderen Ausführungen des Herrn Dr. Frentzel ſcheint mir auch der Einwand des Herrn Stadtv. Liepmann, daß hier nun der Wald in ſtär⸗ kerem Maße als bisher geteilt würde, nicht zuzu⸗ treffen; im Gegenteil, die neue Anlage wird in Zu⸗ kunft die Scheidelinie, die der Bahnkörper jetzt dar⸗ ſtellt, abſchwächen. Denn die Geſellſchaft plant eine Verbeſſerung der Wegekreuzungen über die Bahn in dem Sinne, daß da, wo jetzt unzulängliche Niveau⸗ kreuzungen beſtehen, in Zukunft Unterführungen unter der Bahn und gleichzeitig unter der Automobilſtraße hindurch hergeſtellt werden ſollen. Dieſe Unter⸗ führungen ſind an allen den Stellen vorgeſehen, wo jetzt Ueberquerungen der Bahn vorhanden ſind. Alſo eine Verbeſſerung und nicht eine Verſchlechterung des bisherigen Zuſtandes iſt auch in dieſer Hinſicht ge⸗ plant. Ein immer wiederholter Einwand iſt der, daß die Bismarckſtraße in Zukunft nun ſtärker als bis⸗ her belaſtet werden wird. Meine Herren, das können wir ohnehin nicht unterbinden. Die Bismarckſtraße iſt nun einmal die Hauptausfallſtraße des Weſtens und gerade, weil ſie im Weſten liegt, die Hauptaus⸗ fallſtraße für Automobile. Und da die ſtädtiſchen Körperſchaften das vorhergeſehen haben, haben ſie dafür geſorgt, daß in der Mitte ein breiter Fahrdamm für den ſchnellen Durchgangsverkehr angelegt wurde. Die Straße iſt alſo unter den Ausfallſtraßen Groß⸗ Berlins gerade für den Schnellverkehr ganz beſonders gut eingerichtet und geeignet. Wenn alſo eine Ver⸗ ſtärkung des Automobilverkehrs darauf ſtattfindet, ſo entſpricht das nur der Beſtimmung der Straße und iſt daher keineswegs als ein Mangel anzuſehen. Weitere Ausführungen möchte ich mir heute er⸗ ſparen und für den Ausſchuß vorbehalten. Ich kann zum Schluß nur noch einmal feſtſtellen, daß die Straße Groß⸗Berlin im allgemeinen und uns im be⸗ ſonderen tatſächlich nur Vorteile bringen wird, die wir durch unſere Beteiligung an dem Unternehmen nur noch verſtärken und vermehren können und denen gegenüber nach Anſicht des Magiſtrats das Riſtko von 15 000 ℳ, das uns vorausſichtlich nicht einmal treffen wird, als gering anzuſehen iſt. Stadtv. Gebert: Wenn man die Vorlage richtig leſen will, müßte man damit eigentlich von hinten anfangen, um dadurch herauszubekommen, was denn eigentlich mit der Fahrſtraße bezweckt werden ſoll. Sie ſoll weiter nichts bedeuten, als einen Tummel⸗ platz der in Betracht kommenden Automobilſportfere. Wenn wir hier annehmen, daß es eine Straße ſein kö te, die als Auspuffrohr, ſagen wir mal, für alle Automobile von Berlin dienen ſoll, dann irren wir uns gewaltig, denn dann müßte die hier in Rede ſtehende Straße bedeutend länger ausgedehnt werden. Meine Herren, wenn wir die ganze Anlage mit ihren Schleifen und den Perſonen, die dabei be⸗ teiligt ſind, betrachten und dann die Vorlage mit ihren Ausführungen anſehen, dann finden wir her⸗