Sitzung vom 13. währen. Ja, meine Herren, das iſt doch der für die Stadt geeignetſte Weg. Wenn wir eine Subven⸗ tion geben wollten, würden wir die betreffende Summe in jedem Jahre bezahlen, alſo bar hinzugeben haben. Wenn wir aber eine Garantie übernehmen, treten wir nur dann ein, wenn die Einnahmen zur Deckung der Unkoſten nicht ausreichen. Ich möchte diejenigen Herren, die da ſagen, die Anloge werde ſich nicht rentieren, das mit der Rentabilität ſei alles Unſinn, doch vor einer ſolchen Auffaſſung etwas warnen. Dasſelbe iſt uns bei dem Bau des Schiller⸗ theaters entgegengehalten worden, das ſich ausgezeich⸗ net rentiert. Dasſelbe iſt uns auch bei dem Bau des Opernhauſes geſagt worden, und auch hier iſt der An⸗ fang gut, und wir können hoffen, daß es weiter ſo ſein wird. Bei vielen neuen Anlagen, die in Groß⸗ Berlin entſtanden ſind, ſind gerade die Finanzleute ſehr häufig diejenigen geweſen, die ſich in bezug auf die Rentabilität in einem großen Irrtum befunden haben. Meiſtenteils iſt die Rentabilität viel größer, als ſie von den Finanzleuten, die immer etwas peſſi⸗ miſtiſch angehaucht ſind, erwartet wird; der Erfolg übertrifft hier gewöhnlich alle vorherigen Annahmen. Die hier aufgeſtellte Rentabilitätsberechnung iſt ſo be⸗ ſchaffen, daß man meines Erachtens mit gutem Ver⸗ trauen der Zukunft entgegenſehen kann. Was die Bemängelungen wegen der Führung der Straße anlangt, ſo möchte ich darauf hinweiſen, daß ſie ſich eng an die Eiſenbahnlinie, die den Wald durchſchneidet, anlehnt, wodurch die durch die Füh⸗ rung der Eiſenbahnlinie an ſich entſtandene Teilung des Waldes nicht vermehrt wird. Ja, ſie vermindert den Uebelſtand dieſer Teilung dadurch, daß überall da, wo Wege die Bahnlinie kreuzen, Ueberführungen oder Unterführungen angeordnet ſind. Alſo für den ganzen Verkehr im Grunewald tritt dieſer aus⸗ gezeichnete Vorteil noch hinzu. Und, meine Herren, das geſchieht alles, ohne daß wir einen Groſchen auf⸗ zuwenden haben. (Zuruf des Stadtw. Dr Liepmann) — Ich meine, ohne daß wir außer der Garantie, die 100 nicht erheblich belaſten wird, etwas aufzuwenden haben. Nun möchte ich noch auf einen Geſichtspunkt eingehen, der von Herrn Dr Liepmann erwähnt worden iſt, der da ſagte, dieſe Straßenanlage werde nur für die reichen Leute gemacht. Nein, meine Herren, das iſt nicht der Fall. Wir wollen nicht die reichen Leute unterſtützen, ſondern der Tatſache, daß Automobile erfunden ſind und lebhafte Benutzung finden, Rech⸗ nung tragen und den ganzen Automobilverkehr in richtige Bahnen lenken. Wir wollen auch noch von zwei anderen Geſichtspunkten die Sache behandelt] wiſſen. In Frankreich exiſtiert eine Automobil⸗ induſtrie, die jährlich für 83 Millionen ausführt, während die deutſche Automobilinduſtrie nur eine Ausfuhr von 26 Millionen hat, — ein koloſſaler Unterſchied, der ſehr zu denken gibt. Nun, meine Herren, iſt es zweifellos, daß, wenn hier internationale Wettrennen ausgefochten werden (Unruhe.) Vorſteher Kaufmann: Meine Herren! Ich bitte dringend um Ruhe! November 1912 421 Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Ich bin gleich fertig, meine Herren; Sie würden mir das Sprechen ſehr erleichtern, wenn Sie die Zwiſchengeſpräche meiden würden. — Wenn unſere Automobilinduſtrie alſo weiß — es beſteht vorläufig noch kein Ort in ganz Deutſchland, wo ſolche internationalen Wett⸗ rennen ausgetragen werden können —, daß hier ge⸗ eignete Anlagen für dieſe Zwecke vorhanden ſind, ſo würde ſich die Automobilinduſtrie nicht nur hier in Charlottenburg, ſondern auch in ganz Groß⸗Berlin niederlaſſen. Wir ſind nicht eiferſüchtig darauf, wenn die einzelnen Firmen ihre Fabrikgebäude an der Oberſpree uſw. errichten. Die Induſtrie würde er⸗ heblich an Beſtellungen und damit an Abſatz ge⸗ winnen und auch bedeutend mehr Arbeiter beſchäf⸗ tigen können, als das zur Zeit der Fall iſt. Ich bin alſo der Anſicht, daß dieſe Anlage dazu Veranlaſſung geben wird, unſere Induſtrie in wirtſchaft⸗ licher Hinſicht zu heben; ſie würde aber auch vom ſozialen Standpunkt aus unſerer Arbeiterſchaft bedeutende Vorteile bringen. Meine Herren, das ſind nur ein paar Geſichts⸗ punkte, die ich zum Schluß noch hervorheben wollte. Im übrigen werden wir im Ausſchuß, den ich mit Freuden begrüße, Gelegenheit haben, über die Dinge näher zu ſprechen. Damit will ich, namentlich auch bei der Unruhe, die heute herrſcht, ſchließen. (Ein genügend unterſtützter Antrag des Stadtv. Meyer auf Schluß der Beratung wird angenommen.) Stadtv. Dr. Stadthagen (perſönliche Bemer⸗ kung): Meine Herren, ich bedauere, durch den Schluß der Debatte verhindert zu ſein, in dieſem 77 er Ausſchuß zu erklären, daß meine Fraktions⸗ freunde im allgemeinen ſich noch nicht über die Trag⸗ weite dieſer Vorlage ſchlüſſig geworden ſind; wir werden die Sache im Ausſchuß weiter behandeln. (Die Verſammlung beſchließt entſprechend dem Antrage des Stadtv. Wagner die Einſetzung eines Ausſchuſſes von 15 Mitgliedern und wählt zu Aus⸗ ſchußmitgliedern die Stadtv. Becker, Bergmann, Dr Damm, Erdmannsdörffer, Dr Frentzel, Gebert, Gredy, Imberg, Kaufmann, Dr Liepmann, Richter, Ruß, Dr Stadthagen, Wagner und Zietſch.) Vorſteher Kaufmann: Meine Herren! Es iſt von dem Herrn Kollegen Zietſch mit genügender Unterſtützung der Antrag geſtellt worden, den Punkt 13 von der heutigen Tagesordnung abzuſetzen. Ich gebe dem Herrn Antragſteller das Wort zur Be⸗ gründung ſeines Antrages. Stadtv. Zietſch: Ich kann mich bei der Begrün⸗ dung dieſes ar aſtsordnungsmäßigen Antrags um ſo kürzer faſſen, als ja der Antrag von Herren aller Fraktionen mit unterſchrieben worden iſt. Ich will nur darauf hinweiſen, daß die Wichtigkeit dieſer Vor⸗ lage zweifellos nicht geringer iſt als die Wichtigkeit der Vorlage, die Sie eben einem Ausſchuß überwieſen haben. Da ſich nun ſchon bei Beratung dieſer Vor⸗ lage eine lebhafte Unruhe und Abſpannung der Mit⸗ glieder der Stadtverordnetenverſammlung gezeigt hat, glauben wir, es für richtig befinden zu müſſen, die Abſpannung der Mitglieder nicht noch weiter zu ſteigern, ſondern bitten Sie, die Beratung dieſer wich⸗ tigen Vorlage der nächſten Sitzung vorzubehalten.