428 Sitzung vom 4. Vorſteher Kaufmann: Punkt 7 der Tages⸗ ordnung: Bericht des Ausſchuſſes über die Vorlage betr. Er⸗ richtung einer Badeanſtalt in der Nürnberger Straße. — Druckſachen 225 von 1911 und 320. Berichterſtatter Stadtv. Dr. Frentzel: Meine Herren! Die Vorlage, über deren Ausſchußſchickſale ich Ihnen hier zu berichten habe, hat Sie am 20. Sep⸗ tember des Jahres 1911 beſchäftigt. Es ſind alſo mehr als fünfviertel Jahre ſeit der Plenarſitzung und der erſten Berichterſtattung hingegangen, und die Hoffnung, die ich damals als Referent vor Ihnen ausſprach, der Ausſchuß würde vielleicht in ebenſo vielen Wochen mit der Vorlage fertig werden, als der Magiſtrat zur Vorbereitung derſelben Jahre gebraucht habe, iſt durchaus trügeriſch geweſen. Zwar ſchien es im Anfang ſo, als ob die Beratung in verhältnis⸗ mäßig ſchnellem Tempo zu Ende geführt werden würde. Der Ausſchuß konſtituierte ſich ſehr bald nach ſeiner Zuſammenberufung, und die Sitzungen, welche ſtattfanden, folgten einander recht ſchnell, recht ſchnell namentlich, wenn man bedenkt, daß zwiſchen ihnen noch Vorarbeiten vom Magiſtrat für die nächſte Beratung geleiſtet werden mußten. So kam es, daß wir bis zum 22. Januar bis zur Förderung der Spezialberatung vorgedrungen waren. Aber dann trat eine Pauſe ein, die viele Monate, den ganzen Sommer hindurch dauern ſollte. Und dieſe Pauſe war von großer Wichtigkeit für das Schickſal der Vorlage. Wie ich Ihnen weiter ausführen muß, ſteht dieſe zeitliche Verſchiebung der Sitzung in urſäch⸗ lichem Zuſammenhange mit dem gänzlich unerwarte⸗ ten Reſultat, unerwartet für denjenigen, der die Stimmung in der letzten Sitzung vom Januar zu be⸗ „urteilen wußte. Obgleich ich annehme, daß die Ver⸗ ſamlung den Anträgen des Ausſchuſſes Folge leiſten und deswegen die Arbeit des Ausſchuſſes als ſolche wohl kaum für ihre Beurteilung ſehr von Wert ſein wird, muß ich doch als Referent, ſo unangenehm das auch manchem von Ihnen ſein mag, wenigſtens in großen Zügen Ihnen auseinanderſetzen, was im Aus⸗ ſchuß beraten worden iſt. Meine Herren, die erſte Sitzung, die am 4. Ok⸗ tober v. I. ſtattfand, beſchäftigte ſich zunächſt mit einer allgemeinen Betrachtung des Projektes, an der Hand der Erläuterungen, die der Herr Baurat gab. Ich gehe auf dieſe Dinge hier nicht weiter ein, ſondern möchte nur aus dieſer allgemeinen Betrachtung zwei pofitive Dinge herausheben, deren Kenntnis für Sie vielleicht nicht ohne Bedeutung iſt: nämlich zunächſt den Gedanken, daß man bei dieſer Badeanſtalt, die ja doch auch für die anderen weſtlichen Vororte von Wichtigkeit iſt, ſich an dieſe behufs einer finanziellen Beteiligung wenden ſolle, und zweitens ein Projekt, das von einem Ausſchußmitgliede ſelbſt produziert wurde und das ſich ebenfalls auf der Baſis des Grund⸗ ſtücks Nürnberger Straße aufbaute, aber in erheblich anderer Weiſe, nämlich unter Verkleinerung des Grundſtücks durch einen Verkauf der hierfür am beſten gelegenen Teile, durch Beſchränkung der Bau⸗ koſten, Fortfall eines dritten Schwimmbaſſins und der Bäder erſter und zweiter Klaſſe. Auch die zweite Sitzung, die bald darauf ſtattfand, war im weſent⸗ lichen der Betrachtung der Rentabilität gewidmet; zweitens wurde in ihr und in der folgenden Sitzung dieſes Projekt, das aus dem Ausſchuß ſelbſt heraus aufgetaucht war, einer eingehenden Beſprechung Dezember 1912 unterzogen. In der zweiten Sitzung war außerdem noch ein weiteres Projekt, das nicht unerwähnt bleiben darf, zur Behandlung gekommen, welches als Bau⸗ platz nicht die Nürnberger Straße, ſondern das uns gehörige Grundſtück in der Niebuhrſtraße vorſah. In der dritten Sitzung, die im weſentlichen der Be⸗ trachtung dieſer Projekte gewidmet war, und für welche der Magiſtrat eine beſondere Vergleichsauf⸗ ſtellung gemacht hatte, fielen alle anderen Projekte inſofern, als aus der Aufſtellung des Magiſtrats hervorging, daß irgendwelche beſonderen finanziellen Vorteile durch die Realiſiterung dieſer Pläne nicht zu erwarten ſein würden. Der Ausſchuß beſchloß nun⸗ mehr, in die Spezialberatung nur des Projektes Nürnberger Straße einzutreten. Dieſer Spezial⸗ beratung war die vierte Sitzung gewidmet. Ich unterlaſſe es, auf die Einzelheiten einzugehen, da ich glaube, daß dieſe Arbeit für Ihre Beſchlüſſe ver⸗ hältnismäßig unerheblich ſein wird. Nun mußten die Sitzungen unterbrochen werden, und zwar in erſter Linie mit Rückſicht auf die beginnende Etats⸗ beratung. Das Reſultat der Etatsberatung influen⸗ zierte auch die Stimmung der Ausſchußmitglieder. Als wir uns nach Monaten wieder zuſammenfanden, ſollte das Projekt nicht mehr den gleichen Reſonanz⸗ boden im Ausſchuß wiederfinden, den es vorher ge⸗ habt hatte. Es waren auch noch andere Gründe, die ich Ihnen hier ſchildern muß. Zunächſt aber laſſen Sie mich auf die Wirkungen eingehen, die die Etats⸗ beratung und dieſes Projekt aufeinander haben. Solche Wirkungen ſind allerdings vorhanden; denn die Etatsberatung hat uns gezeigt, mit welch unendlicher Schwierigkeit und Mühe es möglich ge⸗ worden war, den Etat mit 100% zur Balanzierung zu bringen, und wie leicht dieſes Ziel nicht hätte er⸗ veicht werden können. Die Folgerungen, die man daraus zu ziehen hatte, waren doch im weſentlichen die, daß man in der Zukunft außerordentlich vor⸗ ſichtig ſein muß mit allen Ausgaben, die irgendwie vermeidbar ſind, daß man doppelt vorſichtig ſein muß mit Engagements, die Magiſtrat und Stadtverwal⸗ tung in Ausgaben ſtürzen, die in ihrer vollen Höhe nicht zu überſehen ſind. Nun iſt aber ſowohl von Magiſtrats Seite als auch von allen denjenigen, die dem Projekt der Badeanſtalt auf das ſympathiſchſte gegenüberſtanden, ſtets zugegeben worden, daß wir es hier mit einem Geſchäft im kaufmänniſchen Sinne zu tun haben, das gegenüber allen anderen Erwerbs⸗ unternehmungen, die die Stadt betreibt, mit einem Riſiko verbunden iſt. Ich will nur eins heraus⸗ greifen. Es iſt davon geſprochen worden, daß zur Alimentierung der Badeanſtalt ein Kreis von 750 000 Menſchen nötig ſei. Keiner von Ihnen weiß und kann es wiſſen, ob es wirklich dieſen 750 000 Menſchen in der zu erbauenden Badeanſtalt ſo gefällt, daß ſie ſie aufſuchen und vor allen Dingen dauernd aufſuchen. Das iſt einer der wichtigſten Punkte. Es kam noch ein Zweites hinzu. Es war gelungen, in der Krummen Straße zur Arrondierung der ſchon gekauften Grundſtücke ein weiteres von über 1000 am Fläche dort zu erwerben, und es war ſomit möglich, eine wirklich bedeutende Vergrößerung der Bade⸗ anſtalt in der Krummen Straße vorzunehmen. Unter dieſen Auſpizien und unter dem Drucke dieſer Gedanken trat im Oktober d. I. der Ausſchuß von neuem zuſammen. Daß dieſe Auſpizien nicht gerade günſtig waren, werden Sie begreifen. Sie wurden noch ungünſtiger dadurch geſtaltet, daß die erſte Mitteilung, die uns vom Magiſtratstiſch ge⸗ macht wurde, die war, daß ſich die Verhandlungen