430 Sitzung vom 4. hinzugekauft worden. Nach meiner Anſicht müßte ſich das Projekt dort ganz gut ausführen laſſen. Weiter legen wir aber beſonderes Gewicht dar⸗ auf, daß in dem Stadtteil jenſeits der Spree eine Badeanſtalt errichtet wird. Wir haben dieſem Ge⸗ danken hier ſchon ſehr häufig Ausdruck gegeben; aber noch niemals hat man zu erkennen gegeben, daß man wirklich die Abſicht hat, dort irgend etwas zu errichten. In der Gegend der Nürnberger Straße haben wir faſt durchweg mit Wohnhäuſern zu tun, die Badege⸗ legenheit haben. In der Gegend der Krummen Straße, wo noch zum größten Teil die alten Baracken ſtehen, finden wir vielfach Häuſer, die keine Badege⸗ legenheit haben. Daraus ergibt ſich die dringende Notwendigkeit der Erweiterung der Anſtalt. Das gleiche trifft aber auch zu für den Stadtteil im Nord⸗ weſten. Auch dort ſind ſehr viele Häuſer, wo keine Badegelegenheit geſchaffen iſt. Meine Herren, ich bitte Sie, ſtimmen Sie den Ausſchußanträgen dahin zu, daß das Badeanſtalts⸗ projekt für die Nürnberger Straße fällt, daß ferner der Ausbau der Badeanſtalt in der Krummen Straße vorzunehmen und gleichzeitig auch daran zu denken iſt, daß für den Stadtteil jenſeits der Spree eine gleichartige Anſtalt errichtet wird. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Ausſchuſſes wie folgt: In Anbetracht der ſtarken finanziellen Be⸗ laſtung, welche der Stadtgemeinde insbeſondere infolge der Teuerungsverhältniſſe und der Auf⸗ gaben des Zweckverbandes in den nächſten Jahren bevorſteht, in weiterer Berückſichtigung der nunmehr geſicherten Erweiterungsmöglich⸗ keit der Badeanſtalt Krumme Straße und der ins Auge gefaßten Errichtung einer neuen Bade⸗ anſtalt im Norden unſerer Stadt, ſieht ſich die Stadtverordnetenverſammlung veranlaßt, den Antrag des Magiſtrats vom 21. Juni 1911, lautend: 1. Dem Vorentwurf für die Errichtung einer Badeanſtalt auf dem Grundſtück Nürn⸗ berger Straße 50%/55 wird vorbehaltlich der Genehmigung des genauen Bauentwurfs mit Koſtenanſchlag zugeſtimmt. 2. Die auf 4 600 000 ℳ berechneten Koſten ſind aus Anleihemitteln zu entnehmen abzulehnen; ſie ſpricht aber zugleich ihr Be⸗ dauern aus, daß dieſe ſo gewichtigen Umſtände es unmöglich machen, das an und für ſich ſo reizvolle und vollendet durchgearbeitete Projekt in die Wirklichkeit umzuſetzen. Die vorliegende Petition iſt herdurch erledigt). Vorſteher Kaufmann: Wir kommen zu Punkt 8 der Tagesordnung: Bericht des Ausſchuſſes über die Anträge der Stadtv. Dr. Stadthagen und Gen. und Dr. Crüger und Gen. betr. Befahren des Spegrerr⸗ Berges. — Druckſachen 302, 321. Berichterſtatter Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren! Bei der Beratung dieſer Anträge wurden zu⸗ nächſt einige Feſtſtellungen gemacht Erſtens wurde von allen Seiten zugegeben, daß die ſichere, glatte Abwicklung des Verkehrs bei der jetzigen Handhabung der Beſtimmungen durch die Polizei und dem Ver⸗ Dezember 1912 halten der Fuhrleute auf dem Spandauer Berg nicht ganz gewährleiſtet iſt. Ferner wurde von allen Seiten erklärt, daß viele Tierquälereien vorkommen. Das wurde zum Teil auf die Unkenntnis der Kutſcher, zum Teil auf die ungenügende Beſpannung zurückgeführt, für die oft auch die Fuhrherren die Schuld träfe, end⸗ lich auf die nun einmal vorhandene unangenehme Si⸗ tuation bezüglich der Steigung. Von ſeiten des Ma⸗ giſtrats wurde darauf hingewieſen, daß ähnliche Stei⸗ gungen in Berlin mehrfach vorkämen, ſo in der Vete⸗ ranenſtraße, in der Friedenſtraße und am Weinbergs⸗ weg. Es wurde ferner feſtgeſtellt, daß die Fuhrherren ſich neuerdings vielfach dadurch helfen, daß ſie, falls ſie mehrere Fahrzeuge denſelben Weg zu ſchicken haben, zwei Fahrzeuge gleichzeitig dorthin ſchicken, ſo daß es möglich iſt, den einen Wagen mit vier Pferden den Berg herauffahren zu laſſen und dann nachher den an⸗ deren Wagen ebenfalls. Auch helfen ſich die Kutſcher oftmals, indem ſie Vorſpann von anderer Seite ent⸗ nehmen. Dabei wurde die merkwürdige Tatſache feſt⸗ geſtellt, daß im allgemeinen nicht die Fuhrherren das Vorſpanngeld bezahlen, ſondern die Kutſcher; wenig⸗ ſtens wurde dies als das übliche Verfahren bezeichnet. Die Kutſcher haben dafür 50 5 bis 1,50 ℳ aus ihrer Taſche zu zahlen. Soviel mir bekannt iſt, kommen auch Fälle vor, wo ſie ſich mit 20 bis 30 § abfinden. Die Diskuſſion bewegte ſich nach verſchiedenen Richtungen. Es wurde zunächſt gefragt, ob es nicht möglich ſei, die dortigen Steigungsverhältniſſe zu ver⸗ beſſern. Der Magiſtrat hat uns mitgeteilt, daß die Anlegung einer Rampe etwa im Zuge des Spandauer Berges an zwei Punkten ſcheitere, erſtens an der Koſtenfrage, und zweitens daran, daß die Rampe auch nur bis zu dem Wege geführt werden könnte, der zu dem alten Luiſenkirchhof abzweigt, alſo vor der Königin⸗Eliſabeth⸗Straße. Der Magiſtrat hat auch einmal ein Projekt ausgearbeitet, um die Steigung — nicht durch eine direkte Rampe, ſondern durch eine über andere Terrains geführte Anlage — zu verrin⸗ gern. Dieſe Anlage, die in verkehrstechniſcher Be⸗ ziehung durchaus nicht einwandfrei wäre, würde etwa 2 Millionen ℳ koſten. Sie können daraus ermeſſen, wie teuer ſich das Hauptprojekt geſtalten würde. Unter dieſen Umſtänden wurde im Ausſchuß allſeitig zuge⸗ geben, daß eine weitere Erwägung dieſer Verbeſſe⸗ rungsmöglichkeit zwecklos ſei. Ferner erſtreckte ſich die Debatte auf die Frage des Vorſpanns, ſowohl des mechaniſchen Vorſpanns wie des Vorſpanns mit Pferden. In bezug auf mechaniſche Vorſpanneinrichtungen hat der Magiſtrat nähere Erörterungen mit Sachverſtändigen noch nicht gepflogen. Daher ſchlägt Ihnen der Ausſchuß nach dieſer Richtung einen beſtimmten Antrag vor. Er hat uns aber Mitteilung davon gemacht, daß daran ge⸗ dacht ſei, etwa durch die Anlage einer Ketten⸗ oder Seileinrichtung unter der Straße eine Verbeſſerung zu erzielen. Eine derartige Anlage ſoll es ſchon geben; ſie wird aber auch als ſehr teuer, ziemlich kom⸗ pliziert und nicht in allen Fällen zweckmäßig ange⸗ ſehen. Gegen die Stellung von Vorſpann durch Pferde wurde von manchen Seiten geltend gemacht, daß dieſe Einrichtung auch ziemlich koſtſpielig ſein und doch nicht ſo benutzt werden würde, wie man er⸗ warten müßte, damit ſie einigermaßen rentabel wäre. Es wurde darauf hingewieſen, daß der Vorſpann un⸗ gefähr 25 Minuten zum Anhängen, Herauffahren, Abhängen und Wiederherunterfahren brauchen würde. Dieſe Schwierigkeiten wurden allgemein zuge⸗ geben. Trotzdem glaubte man doch, daß es richtig wäre,