Sitzung vom 4. die Verantwortung dafür dem Magiſtrat zuſchieben,“ Aus ſeinen weiteren der die Vorlage damals nicht akzeptiert hat, ſo wie die Stadtverordnetenverſammlung ſie annahm. Ich erlaube mir zunächſt einmal, die beiden Anträge von damals für die heutige Beratung auch wieder ein⸗ zureichen, um unſere Stellung zu der ganzen Frage zu dokumentieren. Des weiteren darf ich mich der Ausführung des Herrn Or Crüger anſchließen, der ſchon eingehend darauf hingewieſen hat, daß das Problem in einem ſo engen Bezirk, wie es Charlottenburg iſt, nicht ge⸗ löſt werden kann, da eben Verſuche, die man da Hege will, mindeſtens auf der Baſis von Groß⸗ Berlin gemacht werden müſſen. Dieſen Standpunkt haben wir ja auch mehrfach hier zum Ausdruck ge⸗ bracht. Trotz dieſer allgemeinen Bedenken, die wir haben, haben wir uns vor einigen Monaten dazu entſchloſſen, den Wünſchen des größten Teiles der Ver⸗ ſammlung, den Wünſchen des Magiſtrats Rechnung zu tragen und mitzugehen. Auch ich habe zuerſt ge⸗ glaubt — das will ich hier ruhig ausſprechen — daß die jetzige Vorlage im weſentlichen dasſelbe enthält, wie die damalige, von uns korrigierte Vorlage. Bei näherer Erwägung habe ich aber doch den Eindruck erhalten, daß die Anſchauung richtig iſt, die Herr Kollege Crüger hier eben vertreten hat, daß in der Tat das, was wir damals mit unſeren Anträgen ge⸗ wollt haben, nämlich die Gewerkſchaften nicht beſſer zu ſtellen als den übrigen Teil der Arbeiterſchaft, der Handlungsgehilfen uſw., — daß dieſe Abſicht hier zum größten Teile doch wieder aufgehoben worden iſt. er Herr Stadtrat könnte mir nun entgegen⸗ halten, daß ich bei der erſten Beratung ſelber darauf hingewieſen hätte, daß die Arbeiter auch nach dem damaligen Statut eine Geſamwerſicherung nehmen könnten. Gewiß; aber gerade die Vorlage, die jetzt erfolgt iſt, macht auf mich den Eindruck, daß der Magiſtrat beſonderen Wert darauf legt, die Gewerk⸗ ſchaften zu bevorzugen, was in der damaligen Vor⸗ lage in keiner Weiſe zum Ausdruck kam. Ich kann mir ſonſt eine Erklärung für die Ablehnung unſeres damaligen Votums und die Einbringung einer neuen Vorlage überhaupt nicht ſchaffen. Da dieſe Tendenz eben obwaltet und da andererſeits dieſe Vorlage ja von ihren Freunden als ein Rumpf bezeichnet wird, ſo möchte ich für den größten Teil meiner Freunde die Erklärung abgeben, daß wir der Vorlage in der jetzigen Form nicht zuſtimmen werden. Im übrigen brauche ich wohl kaum hinzuzu⸗ fügen, daß wir eine nochmalige Ausſchußberatung ablehnen müſſen. Die Sache iſt ſo eingehend und ſo lange verhandelt worden, daß es keinen Zweck hätte, die Verhandlungen in einem Ausſchuſſe nochmals von vorne zu beginnen. Stadtrat Dr. Spiegel: Meine ſehr verehrten Herren! Nachdem die Vorlage von allen Seiten des Hauſes ſo freundlich begrüßt worden iſt, (Heiterkeit) darf ich mir wohl erlauben, auf die verſchiedenen Be⸗ grüßungsreden einige Worte zu erwidern. Die lie⸗ renswurdigſte war jedenfalls die des Herrn Stadtver⸗ ordneten Richter, (Heiterkeit.) der unſere Vorlage als einen bereits in Verweſung übergegangenen Leichnam bezeichnete. (Heiterkeit.) Dezember 1912 441 Ausführungen habe ich zu meiner Beruhigung geſchloſſen, daß die Fäulnis doch wohl noch nicht allzu weit vorgeſchritten ſein kann; denn ſonſt hätte der Herr Stadwwerordnete Richter ſchwerlich Luſt verſpürt, ſich mit dieſem „Leichnam“ noch weiter in einem Ausſchuſſe zu beſchäftigen. (Heiterkeit.) Was er übrigens zur Begründung ſeines Ausſpruchs anzuführen hatte, — das vermag ich nicht zu be⸗ kämpfen, weil ich es nicht gehört habe. Herr Richter iſt zu meinem Bedauern über einige allgemeine Redensarten und über die ausſchließliche Anpreiſung des Genter Syſtems nicht hinansgekommen. Nun, über das Genter Syſtem und ſeinen Wert brauchen wir uns hier ſchwerlich zu unterhalten. Das Urteil, daß es das einzig richtige, durchgreifende und erfolg⸗ reiche wäre, habe ich allerdings heute zum erſten Male gehört. Das „erfolgreichſte“, — das gebe ich zu; aber daß es richtig und durchgreifend wäre, das wagen auch ſeine ergebenſten Anhänger nicht zu behaupten. Denn ein Syſtem, das von vornherein nur diejenigen berückſichtigt, für die ſchon einigermaßen geſorgt iſt, aber diejenigen, die gar nichts haben, vollkommen ausſchaltet, kann vom ſozialpolitiſchen Standpunkt unmöglich als das einzig richtige bezeichnet werden; und durchgreifend iſt es aus demſelben Grunde nicht, weil es eben weite Kreiſe der in Betracht kommenden Arbeitnehmer außer acht läßt. (Sehr richtig!) Wenn das Genter Syſtem trotzdem von uns neben einer ſelbſtändigen ſtädtiſchen Arbeitsloſenwerſiche⸗ rungskaſſe akzeptiert worden war, ſo liegt das daran, daß es eine, und zwar bisher die am meiſten und beſten entwickelte Form der Selbſthilfe darſtellt, und daß wir von dem Gedanken ausgingen, daß wir mit ſtädtiſchen Mitteln die Selbſthilfe auf dem Gebiete der Arbeitsloſenverſicherung in jeglicher Form fördern wollen. Was wir nun gegen die früheren Beſchlüſſe der Stadtverordnetenverſammlung einzuwenden hatten, das war eben, daß von den verſchiedenen Formen der Selbſthilfe, die aus ſtädtiſchen Mitteln unterſtützt werden ſollte, nun gerade die eine, bisher erfolg⸗ reichſte Form geſtrichen wurde, daß damit etwas ent⸗ ſtand, was wir als eine Unbilligkeit empfunden haben und dem wir uns deshalb nicht anſchließen konnten. Inſofern iſt alſo die jetzige Vorlage natür⸗ lich nicht identiſch mit derjenigen, die durch die früheren Beſchlüſſe dieſes Hauſes geſchaffen worden iſt. Wir ſuchen dieſe Ungerechtigkeit zu beſeitigen, indem wir das ganze Zuſchußſyſtem beſeitigen und Ihnen lediglich eine Verſicherungskaſſe vorſchlagen, aus der für beſtimmte Beiträge ein beſtimmtes Tage⸗ geld im Falle unverſchuldeter Arbeitsloſigkeit gewührt werden ſoll. Damit nun die bei unſerer Kaſſe Ver⸗ ſicherten nicht ſchlechter ſtehen, als ſie nach unſeren urſprünglichen Vorſchlägen und nach Ihrer Beſchluß⸗ faſſung vom 22. Mai ſtehen würden, haben wir das damalige Tagegeld von 1 ℳ, unter Hinzunahme des früher geplanten Zuſchuſſes aus einem Sonderfonds, gleich auf 1,50 ℳ erhöht, ſodaß alſo diejenigen, die bei der ſtädtiſchen Arbeitsloſenkaſſe verſichert ſein werden, genau dasſelbe erhalten würden wie nach den urſprünglichen Plänen, die Sie gebilligt haben. Meine Herren, jetzt werden von Ihrer Seite allerdings Einwände erhoben, welche durchaus die