460 Frageſteller Stadtv. Jacobi: Meine Herren! In dem Verkehrsleben der Stadt Charlottenburg bildet der Auguſte⸗Viktoria⸗Platz zweifellos einen wunden Punkt, und ich füge hinzu, auch der Nollendorfplatz, deſſen Verkehrszuſtände ich mir als geradezu unhalt⸗ bar zu bezeichnen erlaube. Aber der Nollendorfplatz iſt nicht nur von Charlottenburger Gebiet begrenzt, und deshalb unterſteht er auch nicht ausſchließlich der Stadt Charlottenburg. Bei der Begründung meiner Anfrage werde ich Ihnen zeigen, daß zu einer Ver⸗ kehrsregelung nicht nur eine Verfügung des Polizei⸗ präſidenten, ſondern auch die Mitwirkung des Magi⸗ ſtrats notwendig iſt. Es wird vielelicht einer ſpäteren Anfrage bedürfen, um auch die Regelung des Ver⸗ kehrs am Nollendorfplatz zu bewirken. Einſtweilen möchte ich mich nur mit dem Auguſte⸗Viktoria⸗Platz befaſſen. Meine Herren, ich will vorneweg zugeben, daß zu verſchiedenen Tagesſtunden der Verkehr am Auguſte⸗Viktoria⸗Platz durchaus kein ſo übermäßig großer iſt, und würde man die Berechtigung meiner Anfrage während dieſer Stunden prüfen wollen, ſo würde das vielleicht ein negatives Ergebnis haben. Aber wenn die Automobilbeſitzer des Weſtens von Berlin und auch vom Oſten ihr Mittagsſchläſchen gehalten haben und ihre Spazierfahrt nach dem Grunewald unternehmen, und wenn andererſeits die Charlottenburger nach Berlin fahren: von da ab bis zum Beginn der Theaterzeit ſteigert ſich der Ver⸗ kehr in einer Weiſe, daß man wohl von einer Ge⸗ fährlichkeit des Verkehrs am Auguſte⸗Viktoria⸗Platz ſprechen kann. Ich möchte mir keine Uebertreibung zuſchulden kommen laſſen, aber das kann ich ſagen: alte Leute, die es wohl riskieren können nach der neuen Verkehrsregelung, über den Potsdamer Platz zu gehen, und zwar mit einer gewiſſen Ruhe, ſollten es klugerweiſe unterlaſſen, während der verkehrs⸗ reichen Stunden über den Auguſte⸗Viktoria⸗Platz zu ſchreiten. Aber auch junge eLute, die noch fir genug ſind, um einem vorbeiſauſenden Auto auszuweichen, fühlen ſich bedroht und ſind ihres Lebens froh, wenn ſie die andere Seite des Platzes erreicht haben. Der Auguſte⸗Viktoria⸗Platz iſt ja für den Ver⸗ kehr ſehr ſchlecht gelegen; in ihn münden ſechs der lebhafteſten Straßen Charlottenburgs, während in den Potsdamer Platz nur fünf münden. Außerdem bietet der Potsdamer Platz eine freie Ueberſicht, was beim Auguſte⸗Viktoria⸗Platz nicht der Fall iſt. Das ſind Uebelſtände, die ſich nicht beſeitigen laſſen, die aber doch zu überwinden ſind. Meine Herren, wenn Uebelſtände, die im Intereſſe der Sicherheit des Pu⸗ blikums beſeitigt werden können, nicht beſeitigt wer⸗ den ſollten, ſo würde das unverſtändlich ſein. Wer nicht blind über die Dinge hinweggeht, der muß ſich ſagen, daß hier für die Sicherheit der Paſſanten etwas geſchehen muß. Wer ſich vor das romaniſche Café hinſtellt und den Verkehr beobachtet, wie dort die Wagen ineinander und durcheinander gehen, der wird ſich unbedingt ſagen müſſen, daß hier auch was geſchehen kann. Der Uebelſtand, der beſeitigt werden muß, be⸗ ſteht darin, daß jeder Fahrer nach Belieben und Will⸗ kür fahren kann, wie er will, rechts um die Kirche oder links um die Kirche. Soll das Publikum mit derſelben Ruhe wie an anderen verkehrsreichen Ueber⸗ gängen auch dort verkehren, will man dem Publikum die Sicherheit geben, bei einiger Aufmerkſamkeit vor Unfällen geſchützt zu ſein, dann muß eine einzige Fahrtrichtung angeordnet werden, rechts um die Kirche. Dabei entſteht für den Magiſtrat die Auf⸗ Sitzung vom 17. Dezember 1912 gabe, dafür zu ſorgen, daß auch die Straßenbahnen rechts um die Kirche fahren können, indem an der Weſtſeite des Platzes ein Schienengleis gelegt wird, das gleichzeitig nach der Rankeſtraße führt. Da er⸗ gibt ſich eine kleine Schwierigkeit, da der Bürgerſteig ſehr weit in den Platz hineinragt und zurücverlegt werden muß, damit ſtatt des rechten Winkels, der jetzt von der Weſtſeite des Platzes nach der Rankeſtr. befahren werden muß, eine ſchräge Fahrſtraße ent⸗ ſteht, die für den Verkehr ungefährlich iſt. Meine Herren, ich bin mir bewußt, daß ich aus der Scele eines großen Teiles der Bevölkerung ſpreche, wenn ich dieſe Angelegenheit hier zur Sprache bringe. Der Magiſtrat wird ſich den Dank des Publikums verdienen, wenn er meiner Anregung Folge leiſtet. Ich habe auch die beſte Hoffnung, daß es geſchehen wird; denn ich hatte die Ehre, mit dem Herrn Bürgermeiſter darüber Rückſprache zu nehmen: er hat die von mir erwähnten Uebelſtände anerkannt und auch meine Vorſchläge, ſoweit er ſie im Augen⸗ blick burteilen konnte, als akzeptabel bezeichnet. Stadtbaurat Bredtſchneider: Meine Herren! Der Magiſtrat begrüßt derartige Anregungen in der Regel mit großer Freude und wird jelbſtverſtänd⸗ lich tun, was in ſeinen ſchwachen Kräften ſteht denn in dieſem Falle ſind ſeine Kräfte nur ſchwach —, um die Uebelſtände, die, wie auch ich anerkenne, an jener Stelle beſtehen, zu mäßigen oder ganz zu be⸗ ſeitigen. Ich bitre aber zu bedenken, daß hier, wie der Herr Vorredner bereits geſagt hat, Straßenzüge zuſammentreffen, die zu den verkehrsreichſten ge⸗ hören, die in Charlottenburg eriſtieren. Der Kur⸗ fürſtendamm, der von Oſten her in den Auguſte⸗ Viktoria⸗Platz mündet, iſt nach unſeren Zählungen die verkehrsreichſte Straße, die wir haben; es ver⸗ kehren dort 10 000 Fuhrwerke in 24 Stunden. Es gibt keine andere Straße in Charlottenburg, die auch nur annähernd einen ſolchen Verkehr hat. Auch die Tauentzienſtraße und der Kurfürſtendamm weſtlich von der Kaiſer⸗Wilhelm⸗Gedächtniskirche haben einen ſehr lebhaften Verkehr, ebenſo die Hardenbergſtraße. Und wenn wir die Kantſtraße, die ja zurzeit ſtumpf am Lietzenſee endet, weiter fortſetzen werden, wie es ja beabfichtigt iſt, dann wird auch ein größerer Ver⸗ kehr ſich noch in die Kantſtraße hineinergießen, und der Verkehr auf dem Auguſte⸗Viktoria⸗Platz wird noch mehr ſteigen. Meine Herren, wo ein großer Verkehr herrſcht, gibt es immer Mißſtände, und man kann nicht ver⸗ langen, daß im großen Verkehr für den Fußgänger keine Gefahren entſtehen dürfen. Eine große Vor⸗ ſicht muß auf den Verkehrsplätzen immer angewandt werden, man mag Einrichtungen treffen, welche man wolle, und auch der Auguſte⸗Viktoria⸗Platz wird nicht allein jetzt, ſondern auch ſpäter nur mit großer Vor⸗ ſicht überſchritten werden dürfen. In der Erkenntnis der ſchwierigen Verkehrsverhältniſſe haben wir bei Gelegenheit der Aſphaltierung des Auguſte⸗Viktoria⸗ Platzes, mt Ausnahme der Seite, wo das erſte romaniſche Haus ſteht, Schutzinſeln geſchaffen, ledig⸗ lich zu dem Zwecke, damit der Fußgänger die Straße mit geringerer Gefahr überſchreiten kann. Wie ich zugebe, iſt namentlich an der Ecke, wo der Kurfürſten⸗ damm in den Auguſte⸗Viktoria⸗Platz von Oſten her einmündet, alſo vor dem zweiten romaniſchen Hauſe, der Querverkehr für den Fußgänger nicht ganz ohne Gefahr. Und hier müßte tatſächlich etwas zur Ab⸗ wendung der Gefahr geſchehen. Aber ob es möglich ſein wird, den Verkehr, wie Herr Stadtverordneter