Sitzung vom 17. Stadtv. Dr Byk: Ich bin von der Auskunft, die die Herren Stadträte gegeben haben, nicht be⸗ friedigt. Daß im Auguſt und Anfang September eine Straße aſphaltiert und acht oder vierzehn Tage darauf ein Teil des Pflaſters wieder aufgeriſſen wird, das muß Unmut erregen. Dazu dürfen wir nicht ſchweigen. Der Herr Stadtbaurat hat uns er⸗ zählt, wie es gemacht wird, daß ſolche Dinge nicht paſſieren ſollen, daß die einzelnen Verwaltungen an⸗ gefragt werden, daß ſie mitteilen ſollen, ob ſie Röhren oder ſonſt etwas dort zu verlegen beabſichtigen. Nun möchte ich die Frage ſtellen, ob der Herr Stadtrat Seydel die Nachricht gegeben hat, daß be⸗ abſichtigt iſt, dort die Röhren zu verlegen. Ich glaube, wenn man die Frage gerichtet und die Ant⸗ wort bekommen hätte, daß dort Röhren verlegt wer⸗ den ſollen, dann hätten die beiden Verwaltungen ſehr gut Hand in Hand arbeiten können, und es hätte möglich gemacht werden müſſen, daß zu gleicher Zeit gearbeitet wird. Ich bin beſtimmt der Meinung, daß das ein Verſehen iſt. Vor allen Dingen möchte ich die Antwort haben, ob von der Waſſerwerksverwal⸗ tung der Tiefbauverwaltung mitgeteilt worden iſt, daß dort Röhren verlegt werden ſollen. Irgendwo muß ein Fehler ſein. Stadtbaurat Bredtſchneider: Selbſtverſtändlich haben die Waſſerwerke von der bevorſtehenden Re⸗ gulierung der Bleibtreuſtraße Nachricht erhalten, auch haben die Waſſerwerke der Tiefbauverwaltung die Nachricht gegeben, daß am Einlauf in den Kur⸗ fürſtendamm noch ein Rohr zu verlegen iſt. Die Tiefbauverwaltung iſt während der Vorbereitungen zur Straßenregulierung mit den Waſſerwerken in Verbindung getreten und hat wiederholt die ſchleu⸗ nige Verlegung der Rohrleitung verlangt, hat aber die Nachricht erhalten: es tut uns leid, wir können zurzeit die Rohrleitung nicht verlegen, auch können wir nicht ſagen, wann die erforderlichen Röhren an⸗ kommen und wann wir ſie werden verlegen können, das iſt ganz unbeſtimmt. Schließlich hat die Tief⸗ bauverwaltung erklärt: jetzt können wir nicht länger 1 . jetzt müſſen wir die Stelle mit Aſphalt be⸗ egen. Vorſteher Kaufmann: Das Wort iſt nicht weiter verlangt; wir verlaſſen dieſen Gegenſtand. Punkt 3 der Tagesordnung: Antrag der Stadtv. Dr Stadthagen und Gen. betr. Herausgabe von Merkblättern. — Druckſache 330. Der Antrag lautet: Der Magiſtrat wird erſucht, zu erwägen, ob ſich die Herausgabe von Merkblättern für die weckmäßige Wahl und Folge von Büchern zur ortbildung auf den verſchiedenſten Gebieten von Wiſſenſchaft, Technik uſw. empfiehlt. Antragſteller Dr Stadthagen: Meine Herren! Bei früherer Gelegenheit habe ich ſchon darauf hin⸗ daß eine gewiſſe Schwierigkeit für manche Bürger vorliegt, die ſich weiterbilden wollen, den Gang der Weiterbildung von ſich ſelbſt aus zu be⸗ ſtimmen. Man könnte nun der Anſicht ſein, daß ſich die Betreffenden einfach an die Bibliothek wenden und dort fragen ſollen: was nehme ich 3z. B. vor, wenn ich mich in Nationalökonomie weiterbilden will bei Dezember 1912 465 der und der Vorbildung, die ich habe. Sicherlich wird unſere Bibliothek immer bereit ſein, ſich derartigen Anfragen gegenüber möglichſt entgegenkommend zu zeigen. Aber ich glaube, es geht über die Kräfte eines Bibliothekars und auch der dort angeſtellten Beamten, in allen ſolchen Fällen, die philoſophiſche und techniſche Gebiete betreffen, ohne weiteres Aus⸗ tunft zu geben. Da kam mir der Gedanke, ob es nicht zweckmäßig wäre, durch kleine Merkblätter für gewiſſe Gruppen der techniſchen und allgemeinen Wiſſenſchaften wie Philoſophie, Nationalökonomie, Elektrotechnik uſw. den Betreffenden, die ſich weiter⸗ hilden wollen, einen Anhalt zu geben, in welcher Folge ſie ſich die Bücher ausſuchen ſollen. Dieſe Bücher weden natürlich zunächſt nach dem Be⸗ ſtande unſerer Bibliothek auszuwählen ſein. Werden aber ſolche Merkblätter aufgeſtellt, ſo wird ſich auch für unſere Bibliothek ein Vorteil daraus ergeben; ſtellt ſich heraus, daß hier und dort eine Lücke vor⸗ handen iſt, ſo kann der Bibliothekbeſtand nach der Richtung ergänzt werden. Vorausſetzung für die günſtige Wirkung einer derartigen Einrichtung, die ich lediglich als einen Verſuch betrachte, iſt natürlich, daß ſich geeignete Kräfte finden, die ſich bereit erklären, für das eine oder andere Gebiet ſolche Folge aufzuſtellen. Ich glaube, daß wir in unſerer ſtädtiſchen Verwaltung unter den Lehrern, unter den Leitern der induſtri⸗ ellen Werke ſoviele bedeutende Kräfte haben, die ſich gern einer derartigen Aufgabe widmen werden, daß man wohl den Verſuch machen kann, und daß er auch gelingen wird. Ich hoffe, daß dadurch für unſere Mitbürger, ſowohl für die höher gebildeten als auch für die mit Mittelſchulbildung und mit einfacher Volksſchulbildung, etwas Erſprießliches herauskom⸗ men wird und gleichzeitig auch für die Weiterent⸗ wicklung unſerer Bibliothek ſelbſt. Ich bitte Sie, den Antrag anzunehmen. Vorſteher Kaufmann: Es hat ſich niemand mehr zum Worte gemeldet; ich ſchließe die Beratung. (Stadtv. Vogel meldet ſich noch zum Wort.) — Die Beratung iſt geſchloſſen, Herr Kollege Vogel; ich kann ſie leider nicht wieder aufnehmen. — Wir kommen zur Abſtimmung. (Der Antrag wird angenommen.) Meine Herren, wir wollen jetzt die Sitzung unterbrechen, um in gemeinſchaftlicher Sitzung mit dem Magiſtrat die Wahl eines Erſatzmannes zur Verbandsverſammlung des Verbandes Groß⸗Berlin vorzunehmen. (Die öffentliche Sitzung wird auf kurze Zeit unter⸗ brochen.) Vorſteher Kaufmann: Wir kommen zu Punkt 4 unſerer Tagesordnung: Antrag der Stadtverordneten Dr Stadthagen und Gen. betr. Seminarkurſus für Lehrer der Fortbil⸗ dungsſchulen. — Druckſache 331. Antragſteller Dr. Stadthagen: Meine Herren! Sie wiſſen, daß in den Fortbildungsſchulen einmal ſolche Lehrer tätig ſind, die immer Lehrer waren, alſo als Berufslehrer anzuſehen ſind, andererſeits