466 gewerbliche Techniker, die wir als Fachlehrer bezeich⸗ nen können. Die Berufslehrer bedürfen infolgedeſſen im allgemeinen einer techniſchen Ausbildung, wäh⸗ rend die Fachlehrer einer pädagogiſchen Ausbildung benötigen. Bisher iſt auch für beide Gruppen ſchon in kleinem Maße von den leitenden Inſtanzen geſorgt worden. In neueſter Zeit, und zwar unter dem 18. Sep⸗ tember, iſt ein Erlaß des Herrn Handelsminiſters herausgekommen, der darauf ausgeht, die Ausbildung beider Kategorien — er erwähnt zuerſt allerdings die Techniker und Handwerker mit ausreichender all⸗ gemeiner Bildung, dann aber auch unter Nr. 2 die Berufslehrer — durch die Einrichtung von Seminar⸗ kurſen nach den geſchilderten Richtungen hin in ſtär⸗ kerem Maße als bisher zu pflegen. Der Erlaß des Herrn Miniſters iſt an die Regierungspräſidenten und an den Herrn Oberpräſidenten in Potsdam ge⸗ richtet, und zwar mit dem Erſuchen, den Gemeinden davon Kenntnis zu geben und ſie zu veranlaſſen, die Ausbildung durch eine Beurlaubung mit Gehalt und durch Gewährung von Stipendien zu ermöglichen. Außerdem iſt — ich will auf die Einzelheiten, die ſonſt noch in dem Erlaſſe ſtehen, nicht eingehen — beſonders betont worden, daß auch die Gemeinden den Lehrern von dieſem Erlaſſe Mitteilung machen möchten. Meine Herren, der Miniſter geht dabei davon aus, daß der nächſte Etat, der den beiden Häuſern des preußiſchen Landtages nach dem 1. Ja⸗ nuar vorgelegt werden wird, Mittel zu dieſem Zweck zur Verfügung ſtellt. Es iſt nach den Vorgängen anzunehmen, daß eine Schwierigkeit dort auch nicht erwachſen wird. Andererſeits iſt die Anmeldung der Lehrer zu dieſen Kurſen bereits bis zum 2. Januar oder bis zum 31. Dezember d. I. notwendig. (Zurufe: Bis zum 1. Dezemberl) — Verzeihung, bis zum 1. Dezember dieſes Jahres. Ich hatte daher den Antrag bereits im November geſtellt. Es iſt jedoch wegen der Geſchäftslage nicht mehr möglich geweſen, ihn vorher zu beraten, auch nicht in der vorigen Sitzung kurz nach dem vorge⸗ ſehenen Termin, ſondern er kommt erſt jetzt zur Ver⸗ handlung. Ich glaube, der Gedanke, der das Miniſterium bei der Einrichtung dieſer Kurſe geleitet hat, kann nur allſeitig, auch von uns, freudig begrüßt werden. Wir müſſen im Intereſſe unſerer ge⸗ werbetreibenden Mitbürger, unſerer Handwerker, unſerer techniſchen Be⸗ triebe ganz beſonderen Wert darauf legen, daß auch die Ausbildung der Fachlehrer in pädagogiſcher Richtung gewährleiſtet w i r d. Denn der Wunſch, mehr Fachlehrer anzuſtellen, iſt im allgemeinen häufig da⸗ ran geſcheitert, daß nicht genügend Fachlehrer da waren, die pädagogiſch ausgebildet waren und über⸗ haupt in dieſe Karriere eintreten wollten. Durch die Einrichtung dieſer Kurſe, die beinahe den Anſchein einer Akademie erwecken, jedenfalls ſich dazu aus⸗ wachſen können, wird dieſe Schwierigkeit wohl ſpäter beſeitigt werden. Es wäre nun erwünſcht, wenn unſer Magiſtrat in erſter Linie den Technikern und Handwerkern, die geneigt ſind, ſich an den Kurſen zu beteiligen, Ge⸗ legenheit dazu gibt, dann in zweiter Linie auch, wie es dem Erlaſſe entſpricht, den Berufslehrern, die dort die fachliche Ausbildung noch nachholen wollen. Für unſere Gemeinde iſt es ja inſofern günſtig, als in Sitzung vom 17. Dezember 1912 jedem Falle der Kurſus innerhalb Groß⸗Berlins ſtattfinden wird, während die abgelegenen preußiſchen Gemeinden durch Reiſeſtipendien eventuell höhere Aufwendungen zu machen haben. Ich hoffe, daß der Magiſtrat dem Antrage bei⸗ treten wird, wenn er nicht ſchon, wie ich annehme, vorbereitende Schritte nach der Richtung getan hat. Es werden auch ſchon, was mir allerdings nicht genau bekannt iſt, eine Reihe von Geſuchen vorliegen. Ich hoffe, daß dieſen Geſuchen möglichſt wohlwollend gegenübergetreten wird, und bitte, dieſen Antrag an⸗ zunehmen. Stadtv. Schwarz: Meine Herren! Im Namen meiner Freunde begrüße ich den vorliegenden An⸗ trag freudig. Meine Freunde freuen ſich, der Aus⸗ ſicht auf einen weiteren Fortſchritt auf dem Wege, auf dem der Gegenſatz zwiſchen Fortbildungsſchule und Innungen ausgeglichen werden dürfte. Wir hoffen bereits auf dem Wege dazu zu ſein, denn es nimmt die Zahl der Fortbildungsſchullehrer dauernd zu. In den Jahren 1908 bis 1910 iſt die Zahl der Berufslehrer an Fortbildungsſchulen um 5%, die Zahl der Techniker dagegen um 33% gewachſen. In bezug auf die Fortbildungsſchul⸗Lehrerbil⸗ dung ſetzte das Jahr 1909 einen Merkſtein. Die Danziger Beſchlüſſe waren die Frucht der Erörterung der Grundlage, auf der die Fortbildungsſchul⸗Lehrer⸗ bildung aufgebaut werden ſollte; das Jahr 1911 brachte dann Lehrplanbeſtimmungen. Der Finanz⸗ miniſter ließ ſeinen Widerſtand fallen, und in dieſem Jahre erklärte Herr Geheimrat v. Seefeld auf dem Fortbildungsſchultage zu Crefeld, daß er wegen der Bewilligung der Mittel durch die beiden Häuſer des Landtages ohne Sorge ſein zu können glaube. Meine Herren, meine Freunde halten die Auf⸗ nahme in den zum April 1913 einzurichtenden ſtaat⸗ lichen Seminarkurſus doch nicht für ſo leicht, wie ſie nach dem Wortlaut des Antrages des Herrn Kollegen Stadthagen und nach ſeinen Ausführun⸗ gen erſcheinen könnte; wir glauben, vor Illuſionen warnen zu ſollen. Denn jeder, der in den Seminar⸗ kurſus eintritt, tut es ohne Garantie des von ihm erhofften Erfolges auf eigenes Riſiko; handelt es ſich doch nicht um eine Charlottenburger, ſondern vielmehr um eine allgemein preußiſche Angelegen⸗ heit. Preußen iſt im Begriff nachzuholen, was Baden, Württemberg und Sachſen ſchon getan haben und Bayern jetzt gleichfalls zu tun ſich anſchickt. Preußen will zu den Schullaſten für die Fortbil⸗ dungsſchul⸗Lehrerbildung beitragen, die bisher vor⸗ zugsweiſe den Gemeinden zufielen; es ſorgt damit für eine einheitliche Bildung der beiden Lehrer⸗ gruppen an den Fortbildungsſchulen, die ein Be⸗ dürfnis iſt. Berufslehrer und Fachleute werden hier einander angenähert, der Gegenſatz wird be⸗ ſeitigt, und die Einheitlichkeit des Unterrichts wird hoffentlich die Einheitlichkeit des künftigen Lehrer⸗ ſtandes, die eine dringende Notwendigkeit iſt, zur Folge haben; auch wird, das hoffen wir, auf dieſem Wege die Entwicklung in der Zukunft dazu führen, daß die Organiſation und die Geſtaltung der Fort⸗ bildungsſchulen mehr und mehr den Wünſchen der Innungen entſprechen. Die Ausbildung iſt in einem Seminarjahr ge⸗ dacht. Die Koſten ſollen 60 ℳ betragen, eventuell ſoll auch Freiſchule gewährt werden. Aufnahme⸗ bedingungen und Prüfungsvorſchriften exiſtieren, ein Unterrichtsplan aber beſteht zurzeit nicht. Wir be⸗ treten eben Neuland, es müſſen hier erſt Erfahrun⸗