Sitzung vom 17. Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Punkt 11 der Tagesordnung: Bericht des Ausſchuſſes über den Antrag der Stadt⸗ verordneten Dr. Stadthagen und Gen. betr. Ver⸗ kehrsdeputation. — Druckſachen 46, 344. Berichterſtatter Stadtv. Erdmannsdörffer: Meine Herren! Am 13. März 1912 hat die Stadt⸗ verordnetenverſammlung einen Antrag der Herren Stadthagen und Gen.: Magiſtrat wird erſucht, bal⸗ digſt eine Verkehrsdeputation einzuſetzen, einem Ausſchuß überwieſen. Dieſer Ausſchuß hat am 6. Dezember getagt und iſt zu dem Entſchluſſe ge⸗ kommen, der Ihnen ja gedruckt vorliegt. Zur Begründung des Antrages wurde in der Kommiſſion auf die Wichtigkeit des Verkehrsweſens in Charlottenburg und auf die großen Verkehrsauf⸗ gaben, die der Stadt bevorſtehen, hingewieſen. Dieſe Wichtigkeit hätte die Notwendigkeit einer eigenen Deputaton für das Verkehrsweſen evident ergeben. Die Tiefbaudeputation, der bisher die Verkehrsange⸗ legenheiten angegliedert ſind, genüge zu dieſem Zwecke nicht. Demgegenüber wurde im Ausſchuſſe vom Ma⸗ giſtrat hervorgehoben, daß dieſe Wünſche auf Schaf⸗ fung einer Verkehrsdeputation nicht neu ſeien, daß ſie bereits 1897 zum erſten Male an das Haus ge⸗ kommen ſeien. Im Jahre 1906 wurde dann von der Stadtverordnetenverſammlung ein Beſchluß ge⸗ faßt, eine Verkehrsdeputation einzuſetzen. Die —ief⸗ baudeputation aber wandte ſich ſchon damals gegen dieſen Beſchluß, und der Magiſtrat ſchloß ſich der Auffaſſung der Tiefbaudeputation an. Damals wurde hervorgehoben, daß die Ausſonderung der Straßen⸗ bahn namentlich von der Tiefbaudeputation zu Un⸗ zuträglichkeiten führen würde; das Verkehrsweſen, Straßenbau, Bebauungsplan, alles dies ſtände in un⸗ trennbarem Zuſammenhange. Aehnliche Momente wurden geltend gemacht angeſichts der Frage der Untergrundbahn, der Ladeſtraßen und der Hafen⸗ anlagen. Am 15. März 1911 wurde abermals in der Stadtverordnetenverſammlung uber dieſe vrage ver⸗ handelt. Damals aing eine ſchriftliche Antwort des agiſtrats ein, die insbeſondere zu der Frage des Zweckverbandes und den Beziehungen des Verkehrs⸗ weſens zu dieſer IFrage Stellung nahm. Es wurde im Aus nß beſonders darauf hin⸗ gewieſen, daß der Tiefbaudeputation ein Unteraus⸗ ſchuß für das Verkehrsweſen angegliedert ſei, und bei dieſer Gelegenheit wurde in der Kommiſſi.“ der Wunſch geäußert, daß zu den Sitzungen des Untec⸗ ausſchuſſes für das Verkehrsweſen nach Möglichkeit alle Mitglieder der Tiefbaudeputation eingeladen würden, damit ſie Gelegenheit hätten, ſich über die ſpeziellen Fragen des Verkehrsweſens innerhalb der Deputation genauer zu unterrichten. Weiter wurde der Wunſch ausgeſprochen, daß die Beſchlüſſe dieſes Verkehrsausſchuſſes ſämtlichen Mitgliedern der Tief⸗ baudeputation auch zur Kenntnisnahme unterbreitet werden möchten. Vom Magiſtrat wurde erwidert, daß dieſen Anregungen durchaus nichts widerſtrebe und daß ſie durchaus dankenswert ſeien. Dezember 1912 487 Ferner wurde in der Kommiſſion noch hervor⸗ gehoben, daß eine Abtrennung der Tiefbaudeputation vom Verkehrsweſen nicht notwendig ſei, daß es ſogar ſchadlich wirken könne, da viele Gegenſtände, die in der Tiefbaudeputation zur Beſprechung kämen, durch eine beſondere Verkehrsdeputation eine Verzögerung erfahren würden, da dieſelben Perſönlichkeiten an verſchiedenen Stellen wieder auftauchen würden. Charlottenburg habe — ſo wurde vom Magiſtrat beſonders betont — gegenüber anderen großen Ge⸗ meinden einen Vorſprung bei den Verhandlungen dadurch, daß das Verfahren hier vereinfachter und ſchneller ſei als dort. Die überwiegende Mehrheit des Ausſchuſſes konnte ſich den Anregungen und der Auffaſſung des Magiſtrats nicht verſchließen und war daher der An⸗ ſicht, daß der Antrag zurzeit abgelehnt werden müßte. Dagegen gingen der Magiſtrat und auch der Ausſchuß auf die Anregung ein, der größeren Klarheit wegen die Tiefbaudeputation in Zukunft „Tiefbau⸗ und Verkehrsdeputation“ zu nennen. In dieſem Sinne wurde der Antrag geſtaltet, und ich bitte Sie im Namen des Ausſchuſſes, ihn ſo anzu⸗ nehmen. Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren, nur wenige Worte! Ich kann nicht ſagen, daß ich durch die Ausführungen im Ausſchuß davon überzeugt worden bin, daß der Antrag an ſich nicht zeitgemäß iſt. Die gan ze Sachlage ſcheint meines Erachtens darauf zu drängen, eine Verkehrsdeputation einzu⸗ ſetzen; man braucht bloß daran zu denken, daß in anderen Vororten jetzt alle möglichen Verkehrswünſche an den Zweckverband gerichtet werden. Aber die Majorität hat ſich dem nicht angeſchloſſen, ſie hält zurzeit die Sache für inopportun. Immerhin wurde der Vorſchlag, die Tiefbaudeputation nunmehr als Verkehrsdeputation offiziell zu bezeichnen, auch im Ausſchuß als der erſte Schritt auf dem Wege ange⸗ ſehen, und in dieſem Sinne habe ich mich mit dieſer Löſung auch einverſtanden erklärt. Ich bitte Sie, den Antrag ſo anzunehmen. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Ausſchuſſes, wie folgt: a) der Antrag wird zurzeit abgelehnt, b) der Magiſtrat wird erſucht, die beſtehende Tief⸗ baudeputation fortan zu benennen: Tiefbau⸗ und Verkehrsdeputation.) Stadtv. Otto (zur Geſchäftsordnung): Meine Herren! Da wir morgen doch eine Sitzung abhalten müſſen, ſo ſchlage ich vor, uns jetzt zu vertagen. Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Ich bitte diejenigen Herren, die die Vertagung bis morgen be⸗ ſchließen wollen, die Hand zu erheben. (Geſchieht.) Das iſt die Mehrheit. Ich ſchließe die Sitzung. (Schluß 10 Uhr 10 Minuten.)