Sitzung vom 18 höre, ſoll nachher noch ein Amendement dafür einge⸗ bracht werden, daß der Schnellverkehr in ſchneller Folge auch bis in das Innere der Stadt geführt wird, damit die Stadt Charlottenburg gewiſſermaßen auch einen direkten Vorteil von der Sache hat. Die Uebungs⸗ und Probefahrten ſollen auf die Morgen⸗ ſtunden beſchränkt werden; im Sommer ungefähr um ½8 und im Winter um ꝙ9 Uhr hätten die Chauf⸗ feure, die dort ihre Wagen probieren, von der Bild⸗ fläche zu verſchwinden. Es war im Plenum das vorige Mal große Be⸗ fürchtung darüber geäußert worden, daß die Renn⸗ fahrten einen großen Rummel nach Charlottenburg ziehen könnten und dadurch zeitweiſe viel Lärm vor unſeren Toren gemacht würde. Sie finden unter e angegeben, daß die Autowettfahrten auf zweimal im Jahre beſchränkt werden. Es iſt das mit Zuſtimmung der Geſellſchaft hier eingeſetzt worden. Es iſt dann noch unter k von der Anteilnahme der Stadtgemeinde an der Verwaltung des Unter⸗ nehmens geſprochen. In welcher Form dies gemacht werden ſollte, wollte der Ausſchuß dem Magiſtrat überlaſſen. Unter finden Sie noch, daß Ihnen natürlich von dem Vertrag nach ſeinem Abſchluß Kenntnis gegeben werden ſoll. Dann ſind ſo ziemlich dieſelben Fragen für und wider wie in der vorigen Stadtverordnetenverſamm⸗ lung auch im Ausſchuſſe aufgetaucht, ſo daß ich über alle Einzelheiten wohl nicht zu ſprechen brauche. An neuen Geſichtspunkten iſt hauptſächlich von unſerem neuen Herrn Bürgermeiſter darauf hingewieſen wor⸗ den, was wohl ausſchlaggebend geweſen iſt, daß man auch in die Zukunft ſchauen und darauf ſehen ſollte, ſich auch Ausfallsſtraßen durch den Grunewald nach Wannſee zu ſchaffen, die man ſicher einmal brauchen würde. Wenn ſpäter der Zweckverband die Straßen bauen ſollte, würden für uns nach unſerer ſtatutenmäßigen Beteiligung am Zweckverband mindeſtens noch 10% an Koſten entſtehen. Wir würden das Gelände dann nicht pachtfrei erhalten, ſondern käuflich erwerben müſſen, und es wäre nach den Statuten des Zweckverbandes ſogar möglich, uns noch größere Laſten als 10% auf⸗ zuerlegen. Es wäre für uns, wenn wir uns an der Sache beteiligten, die Straße augenblicklich wohlfeiler zuhaben als je in ſpäteren Jahren. Außerdem hätte ſich Charlottenburg ſchon im Laufe der Jahre als eine Automobilſtadt ausgebildet, wie ſich durch die Zählung der Garagen und an Hand der Statiſtik der vielen Automobile, die in Charlotten⸗ burg verkehren, leicht nachweiſen läßt. Ich empfehle Ihnen im Namen des Ausſchuſſes die Annahme der Vorlage. Stadtv. Bergmann: Meine Herren! Die Be⸗ urteilung der Vorlage ſollte nicht zuletzt von dem Geſichtspunkte aus geſchehen, ob die Bahn auch ohne den Zuſchuß unſerer Stadt angelegt wird. Die Ver⸗ handlungen im Ausſchuß haben mich davon überzeugt, daß die Bahn in jedem Falle, ob mit oder ohne Zu⸗ ſchuß der Stadt, angelegt wird. Die Herren, die in der Verwaltung der Geſellſchaft ſitzen, werden keines⸗ falls den Plan fallen laſſen. Sie werden am letzten Ende an den Zweckverband herantreten, wie es auch der Herr Referent betont hat, und der Zweckorband wird eben einfach dekretieren. Dann aber, meine Herren, iſt unſer Mitbeſtimmungsrecht vollſtändig ausgeſchaltet. Dem Zweckverband ſteht es frei, uns im Umlageverfahren wahrſcheinlich in ziemlich beträcht⸗ . Dezember 1912 489 licher Höhe zu belaſten, da unſere Stadt ja am meiſten dabei intereſſtert iſt. Wenn wir dagegen dieſer Vor⸗ lage zuſtimmen, ſo werden wir als Vertragſchließende imſtande ſein, unſere Wünſche zu formulieren und unſere Bedingungen, wie wir ſie im Ausſchuß nieder⸗ gelegt haben, zur Erfüllung zu bringen. Ich halte dieſe Bedingungen im Intereſſe unſerer Stadt für außerordentlich vorteilhaft. Ich möchte nur das eine hervorheben, was auch der Herr Referent geſtreift hat und was ich für unſere Stadt für unbe⸗ dingt wichtig halte: das iſt dieſer Autoomnibusverkehr. Sie werden aus Erfahrung wiſſen, daß die Wagen der Stadtbahn, wenn ſie Charlottenburg, d. h. den Zoologiſchen Garten erreichen, meiſt übermäßig gefüllt ſind, ſo daß es vielen Leuten kaum möglich iſt, den Weg ins Freie, d. h. den Weg nach dem Weſten, zu finden. Es herrſcht dort eine unbegrenzte Fülle, ſo daß einem, ich möchte ſagen, der Atem dabei aus⸗ gehen könnte. Dieſem Uebelſtand wird zum großen Teil durch die Anlage eines Schnellautoomnibusver⸗ kehrs unbedingt abgeholfen. Da außerdem in dem Vertrag feſtgeſetzt wird, daß er zu ſo niedrigen Sätzen eingerichtet wird, wie die Stadtbahn in der dritten Klaſſe befördert, ſo wird es gerade der ärme⸗ ren Bevölkerung und dem Mittelſtande möglich wer⸗ den, in ſchneller Fahrt nach dem Weſten, nach den Erholungsſtätten an der Havel, am Wannſee uſw. zu gelangen. Aber, meine Herren, wir ſollten uns hierbei auch von allgemeinen Intereſſen etwas leiten laſſen. Der Automobilverkehr — das iſt unſtreitig — ſteigt von Tag zu Tag, und unſere Ausfallſtraßen im Weſten können dieſen Automobilverkehr kaum mehr auf⸗ nehmen. Ich finde es ſogar gerade ſehr vorteilhaft, daß die Bismarckſtraße den Anfangsverkehr auf⸗ nehmen wird; ſie iſt gewiſſermaßen dazu prädeſtiniert, ſie hat einen breiten Fahrweg, während das bei den anderen Ausfallſtraßen wie dem Kurfürſtendamm, der Kantſtraße uſw. nicht der Fall iſt. Und, meine Herren, wer Gelegenheit hatte, zu beobachten, wie gefahrvoll es heute ſchon iſt, bei regem Automobil⸗ verkehr z. B. den Kurfürſtendamm zu überſchreiten, wo es den Leuten, die in die elektriſche Bahn ein⸗ ſteigen oder aus derſelben ausſteigen wollen, kaum möglich iſt, über den Damm zu kommen, weil ſie Ge⸗ fahr laufen, dabei von den Autos überfahren zu wer⸗ den, der wird mir zugeben, daß es für uns von außer⸗ ordentlichem Vorteil iſt, wenn ſich gerade in der Bis⸗ marckſtraße dieſer Automobilverkehr ſammelt. Es werden aber außerdem wie bei jedem größeren Verkehr Vorteile für die Bewohnerſchaft heraus⸗ ſpringen. Ich erinnere an die wahrſcheinliche Anlage von Garagen, an den Handel mit Erſatzteilen, kurz⸗ um, es wird unbedingt durch den regen Verkehr Handel und Wandel in den Stadtteilen außerordent⸗ lich belebt werden. Und nun, meine Herren, die finanzielle Seite der Vorlage! Wir haben zwar im Moment keine Anhaltspunkte dafür, ob ein derartiges Unternehmen rentieren wird oder nicht, weil die Anlage etwas Neues, etwas, was noch nie da war, darſtellt. Aber, meine Herren, faſt alle Verkehrsunternehmungen ren⸗ tieren, und dabei glaube ich, daß die Belaſtung der Stadt im ungünſtigſten Falle nur minimal ſein wird. Es iſt ſogar eher anzunehmen, daß bei dem ſteigenden Verkehr und den für die Benutzung der Autoſtraße feſtgeſetzten Gebühren die Einnahmen eine ſolche Höhe erreichen werden, daß von einem Zuſchuß unſererſeits kaum die Rede ſein wind. Ich erinnere Sie daran,