Sitzung vom 18. Dezember 1912 nehmen, daß es unmöglich geweſen wäre, dieſe Ueber⸗ legung vorher anzuſtellen, und möchte jedenfalls bitten, für die Zukunft in dieſer Beziehung etwas vorſorglicher zu verfahren. Bürgermeiſter Dr. Maier: Meine Herren! Wenn wir diejenigen geweſen wären, die Ueberlegungen in dieſer Frage anzuſtellen gehabt hätten, dann wäre es ſelbſtverſtändlich geweſen, daß wir dieſe Ueberlegun⸗ gen vor dem Abſchluß des Vertrages mit der Terrain⸗ geſellſchaft „Park Witzleben“ angeſtellt hätten. Aber nicht wir haben dieſe Ueberlegungen angeſtellt, ſondern der Königliche Giſenbahnfiskus iſt auf den Gedanken gekommen, den Bahnhof ſtatt mit einem mit zwei Bahnſteigen auszuſtatten. Es iſt uns ſo überraſchend gekommen nach den Erklärungen, die wir bereits im Miniſterium der öffentlichen Arbeiten er⸗ halten hatten, daß wir nachher alle Anſtrengungen gemacht haben, um den Bahnhof mit einem Bahnſteig wieder zu erhalten. Das iſt uns aber leider nicht ge⸗ lungen, weil ſich der Herr Miniſter der öffentlichen Arbeiten perſönlich auf den Standpunkt geſtellt hat, man müſſe den Bahnhof von vornherein mit zwei Bahnſteigen verſehen. Er ſteht und ſtand auf dem Standpunkt, daß, wenn ein Bahnhof mit einem Bahnſteig gebaut werden würde, dann mit Sicherheit zu erwarten iſt, daß in nicht zu langer Zeit die Ver⸗ kehrsbedürfniſſe die Schaffung eines zweiten Bahn⸗ hofs verlangen würden, und der Eiſenbahnfiskus dann auf den Koſten des zweiten Bahnſteigs ſitzen geblieben wäre. Aus dieſem Grunde hat er uns die Koſten auferlegt. Vorſteher Kaufmann: Ich bitte die Herren Kollegen Baumann, Protze und Walther, das Pro⸗ tokoll der heutigen Sitzung zu vollziehen. Wir kommen nunmehr zu Punkt 19 der Tages⸗ ordnung: Mitteilung des Vorſtandes betr. Kontrolle über die Ausführung der Beſchlüſſe der Stadtverordnetenver⸗ ſammlung. Druckſache 352. Ich werde, wie ich das bisher immer getan habe, lediglich die Nummern des Fragebogens aufrufen und Ihnen den Vorſchlag des Vorſtandes über die Erledigung dieſer Frage mitteilen. Ich bitte dann diejenigen Herren, die zu den einzelnen Fragen noch etwas zu bemerken haben, ſich beim Aufruf der Num⸗ mer zu melden. Nr. 1 iſt durch Kenntnisnahme für heute er⸗ ledigt. Nr. 2 ebenſo. Nr. 3 — Kenntnisnahme. Stadtv. Bollmann: Meine Herren! Ich habe namens meiner Fraktion zu erklären, daß wir durch die Antwort des Magiſtrats nicht befriedigt ſi n d. Wie aus der Antwort hervorgeht, iſt die An⸗ gelegenheit zum letzten Mal im Jahre 1910 be⸗ handelt worden. In den letzten zehn Jahren ſind von allen Seiten des Hauſes Anträge auf Errich⸗ tung eines kommunalen Friedhofes geſtellt worden, von denen auch einer dahin ging, die IJungfern⸗ heide zu dieſem Zwecke in Ausſicht zu nehmen. Der eifrigſte Förderer der Friedhofsfrage, der jetzige Oberbürgermeiſter Matting, hat ſich damals über die Einrichtung eines kommunalen Friedhofes und 497 die Verwirklichung unſeres Projektes ſehr peſſimi⸗ ſtiſch ausgeſprochen. Er hat auf eine Verfügung des Regierungspräſidenten hingewieſen, in der geſagt iſt, daß die Gemeinden in Zukunft damit rechnen müſſen, die Genehmigung für einen kommunalen Friedhof nur dann zu erhalten, wenn er innerhalb des Weichbildes angelegt werden könnte. Das einzige Terrain, das infolge dieſer Verfügung meines Erachtens nur noch in Frage kommen kann, iſt die Jungfernheide. Wir haben uns ja wiederholt über den jetzigen Zentralfriedhof in Stahnsdorf unterhalten. Ich brauche Ihnen ja nicht mehr die Nachteile von Stahnsdorf zu ſchildern, die jetzigen Verhältniſſe unhaltbar, und wenn ſie auch durch die Bahnverbindung gebeſſert werden, ſo bleibt doch noch ſehr viel zu wünſchen übrig. Es hat in der Bürgerſchaft eine gewiſſe Beun⸗ ruhigung darüber Platz gegriffen, daß in bezug auf das Kommunalfriedhofsprojekt, das hier ſo oft be⸗ handelt und ſtets mit Einſtimmigkeit angenommen worden iſt — wir haben auch konſtatieren können, daß der Magiſtrat auf Seite der Stadtverordneten⸗ verſammlung ſteht —, noch immer kein definitives Reſultat erzielt worden iſt. Meine Herren, wir haben in der Jungfernheide jetzt die Möckeritzwieſen eingemeindet; ſie ſind 16 ha, alſo etwa 64 Morgen groß. Meines Erachtens würde dieſes Terrain — es kommen evtl. ja auch noch andere Teile der Jung⸗ fernheide in Frage — infolge der jetzt — wenn auch unter erſchwerenden Umſtänden — geſtatteten Feuer⸗ beſtattung, die aber hofſentlich in Zukunft fortfallen werden, für unſeren Gemeindefriedhof vollſtändig ausreichen. Ich mache darauf aufmerkſam, daß wir in der Jungfernheide bereits einige Friedhöfe haben, ſo z. B. den der Kaiſer⸗Friedrich⸗Gedächtniskirchen⸗ Gemeinde, der Heilands⸗ und der St. Johannis⸗ Gemeinde in Berlin. Dieſe drei Gemeindn ſind an Seelenzahl mindeſtens ſo groß, wenn nicht noch viel größer als ganz Charlottenburg. Dieſe Friedhöfe umfaſſen noch nicht einmal 60 Morgen, ich glaube nur etwa 54 oder 56 Morgen; deshalb würde meines Erachtens das erwähnte Terrain in der Jung⸗ fernheide für uns vollſtändig ausreichend ſein. Ich möchte doch den Magiſtrat bitten, uns heute wenigſtens eine Erklärung dahin abzugeben, ob überhaupt das Kommunalfriedhof⸗ projekt zur Verwirklichung gelangen wird oder nicht. Man hofft und hofft in der Bürgerſchaft, und es kommt abſolut nichts zuſtande. Beſſer ein glattes Nein, als dieſe ewige dilatoriſche Behandlun g. Wenn heute keine bündige Erklärung abgegben werden kann, ſo möchte ich den Magiſtrat dringend bitten, daß er jetzt in eine ernſtliche Prüfung der Frage eintritt und die Angelegenheit bal dmöglich ſt zu einem guten Ende führt. Bürgermeiſter Dr Maier: Meine Herren! Ich habe ja die Bearbeitung dieſer Angelegenheit nicht geführt und kann lediglich auf die Frage des Herrn Stadt. Bollmann antworten. Ich glaube aber, daß dieſe Frage den Kern der Sache trifft, die ſich dar⸗ auf bezieht, ob es möglich iſt, innerhalb des Stadt⸗ gebietes von Charlottenburg einen Gemeindefriedhof unterzubringen. Sie wiſſen, meine Herren, daß uns der Herr Regierungspräſident unter dem 19. Auguſt 1910 eine Verfügung hat zugehen laſſen, in der er uns