, Sitzung vom 8. Januar 1913 8 arbeiten wollen und werden an dem Werke, zu deſſen Förderung Sie Jahre und Jahrzehnte hindurch Ihre beſten Kräfte, Ihre ganze Energie eingeſetzt haben. Wer Sie kennt, wer die Elaſtizität Ihres Geiſtes richtig einzuſchätzen weiß, der weiß auch, daß es im gegenwärtigen Augenblick nicht möglich iſt, eine ab⸗ geſchloſſene Schilderung Ihrer ganzen kommunalen Tätigkeit zu geben; der weiß ganz genau, daß das Bild derſelben, das uns augenblicklich lebendig vor aller Augen ſteht, von Ihnen ſelber noch ergängt und vervollſtändigt werden wird. Wahrlich, Ihr reiches Wirken hat dieſes Bild gehaltwoll und inter⸗ eſſant genug geſtaltet. Aber deſſen bin ich ſicher: Sie werden ihm einige charakteriſtiſche und feine Züge auch fernerhin noch hinzuzufügen wiſſen. Dennoch glaube ich, daß der Moment, wo Sie die Ehre und die Bürde des Vorſteheramtes für richtig halten jün⸗ geren Kräften anzuvertrauen, doch nicht ſo ſchlecht gewählt iſt, um wenigſtens einige Augenblicke auf Ihre ſeitherige Tätigkeit als Mitglied und als Leiter dieſer Verſammlung zurückzublicken. Die Leute taten gut daran, die im Jahre 1898 Sie zum erſten Male als Mann Ihres Vertrauens in dieſe Verſammlung ſchickten und Ihnen damit Gelegenheit gaben, dem Ziele nachzuſtreben, an dem zu arbeiten für Sie gleichſam eine innere Notwendig⸗ keit war, wenn anders die reichen Gaben und Fähig⸗ keiten, die eine gütige Natur Ihnen verliehen hat, vollauf zur Entwicklung und zur Reife kommen ſoll⸗ ten. Und die Männer haben ſich nicht getäuſcht, die Sie damals gewählt und Sie dann fortgeſetzt bis zum heutigen Tage immer wieder in dieſes Haus als Verordneten dieſer Stadt geſchickt haben; denn Sie faßten dus Vertrauen, das Ihnen entgegen⸗ gebracht wurde, im ernſteſten und idealſten Sinne auf, und Sie taten das, was einzig und allein einen dau⸗ ernden und ſicheren Erfolg im Leben verbürgt: Sie arbeiteten, Sie arbeiteten unabläſſig bis an die Grenze Ihrer Kraft, oft auch über dieſelbe hinaus. Sie arbeiteten nicht nur in dieſem Saale und Hauſe gemeinſam mit Ihren Kollegen, ſondern Sie ver⸗ wandten auch die ſtille Ruhe Ihres Heims dazu, nachzudenken und zu ſinnen, was zu Nutz und Frommen unſerer Stadt Charlottenburg Gutes und Erſprießliches geſchehen könnte. Sie arbeiteten an dem, was Sie für recht und gut erkannt hatten, mit einer Energie und Zähigkeit, die nur ein ausgeſpro⸗ chener Idealismus, nur eine ganz beſondere Kraft des Wollens und Hoffens dem Menſchen verleihen kann, und ſo ſchien es uns, als ob Sie trotz der dahinſchwindenden Jahre ſich als Richtſchnur Ihres Handelns das gewaltige, in ſeiner Wucht faſt hart klingende Wort Goethes geſetzt hätten, das er dem alternden Fauſt am Ende ſeiner Tage gleichſam als des Daſeins letzte Weisheit, als der Weisheit letzten Schluß ſprechen läßt, das Wort: „Genießen macht gemein“. Und der Erfolg? Was die Menſchen ſo gemein⸗ hin Erfolg nennen und ſo bezeichnen, auch das iſt Ihnen, verehrter Herr Kaufmann, geworden. Aber Sie haben nie danach geſtrebt und Sie ſind ihm nie nachgejagt. Dazu dachten Sie und denken Sie zu ſachlich. Das iſt ja auch das Schöne unſerer ganzen Tätigkeit, daß ſie, durch und durch gemeinnützig, einen Nerſonenkultus nicht aufkommen läßt. Die Arbeit des einzelnen geht unter in dem Erfolge des Ganzen. Und ſo werden auch Sie, verehrter Herr Kaufmann, wenn Sie durch die Straßen unſerer Stadt gehen, die ſich in der Zeit Ihrer Tätigkeit unendlich gewandelt hat, überall große und auch kleine Dinge finden, die Sie erinnern werden an höchſt per⸗ ſönliche Arbeit, Kämpfe und Erfolge. Und doch iſt von dem, was da wurde, manches Ihr eigenſtes Werk und trägt ſo deutlich den Stempel Ihrer eigenen Art und Ihres eigenen Denkens, daß man es erwähnen ſoll und muß, wenn man ſich mit Ihrer Perſon hier beſchäftigt. Wer die Bismarckſtraße heruntergeht und wer einigermaßen Beſcheid weiß mit der Ent⸗ wicklung dieſes nach meiner Meinung hervorſtechend⸗ ſten Werkes der letzten zwei Dezennien, der wird niemals vergeſſen können des klugen Eifers und der Geſchicklichkeit, die Sie für ihr Werden eingeſetzt haben. Er wird aber insbeſondere ſtehen bleiben müſſen vor zwei gewaltigen Gebäuden, auffallend und bemerkenswert durch ihre ſchönen großen For⸗ men, aber beſonders ſchätzenswert um des Zweckes willen, dem ſie dienen; hier das Schillertheater und dort das Deutſche Opernhaus. Daß gerade Sie, Herr Kaufmann, Ihre ganze Kraft, das Beſte, was Sie hatten, einſetzten für die Errichtung dieſer Schauſtätten edelſter und dabei doch volkstümlicher Kunſt, das gibt uns ſo recht den Schlüſſel zur Deutung Ihrer innerſten Art und Ihres innerſten Weſens, zur Deutung dieſes warmherzigen Idealismus, der allen Schichten der Bevölkerung das Gute und Beſte geben will und dieſes ſucht und findet in dem Emporführen der Geiſter zu den reinen Höhen künſtleriſchen Genuſſes. Möge dieſer ſchöne Zweiklang, die Kraft der Arbeit, gepaart mit der Empfänglichkeit für das Schöne und Hohe, möge dieſer Zweiklang Ihnen noch lange tönen und uns erfreuen, die wir weiter mit Ihnen gemeinſam am guten Werke ſchaffen dürfen! (Allſeitiges lebhaftes Bravo.) Stadtv. Kaufmann: Mein ſehr verehrter Herr Vorſteher! Mein verehrter Herr Alterspräſident und werte Kollegen! Ich danke Ihnen von Herzen für die anerkennenden Worte, die Sie meiner Tätigkeit gewidmet haben. Sie mögen das Richtige getroffen, auch manches überſchätzt haben; aber deſſen können Sie verſichert ſein, daß mein ganzes Streben ſtets dem Wohle unſerer Stadt geweiht war und daß, ſo lange ich noch unter Ihnen tätig ſein werde, d i es einzig die Richtſchnur meines Verhaltens ſein wird: mich für das Wohl der Stadt einzuſetzen. (Lebhaftes Bravo.) Vorſteher Dr. Frentzel: Geſtatten Sie, verehrter Herr Alterspräſident und gleichzeitig auch dienſtälte⸗ ſtes Mitglied unſerer Verſammlung, daß ich Ihnen den Dank der Verſammlung für die freundliche Füh⸗ rung der Geſchäfte ausſpreche. Wir kommen nunmehr zur Wahl des Vorſteher⸗Stellvertreters. Ich bitte, die Stimmzettel beſchreiben und dann einſammeln zu wollen. (Die Wahl erfolgt. Das Ergebnis wird er⸗ mittelt.) Meine Herren, das Reſultat iſt folgendes. Es ſind im ganzen 65 Zettel abgegeben worden. Davon