22 inſpektor beigegeben haben, der ſich ausgezeichnet be⸗ währt hat, der ihm eine große Zahl von kleineren Angelegenheiten abnimmt, auch in dieſem Falle ſo verfahren können. Ich habe dieſen Gedanken mit dem Herrn Schulrat lange Zeit verfolgt; wir haben aber geſehen, daß es nicht möglich iſt, es auf dieſem Gebiet ſo zu machen, wie wir es beim Hoch⸗ und Tiefbau machen. Wenn wir beim Hoch⸗ und Tiefbau — darin hat der Herr Stadtv. Liepmann recht — für den Hochbaurat oder den Tiefbaurat, wenn ſich die Geſchäfte in ſeinem Reſſort vermehren, eine neue Kraft zu ſeiner Unterſtützung brauchen, ſo ſtellen wir ihm einen Bauinſpektor zur Seite. Es wird niemand einfallen, etwa einen zweiten Tiefbaurat zu ſchaffen. Man ſoll allerdings niemals „niemals“ ſagen; ich glaube aber doch nicht, daß das der Fall ſein würde. Etwas anderes aber iſt es hier, wo es ſich um ein volles Dezernat handelt, das nur allein vom Dezer⸗ nenten des Magiſtrats ausgeübt werden kann: das Dezernat über die Fortbildungsſchulen. Nun war bei uns der glückliche Umſtand vorhanden, daß wir einen Fachmann als unbeſoldetes Magiſtratsmitglied hatten, und da bin ich auf den Gedanken gekommen: vielleicht übernimmt der die Angelegenheiten der Fortbildungsſchule. Als ich mit ihm darüber ſprach, hat er ſich anfangs ſehr geſträubt und gemeint, ſeine Kraft würde nicht ausreichen; dann aber hat er im Intereſſe der Sache ohne Rückſicht auf ſeine Geſund⸗ heit das Dezernat doch übernommen. Es war der Herr Stadtrat Schmitt. Ich war nun ſehr froh, die Sache ging ſehr gut ſo, bis die Dinge immer größer wurden, bis die neue Organiſation kam, die wir ge⸗ plant haben, die Ihnen jetzt vorliegt — eine aus⸗ gezeichnete Arbeit, die er geleiſtet hat. Aber die Ar⸗ beit mit den Fortbildungsſchulen ſelbſt, der Verkehr mit den Lehrkräften — meine Herren, wir haben über 250 Lehrkräfte jetzt in unſeren Fortbildungs⸗ ſchulen —, die Beaufſichtigung, die Fühlungnahme mit den Schülern, der große Verkehr, der mit dem Handwerk ſelbſt hierbei nötig iſt — es handelt ſich ja bei den Fortbildungsſchulen um ganz andere Dinge als bei den Volksſchulen; da kommen die Lehrmeiſter, mit denen iſt ſehr viel zu verhandeln über die Ver⸗ legung der Stunden und die Bildung der Klaſſen uſw. —, die vielen Rückſprachen, die er zu halten hatte, kurz, die ganze Tätigkeit hat ihn doch derartig überlaſtet, daß wir nicht mehr die Verantwortung tragen können, dieſes Dezernat einem unbeſoldeten Magiſtratsmitgliede zu übertragen, weil wir von einem unbeſoldeten nicht verlangen können, daß er ſeine Kräfte in unſerer Verwaltung aufreibt. Wir brauchen eine friſche, junge, tüchtige Kraft dazu auf dieſem Gebiet. Das verlangt die Sache ſelbſt, das verlangt die Förderung dieſes ſehr wichtigen neuen Zweiges unſerer Verwaltung. Wir haben uns alſo geſagt: wir brauchen einen neuen Dezernenten, der nicht im Ehrenamt, ſondern im Hauptamt die ganze Sache bearbeitet, der ſeine ganze Kraft, die er hat, den Dingen widmet. Nun ſagen Sie, meine Herren: ein Dezernent iſt nicht nötig, ein Direktor genügt. Ein Direktor iſt nach Anſicht des Magiſtrats erſtens nicht nötig und zweitens nicht ausreichend. Erſtens nicht nötig. Wir haben zwei Fort⸗ bildungsſchulen für männliche Perſonen, die Fort⸗ bildungsſchule, die Herr Haeſe leitet, und die Kunſt⸗ gewerbe⸗ und Handwerkerſchule, die Herr Thiele Sitzung vom 22. Januar 1913 leitet — zwei Direktoren. Wir brauchen keinen dritten. Wozu ſollte ein dritter dienen? (Stadtv. Wöllmer: Einen Generaldirektor!) Wir haben ja zwei ausgezeichnete Männer als Di⸗ rektoren! Haeſe iſt auf dem Gebiete der Fort⸗ bildungsſchulen die erſte Autorität, und Thiele iſt ein Mann, der ebenfalls einen ausgezeichneten Ruf von Düſſeldorf her mitbringt. Alſo die Fortbil⸗ Dungsſchulen ſind unter ihren Direktoren ſehr gut auf⸗ gehoben. Ja, ſagen Sie, aber Berlin hat doch einen Generaldirektor, wie Herr Wöllmer eben meint. Meine Herren, wir ſind noch nicht Berlin. Berlin hat 11 Fortbildungsſchulen, und wir haben zwei. Wir brauchen keinen Generaldirektor über den beiden. Ia, wir würden den beiden tüchtigen Männern da⸗ durch, daß wir ihnen einen dritten Direktor auf die Naſe ſetzen, geradezu wehe tun, (Sehr richtig!) und nicht nur den Männern wehe tun, ſondern der ganzen Schule. Die ganze Inſtitution iſt gefährdet, wenn wir in die Seele der Direktoren den Mißmut tragen und ihnen einen Direktor auf die Naſe ſetzen. Ein dritter Direktor iſt alſo nicht nur nicht nötig, ſondern unſeres Erachtens ſogar ſchädlich. Aber, meine Herren, ein Direktor würde auch nicht ausreichend ſein. Wir brauchen ein Magiſtrats⸗ mitglied und nicht einen Direktor. Wir brauchen die Autorität eines Magiſtratsmitgliedes ſowohl gegen⸗ über den Lehrern als gegenüber den Schülern, die ſchwieriger zu behandeln ſind als die Volksſchüler, da ſie ſich im Entwicklungsalter befinden, als auch gegen⸗ über den Handwerkern, mit denen wir zu tun haben. Dieſe Autorität iſt nicht gering zu veranſchlagen. Ein Mitglied des Magiſtrats, das in ſeinen Entſchließun⸗ gen das ganze Magiſtratskollegium hinter ſich hat, wirkt ganz anders als ein Direktor, der nicht Ma⸗ giſtratsmitglied iſt. Dieſes Moment iſt nicht zu unterſchätzen. Die Hauptſache jedoch iſt: die Sache würde dar⸗ unter leiden, wenn wir die Führung einem Direktor geben, der nicht im Magiſtrat ſitzt. Die Vertretung in der Deputation, im Magiſtrat, in der Stadtver⸗ ordnetenverſammlung und deren Ausſchüſſen muß doch von einem Manne geleitet werden, der die Sache kennt, der in den Sachen drin ſteht. Soll er ſich in allen Dingen erſt beim Direktor erkundigen, dann erſt die Angelegenheiten in der Deputation, im Ma⸗ giſtrat, in der Stadtverordnetenverſammlung zum Vortrag bringen? Das geht nicht. Der Direktor würde doch derjenige ſein, der in die Schulen hinein⸗ geht, der den ganzen Betrieb hat, und der Dezernent würde gar keine Ahnung von den Dingen haben, er müßte ſich immer erſt erkundigen, würde niemals aus eigener Anſchauung urteilen können, nicht ein eigenes Urteil haben, ſondern immer nur das Urteil des Direktors vorbringen. Das würde doch ſtets ein lahmes Urteil ſein, würde nicht aus ſeiner innerlichen perſönlichen Anſchauung erwachſen, ſondern immer nur aus der Anſchauung eines andern. Wenn aber, meine Herren, der Dezernent ſich ſelbſt neben dem Direktor oder gar in derſelben Weiſe wie der Direktor darum kümmern wollte, dann wird der Dezernent ja nicht entlaſtet. Ob der Direktor der Schulrat iſt oder ob er unbeſoldetes Magiſtrats⸗