Sitzung vom 22. Januar 1913 mitglied iſt, das iſt ganz gleichgültig, er hat dann doch die Arbeit, und darunter würde ſeine andere Arbeit leiden. Alſo wenn wir wirklich auf das Fortbildungs⸗ ſchulweſen Gewicht legen, wenn wir es fördern und heben wollen, dann bleibt nichts anderes übrig, dann müſſen wir es in die Hände eines Mannes legen, der lediglich für das Fortbildungsſchulweſen lebt, der ſelbſt in die Schulen geht, ſelbſt die Lehrer beobachtet, an ihrer Arbeit ſelbſt mit dem Herzen teilnimmt, der ſelbſt in die Werkſtätten geht, die wir anlegen, ſelbſt die Schüler dort beobachtet. Die Einzelausführung in der Schule iſt dem Direktor übertragen, aber die allgemeine Aufſicht gebührt dem Manne, der mit beiden Beinen mitten in der Arbeit ſteht, und nicht einem, der bloß daneben ſteht. Nun iſt von Herrn Zietſch geſagt worden: ja, der böſe Magiſtrat, der will jetzt bloß einen Stadtrat haben, und nachher packt er ihm andere Aufgaben auf, und die Fortbildungsſchulen entzieht er ihm doch. Mein verehrter Herr Zietſch, wir kennen uns doch, (Heiterkeit) wir wiſſen doch, wie der Magiſtrat urteilt. (Stadtv. Zietſch: Sie bleiben es aber nicht immer!) Die Vorlage iſt doch aus dem Grunde gemacht, daß wir für das Fortbildungsſchulweſen einen Mann haben wollen. Das habe ich heute noch beſonders ſtark unterſtrichen. Nebenbei haben wir zur Beruhigung für diejenigen Gemüter, die da meinen, der Stadtrat würde nicht genug zu tun haben — eine Anſicht, der ich mich nicht anſchließe, aber ich kann es nicht beweiſen —, geſagt: es könnten ihm auch noch andere Arbeiten übertragen werden, die jetzt andere Dezernenten haben. Das Zweite iſt lediglich Nebenſache, die Hauptſache iſt der Stadtrat für das Fortbildungsſchulweſen. Und, meine Herren, wie der Magiſtrat auch in Zukunft ausſehen möge, von dem Gemeindebeſchluß kann er nie ab. Wir haben es ja ausdrücklich in die Vorlage hineingeſetzt, daß wir für die Fortbildungsſchulen einen Stadtrat haben wollen. Alſo der Magiſtrat iſt gar nicht in der Lage, von dieſem Beſchluß abzu⸗ weichen. Es iſt ein Gemeindebeſchluß, an den ſich der Magiſtratsdirigent halten muß und an den er ſich, mein verehrter Herr Zietſch, nach Lage der Dinge und im Intereſſe der Sache immer halten wird. Es iſt ja ganz ausgeſchloſſen, daß ein Magiſtrats⸗ dirigent jemals dieſem Stadtrat die Fortbildungs⸗ ſchule nehmen wird, auch ſachlich. Ich möchte Sie daher bitten, meine Herren, ſich überzeugt zu halten, daß Ihnen der Magiſtrat nach reiflichem Nachdenken, nach Erörterung aller vor⸗ liegenden tatſächlichen Verhältiſſe dieſe Vorlage im Intereſſe der Fortbildungsſchule gemacht hat, für die wir alle doch das lebhafteſte Gefühl haben und der wir alle vorwärts helfen wollen. Ohne einen Stadt⸗ rat ſtockt unſer ganzes Fortbildungsſchulweſen. Wenn Sie die Vorlage ablehnen wollen, ſo lehnen Sie ſie ab. Dann übernehmen Sie die Ver⸗ antwortung dafür, daß das ganze Fortbildunsſchulweſen in ſeiner Ent⸗ wicklung kranken wir d. Es iſt unmöglich, ohne eine neue friſche Kraft das Fortbildungsſchul⸗ 23 weſen zu der Blüte zu bringen, zu der wir es führen müſſen. 1 (Bravo! bei den Liberalen.) Stadtv. Schwarz: Zunächſt möchte ich dem Herrrn Kollegen Zietſch dafür danken, daß er die Sachlichkeit meiner Fraktion anerkannt hat. Auch ich bin ja der Meinung, daß wir ſtets durchaus be⸗ müht ſein ſollen, ſachlich zu ſein, niemand zuliebe und niemand zuleide. Dann hat der Herr Kollege Zietſch von der Be⸗ ſcheidenheit der Stadtverordnetenverſammlung ge⸗ ſprochen. Meine Herren, ich wage nicht, darüber ein Urteil zu fällen. Aber der alte Sokrates hat einmal geſagt: die Selbſterkenntnis iſt der Anfang der Weis⸗ heit. Auch ich bemühe mich deshalb, auf dieſem Wege zu gehen, und da muß ich „zu meiner Schande“ be⸗ rennen: mir kommt in einem Punkte das Lob der Beſcheidenheit ganz und gar nicht zu, denn ich habe immer in ganz unbeſcheidener Weiſe hier in Schul⸗ ſachen Einſpruch erhoben, wenn es ſich um Schul⸗ reformen handelte. Ich habe immer die Verantwort⸗ lichkeit des betreffenden Dezernenten betont, niemals bin ich bis auf den heutigen Tag es ſatt geworden, und ich werde dies Geſchäft ſolange fortſetzen, bis ich alaube, daß die Reformen in einem Fahrwaſſer ſind, in dem man ihnen unbedenklich zuſtimmen kann. Wir leben nun einmal im Zeitalter der Schul⸗ reformen. Mit großer Freude habe ich gehört, wie ſehr richtig der Herr Kollege Zietſch gerade dies verſtan⸗ den hat. Er betont ja die große Bedeutung des Fort⸗ bildungsſchulweſens, vor deſſen Reform wir ſtehen. Ich bin völlig mit ihm darin einig. Auch hier, wie im Gemeindeſchulweſen, betreten wir Neuland, und weil dieſes neue Gebiet mit „Verſuchen“ bepackt iſt, ſind wir gezwungen, jemand an die verantwortliche Stelle zu ſetzen, den wir alle Tage am Kanthaken faſſen können, jemand, der freikommen kann, der nicht unabkömmlich in der Fortbildungsſchule ſteckt,— jemand der im Magiſtrat ſitzt, der das Ohr des Magiſtrats hat für die ſchwierigen Angelegenheiten ſeines Dezernats. Ich will niemand in dieſem Hauſe zu nahe treten; aber was das Gebiet der Schule be⸗ trifft, ſo gibt es da recht ſchwierige und verzwickte Fragen, bei denen man den Hörern nicht laut genug ins Ohr ſchreien oder vielmehr poſaunen kann. wie die Sache liegt. Und eine ſolche Poſaune wünſche ich auch dem Magiſtrat. (Heiterkeit.) Meine Herren, es war von einem Stadtſchulrat dic 51 de. Nein, es handelt ſich in unſerer Vorlage nicht um einen Stadtſchulrat. Unterſcheiden wir da genau! Weshalb iſt denn der Ausdruck Stadtrat gewählt worden? Ob das Arbeitsgebiet, das wir jetzt dem Stadtrat zuteilen wollen, in Zukunft das⸗ ſelbe ſein wird, das iſt mir höchſt zweifelhaft. — Sie geſtatten, daß ich Ihre Aufmerkſamkeit für dieſen Punkt noch mal in Anſpruch nehme. Da die Herren drüben (bei der Vereinigten Alten Frakton) verſchie⸗ dener Meinung ſind und da in meiner Fraktionich das vorige Mal ſchon eine ſelbſtändige Stellung einge⸗ nommen habe, ſo wird es wohl nicht ſchaden, wenn ich auch heute meinen abweichenden Standpunkt dar⸗ lege. — Ich wiederhole alſo, in fernerer Zukunft wird meines Erachtens eine Zuſammenlegung der Fort⸗