24 bildungsſchulen und der höheren Lehranſtalten be⸗ ſonders, weil das Fortbildungsſchulſyſtem, das uns verliegt, eine höhere Lehranſtalt einſchließt in einer Hand notwendig ſein. Das geht in dieſem Augenblick aber noch nicht. Zurzeit muß noch der Dezernent, der uns verantwortlich iſt für die Reform der Gemeindeſchulen die Verantwortung für dieſelbe behalten, bis die Reform vollendet iſt. Deshalb muß bis zu dem Zeitpunkte, in welchem höhere und Fort⸗ bildungsſchule in eine Hand gelegt werden können, für die Fortbildungsſchule ein beſonderes Dezernat geſchaffen werden. Für die Beſchränkung eines neuen Dezernats auf die Fortbildungsſchule aber kommt noch ein zwei⸗ ter Geſichtspunkt in Betracht. Es iſt abſolut notwen⸗ dig, daß, wie ſehr richtig der Herr Kollege Zietſch ausführte, wie auch richtig der Herr Oberbürger⸗ meiſter betonte, der neue Dezernent weiter nichts zu tun hat, als dauernd über all den Verſuchen zu wachen, die wir hier im Intereſſe der Muſtergültig⸗ keit der Fortbildungsſchule anſtellen müſſen. Bei den großen Summen, die wir nun einmal dafür aus⸗ geben müſſen, kann wohl die kleine Erſparnis, an die Herr Kollege Liepmann dachte, kaum in Betrach: kommen. Die Hauptſache für die Schaffung einer beſoldeten Stadtratsſtelle iſt die Verantwortung für die Ausgeſtaltung des Fortbildungsſchulweſens. (Stadtv. Dr Liepmann: Das Gehalt kommt gar nicht in Betracht!) Und nun, meine Herren, Sie ſind ja alle ge⸗ wohnt, tief zu ſehen; Ihre ſcharfen Augen ſehen doch alle durch das Blumenornament der Arbeitszuteilung hindurch, mit dem die Magiſtratsvorlage dieſe Stadt⸗ ratſtelle dekoriert hat, um ſie einer andern Inſtanz, die von weiter herſehen muß, annehmbar zu machen. Daß der Arbeitszuteilung der Magiſtratsvorlage nur ein dekorativer Wert zukommt, deſſen haben wir uns ſchon im Ausſchuſſe verſichert, und ich habe zur Ein⸗ ſicht unſeres Magiſtratsdirigenten wie überhaupt des ganzen Magiſtrats das Vertrauen, daß einem Stadt⸗ rat, der für das Fortbildungsſchulweſen gewählt wer⸗ den wird, möglichſt die Schultern frei von anderen Laſten gelaſſen werden, daß er nicht in Haſt noch durch die Stadt eilen muß, um etwa hier ein Ge⸗ bäude anzuſehen, da die Bücher einer Bibliothek, ſon⸗ dern daß ihm Zeit und Ruhe gewährt wird, ſich der Fortbildungsſchul⸗Angelegenheit ganz und gar zu widmen. Dieſe Sache iſt mit großen Schwierigkeiten be⸗ packt. Ich führte bereits aus: wir haben es hier mit Neuland zu tun. Eine fernere Schwierigkeit iſt die Kombination mit der Staatskompetenz in der Kunſt⸗ handwerker⸗ und Gewerbeſchule, die durch Fuſion jetzt hier mit in das Fortbildungsſchul⸗Syſtem ein⸗ bezogen wird. Ueberaus ſchwierig iſt weiter das Ver⸗ hältnis zu den Innungen, und damit die Sache in dem Sinne geregelt wird, in dem Kerſchenſteiner ſie verſtanden wiſſen will, damit wirklich das Handwerk, die Innungen auf dem Weltmarkte den Platz errin⸗ gen, den wir Deutſchen ihnen wünſchen müſſen, dar⸗ um wird es notwendig ſein, die Fortbildungsſchule mehr und mehr im Sinne der Innungen einzurich⸗ ten, mehr und mehr den Innungen die Ueberzeugung beizubringen, daß die Fortbildungsſchule eine für die Innungen ſegensreiche Einrichtung iſt. Naoch andere Widerſtände ſind denkbar, auch eine vielleicht unvorhergeſehene Arbeitsbelaſtung. Ich Sitzung vom 22. Januar 1913 kann mir ſehr wohl denken, daß der Fortbildungs⸗ ſchul⸗Dezernent, wenn er einmal die Schultern freier hat, belaſtet wird mit einem Anteil an der Jugend⸗ pflege. Das dürfte in der Natur der Sache liegen. Wie geſagt, es iſt eine Stelle, die an die Kraft eines Mannes, an ſeine Nerven, an ſeine Geſundheit die größten Anforderungen ſtellt. Es iſt hier vorgeſchlagen worden, einmal die Vorlage abzulehnen, anderſeits ſie in den Ausſchuß zurückzuverweiſen. Es läßt ſich ebenſo wohl verſtehen, wenn Herr Kollege Wöllmer, von der Städteord⸗ nung ausgehend, zu einer Mehrforderung an unbe⸗ ſoldeten Stadtratsſtellen kommt, wie wenn ander⸗ ſeits der Herr Oberbürgermeiſter eine ſolche Forde⸗ rung für ſachlich nicht begründet hält. Ich als Schul⸗ mann könnte heute ſchon meinen Standpunkt klar präziſteren. Selbſtverſtändlich würde ich keinen Ein⸗ ſpruch gegen Rückverweiſung der Vorlage in den Ausſchuß erheben. Aber, meine Herren, wie auch die Erörterung der Sache im Ausſchuß verlaufen ſollte, die Schaffung der Stadtratsſtelle ſcheint mir ſo not⸗ wendig zu ſein, ſo verantwortlich, ſo wichtig, daß ich für meine Perſon, auch wenn die Schaffung der bei⸗ den unbeſoldeten Stadtratſtellen nicht in Ausſicht ge⸗ nommen werden ſollte, im Ausſchuß unbedingt für die Schaffung dieſer beſoldeten Stelle eintreten werde. (Bravo! bei den Liberalen.) Stadtv. D. Stadthagen: Meine Herren! Meine Freunde ſind von vornherein dafür eingetreten, in dieſem Falle die Stelle eines Direk⸗ tors für das Fach⸗ und Fortbildungsſchulweſen zu ſchaffen. Der Herr Oberbürgermeiſter hat ſich ja Mühe genug gegeben, die Gründe auszuführen, die dagegen ſprechen. Ich kann nur erklären, daß wir von der Wichtigkeit ſeiner Gründe durchaus nicht überzeugt ſind. Ich werde vielleicht noch einmal ſpäter Gelegenheit haben, den Herrn Oberbürgermeiſter dar⸗ an zu erinnern, wenn er in einigen Jahren einen Direktor für das Fach⸗ und Fortbildungsſchulweſen beantragt, trotzdem wir dann vielleicht auch nicht mehr Gruppen als jetzt, nämlich drei — nicht zwei, wie geſagt wurde — für das Fach⸗ und Fortbildungsſchul⸗ weſen haben werden. Die Entlaſtung für den jetzigen Stadtrat würde ſo außerordentlich ſein, daß unſeres Erachtens der jetzige Stadtrat für das Fortbildungs⸗ ſchulweſen trotz ſeiner vielleicht etwas angegriffenen Geſundheit die Sache vorzüglich weiter behandeln könnte. Ich habe es ſehr bedauert, daß vom Magiſtrats⸗ tiſch das Wort fiel, das Fortbildungsſchulweſen würde in den nächſten Jahren ſonſt ſtocken. Ich habe nicht geglaubt, daß zu einer derartigen Auffaſſung irgend⸗ ein Grund vorhanden iſt. Ich glaube, zu dieſer Auf⸗ faſſung iſt um ſo weniger Grund vorhanden, als wir nachher eine Vorlage zu beraten haben werden, die uns zu erkennen gibt, mit welcher außerordent⸗ lichen Kraft der jetzige unbeſoldete Stadtrat ſich der Sache angenommen hat. (Sehr richtig!) Ich muß ſagen, ich bin feſt davon überzeugt, daß er, namentlich von einem Direktor noch unterſtützt, auch in den folgenden Jahren die Weiterführung des Amtes hätte oder würde übernehmen können. Herr Kollege Zietſch hat ſa ſchon eine ganze Reihe von Gründen angeführt, die für einen Direktor