Sitzung vom 22. Januar 1913 der Schule zu verbringen, und es iſt auch hier in Ausſicht genommen — mit welchem Erfolg iſt mir noch zweifelhaft —, für diejenigen, die ſich nach dem 17. Jahre noch weiter bilden wollen, Kurſe einzu⸗ richten, in denen ſie ſich dann eventuell über das Niveau der gewöhnlichen Gelegenheitsarbeiter hinaus bilden können. Sehr umfangreich und vor allen Dingen mit einem Ausblick für die Zukunft iſt nun die zweite Gruppe ausgeſtaltet, nämlich die Abteilung, die die im kaufmänniſchen Beruf ſtehenden Lehrlinge um⸗ faßt. Da iſt zunächſt die kaufmänniſche Pflichtfort⸗ bildungsſchule, die vom 14. bis zum 17. Jahre alle diejenigen aufnehmen ſoll, die bis zu dieſem Jahre in einem kaufmänniſchen Betrieb tätig ſind. Es müſſen alſo hier alle diejenigen Perſonen hinein⸗ geſchickt werden, die in irgendwelcher Beziehung zu den kaufmänniſchen Berufen ſtehen. Neben dieſen Kurſen ſoll nun eine ſogenannte Handelsvorſchule ein⸗ gerichtet werden, und zwar für ſolche jungen Leute, die nicht die Pflichtfortbildungsſchule beſuchen und nicht gleich beim Verlaſſen der Schule in den kauf⸗ männiſchen Betrieb gehen, ſondern ſich erſt für den kaufmänniſchen Beruf vorbilden wollen. Für dieſe Schüler ſoll ein aus drei Semeſtern beſtehender Tageskurſus, bei dem ſie dann ungefähr 30 bis 34 Stunden in der Woche den Unterricht zu beſuchen haben, eingerichtet werden, und man denkt, daß man dieſen Schülern dann ſpäter für 1½ Jahre den Beſuch der Pflichtfortbildungsſchule wird erlaſſen können. Allerdings ſind jetzt augenblicklich im Han⸗ delsminiſterium Verhandlungen darüber, daß man dieſe Befreiungen nicht ſoweit ausdehnen, ſondern die Schüler wenigſtens für die Hälfte der vorgeſchrie⸗ benen Zeit auch zum Beſuch der Pflichtfortbildungs⸗ ſchule heranziehen ſoll, wenn man ihnen auch mög⸗ lichſte Wahlfreiheit in den Fächern laſſen will. Es würden hier zum Teile auch die das Einjährigen⸗ Zeugnis beſitzenden Schüler hineinkommen, die die Abſicht haben, die Fortbildungsſchule zu beſuchen. Sie würden vielleicht in die zweite Klaſſe eintreten, um ſich da weiter zu bilden. Auf dieſe Handelsvorſchule ſoll nun noch eine Handelsſchule aufgeſetzt werden. Es iſt das ſo ge⸗ dacht, daß dort noch 1½ Jahre in Tageskurſen von wiederum 32 bis 36 Wochenſtunden zugebracht wer⸗ den, ſo daß die Schüler dann, theoretiſch und, ſo⸗ weit es geht, auch praktiſch ausgebildet, dem Handels⸗ gewerbe zugeführt werden. Hier ſchwebt der Gedanke vor, dieſen Schülern die Möglichkeit zu gewähren, ſpäter oder nach dem dreijährigen Beſuch dieſer Schule ſich das Einjährigen⸗Zeugnis zu erwerben. Das iſt eine Idee, die ſchon in vielen Kreiſen aufgetaucht iſt und gefördert wird; aber das Miniſterium ſteht dieſer Sache vorläufig noch ſehr ablehnend gegenüber. Es iſt den jungen Leuten auf den Schulen, wo dieſe Einrichtung bereits vorgeſehen iſt, nur unter Zu⸗ hilfenahme von Sonderkurſen, die dort abgehalten werden, möglich, vor einer Kommiſſion das Ein⸗ jährigen⸗Examen zu machen. Einen weiten Ausblick eröffnet die letzte Stufe, die auf dieſe Handelsſchule aufgebaut werden ſoll, nämlich die höhere Handelsſchule; ſie iſt wohl unge⸗ fähr ſo gemacht wie die Handelsanſtalt, die in Berlin beſteht und von der dortigen Kaufmannſchaft unter⸗ — wird. Sie wird nur von ſolchen Schülern be⸗ ucht, die mindeſtens das Einjährigen⸗Zeugnis haben, nach Möglichkeit aber noch weiter in der Schule ge⸗ 2¹ kommen ſind, und die ſich noch ſganz beſonders aus⸗ bilden wollen. Hierfür iſt ein einjähriger Kurſus vorgeſehen, in dem ſich die Schüler möglichſt um⸗ faſſend über Fragen der Volkswirtſchaftslehre und andere Gebiete orientieren können. Das iſt ungefähr das Projekt und der Organi⸗ ſationsplan, wie er uns heute vorliegt. Ich glaube, daß, wenn wir dieſe Vorlage zunächſt als Grund⸗ lage nehmen und vorläufig die weiteren Entwicklungs⸗ möglichkeiten, die daran angeſchloſſen werden, zurück⸗ ſtellen, ſich dann eine ganz vorzügliche Entwicklung unſerer Schule ergeben wird. Im letzten Teil iſt dann noch von den Bauten geſprochen. Ich glaube, daß ich mich darüber hier heute kurz faſſen kann, da das ja noch ſpäter einer ge⸗ nauen und gründlichen Ueberlegung bedürfen wird. Es iſt ein Gebäude für die Kunſtgewerbeſchule und ein zweites für die gewerbliche Fortbildungsſchule vor⸗ geſehen, die beide eng aneinander gebaut werden ſollen, um die dort einzurichtenden Werkſtätten beiden Schulen zugänglich zu machen und die Möglichkeit zu gewähren, die dort befindlichen Ausſtellungsſäle und eventuell die Aula gemeinſam benutzen zu können. Die kaufmänniſche Schule ſoll auch noch auf dieſem Grundſtücke errichtet werden. Dabei möchte ich noch einen Punkt erwähnen, von dem hier in der Vorlage auch die Rede iſt. Bei der kaufmänniſchen Schule ſoll der Verſuch gemacht werden, einen Teil der Mädchen, die ſonſt der Mädchenfortbildungsſchule angehören würden, vielleicht hierher zu übernehmen, nämlich alle die⸗ jenigen, die in kaufmänniſchen Betrieben beſchäftigt ſind und dort auch fortgeſetzt mit den jungen Leuten zuſammen arbeiten müſſen. Es iſt nicht ganz klar aus dem Plan erſichtlich, ob dort eine Art Koeduka⸗ tion vorgeſehen iſt oder nur entſprechende Klaſſen er⸗ richtet werden ſollen, um von denſelben Lehrern un⸗ terrichtet zu werden. Das wird ſich aber noch bei der weiteren Entwicklung zeigen. Ich würde dieſen Plan, der uns nur als Funda⸗ ment dienen ſoll und den wir weiter ausdehnen können, ohne weitere Beratung annehmen. Da aber von verſchiedenen Seiten der Wunſch nach einer Aus⸗ ſchußberatung ausgeſprochen worden iſt, ſo bitte ich Sie, dieſe Vorlage einem Ausſchuß von 15 Mitglie⸗ dern zu überweiſen. Ich glaube ja nicht, daß viele Aenderungen zuſtande kommen werden; denn die Vorlage iſt von der Deputation für das Fortbildungs⸗ ſchulweſen, vom Kuratorium für die Kunſtgewerbe⸗ ſchule und auch vom Magiſtrat ſorgfältig geprüft wor⸗ den. Es könnte ſich alſo nur um kleinere Aenderun⸗ gen handeln. Ich habe aber von dem ganzen Pro⸗ jekt den Eindruck, daß, wenn wir dieſem Entwurf im weſentlichen zuſtimmen, ſich dann für unſere Kauf⸗ mannſchaft, aber ganz beſonders auch für unſer Hand⸗ werk, Gewerbe⸗ und Kunſtgewerbe ein reicher Segen aus dieſem veränderten Aufbau ergeben wird. (Bravo!) Stadtv. Rieſenberg: Ich habe namens meiner Fraktion ebenfalls zu beantragen, dieſe ſchwierige 4 4 4 2 von 15 Mitgliedern zu über⸗ iſen, habe aber noch einige B i — , g Aegen hinzuzu Ich muß zunächſt konſtatieren, daß wir es hier mit einer pädagogiſchen Muſterleiſtung 9 tun been. daß hier Grundſätze aufgeſtellt worden ſind, die, wenn nach ihnen verfahren wird, wohl die Grundlage für