30 ſchow, Rieſenberg, Stulz, Vogel und Walther. — Ich darf auch hier feſtſtellen, daß die Herren in den Aus⸗ ſchuß gewählt ſind. Ferner habe ich Ihnen zu ſagen, daß der Herr Kollege Richter aus dem Ausſchuß zur Vorberatung der Vorlage betr. Vermehrung der Magiſtratsmit⸗ glieder auszuſcheiden wünſcht. Es wird vorgeſchlagen, an ſeiner Stelle den Kollegen Zietſch zu wählen. Da ich keinen Widerſpruch höre, nehme ich an, daß Sie mit dieſem Umtauſch einverſtanden ſind. Herr Kollege Zietſch iſt ſomit Mitglied des Ausſchuſſes. Wir kommen jetzt zu Punkt 20 der Tagesord⸗ nung: Antrag der Stadtv. Meyer und Gen. betr. Hypo⸗ thetengelderbeſchaffung. Druckſache 21. Der Antrag lautet: Der Magiſtrat wird erſucht, in baldige Er⸗ wägungen darüber einzutreten, welche ſtädti⸗ ſchen Einrichtungen getroffen werden können, um dem Bedürfniſſe der hieſigen Grund⸗ und Hausbeſitzer nach Beſchaffung von Hypotheken⸗ geldern zu normalen Zinsſätzen Rechnung zu tragen und über das Ergebnis der Erwägungen — wenn möglich, bereits unter Vorlegung be⸗ ſtimmter Vorſchläge zu berichten. Bevor ich dem Herrn Berichterſtatter das Wort gebe, möchte ich bemerken, daß ein Abänderungs⸗ antrag zu Punkt 20 eingegangen iſt, von den Herren Liepmann und Hubatſch unterzeichnet: hinter den Worten „wird erſucht“ einzufügen: „mit ihr in gemiſchter Deputation“ und die Schlußworte „und über“ bis zum Ende fort⸗ fallen zu laſſen. Ferner iſt ein Antrag eingegangen, der aber be⸗ ſonders verhandelt werden wird, geſtellt von den Herren Dr Stadthagen, Liepmann, Wenzke, Dr Byk und einer Reihe anderer Herren: Der Magiſtrat wird erſucht, Erhebungen und Erwägungen anzuſtellen, ob der Verſchul⸗ dung der wenig und minderbemittelten Bevöl⸗ kerung durch geeignete Maßnahmen der Stadt⸗ gemeinde entgegengearbeitet werden kann. Dieſer Antrag wird auf die Tagesordnung der näch⸗ ſten Sitzung geſetzt werden. Ich erteile nunmehr dem Antragſteller zu Punkt 20 das Wort. Antragſteller Stadtv. Meyer: Meine Herren! Die Frage, die in dem Ihnen vorliegenden Antrag aufgerollt wird, iſt ſchon ſeit langem erörtert worden, namentlich auch im Schoße derjenigen Fraktionen, deren Mitglieder ihn geſtellt haben. Hier in der Stadtuerordnetenverſammlung gab zuerſt Ende 1911 eine Petition des Haus⸗ und Grundbeſitzervereins von 1895 Gelegenheit, über das Problem zu verhan⸗ deln. Dieſer Verein hatte ſich nämlich an die Stadt⸗ verordnetenverſammlung mit der Bitte gewandt, % es der Errichtung eines gemeinſamen Pfandbriefamt weſtlichen Vororte einzutreten. Zu gleicher Zeit hatte Sitzung vom 22. Janunar 1913 damals Herr Kollege Dr Liepmann einen Vorſchlag in gleicher Richtung gemacht und bei deſſen Begrün⸗ dung nicht nur über das Pfandbriefamt, ſondern auch über das geſamte ſtädtiſche Realkreditweſen ge⸗ ſprochen. Dann fand noch ein zweites Mal, im März v. I., wiederum anläßlich der vorerwähnten Petition eine Debatte ſtatt, die einen ähnlichen Umfang an⸗ nahm. Ein poſitives Ergebnis iſt hierbei nicht er⸗ zielt worden. Auf die Gründe, weshalb das nicht geſchehen iſt, komme ich noch zurück. Seitdem ſind auf dem Gebiete des Grundſtücks⸗ und Hypothekenverkehrs ſo tiefgehende Aenderungen, ſo erhebliche Verſchlechterungen eingetreten, daß nach allgemeiner Ueberzeugung nunmehr die Frage wie⸗ derum aufs Tapet gebracht werden muß, und zwar jetzt auch erſtreckt werden muß auf andere und weitere (Geſichtspunkte als bisher. Ich begrüße es deshalb, daß ſich Kollegen verſchiedener Fraktionen zu dieſem Antrage geeinigt und damit den Willen bewieſen haben, dieſe wichtige Angelegenheit nicht zum Gegen⸗ ſtande eines taktiſchen Wettrennens zu machen, viel⸗ mehr aus ſachlichen Gründen und in ſachlicher Weiſe wirkſame Maßnahmen der Reform zu ſuchen. Meine Herren, da ſeit jener Zeit, als zum letzten Male hier darüber geſprochen worden iſt, eine weſentliche Verſchlechterung der Lage eingetreten iſt, darf ich das mit kurzen Worten wenig⸗ ſtens ausführen. Eine Verſchlechterung auf dieſem Ge⸗ biete zeigt ſich in zwei Symptomen, die naturgemäß gewöhnlich gleichzeitg in die Erſcheinung treten: näm⸗ lich auf der einen Seite im Rückgangefreiwil⸗ liger Veräußerungen und auf der andern Seite in der Zunahme unfreiwilliger Veräußerungen, in der Zunahme der 3wangsverſt eige⸗ rungen. Beide Erſcheinungen haben ſich ſchon ſeit mehreren Jahren in ganz bedeutendem Maße, man kann ſagen, in erſchreckendem Maße in Groß⸗Berlin gezeigt. Nach einer Statiſtik, die ſich auf Berlin und ſechs Vororte bezieht, nämlich Charlottenburg, Schöneberg, Wilmersdorf, Neukölln, Steglitz und Pankow, ſind die Umſätze der freiwilligen Veräuße⸗ rungen im Jahre 1912, verglichen mit dem Jahre 1907. um 45 % zurückgegangen, während die der Zwangsverſteigerungen in derſelben Zeit um nicht weniger als 143 % geſtiegen ſind. (Hört! hört1) Aber auch noch in letzten Jahre und das war es, was ich vorhin mir zu beweiſen vornahm iſt eine allgemeine Verſchlechterung feſtgeſtellt. Im Jahre 1912, verglichen mit dem Jahre 1911 — das Jahr immer vom Oktober des vorangegangenen Jahres bis zum folgenden Oktober gerechnet „haben die Um⸗ ſätze der freiwilligen Veräußerungen um 8 % nach⸗ gelaſſen, während die der Zwangsverſteigerungen um etwa 33% zugenommen haben. Damit im Zuſammenhange ſteht ein anderes Symptom, das beſonders voriges Jahr auf dem Geldmarkt ſichtbar wurde, das Sinken des Kur⸗ ſes der Pfandbriefe, was zur Folge gehabt hat, daß ein Inſtitut von der Größe und der Bedeu⸗ tung der Berliner Hypothekenbank ſich entſchließen mußte, 4ꝙprozentige Pfandbriefe auszugeben. Die Gründe, die hier vorliegen, darf ich viel⸗ leicht zweckmäßig in drei Gruppen einteilen. Der erſten Gruppe rechne ich die Tatſachen zu, die, ſo⸗ weit ich es überſehen kann, nicht viel oder überhaupt nicht durch Maßnahmen von außerhalb geändert wer⸗