Sitzung vom 22. Januar 1913 den können, ſondern gegen die es nur Selbſthilfe durch Abwehr gibt. Das ſind die Terrain⸗ und Häuſerſpekulationen unberufener Elemente; daß ſich an große Objekte Leute heranmachen mit wenigen oder gar keinen Mitteln, Verſuche, die nachher natürlich zu Zuſammenbrüchen führen müſſen. Das ſind Erſcheinungen, gegen die Reich und Staat im großen und ganzen machtlos ſind, und wenn es vielleicht auch möglich iſt, durch ſcharfes Vorgehen gegen den Bauſchwindel hier und da Mißſtände zu bekämpfen, die Hauptſache bleibt hier die Selbſthilfe der beteiligten Kreiſe, die Zu⸗ rückhaltung mit Kredit gegenüber allen kreditunwür⸗ digen Elementen. Der zweite Kompler von Gründen erſtreckt ſich auf die verfehlten Maßnahmen der Geſetz⸗ gebung und der Verwaltung. Zu ſolchen Maßnahmen der Verwaltung zähle ich namentlich die Fehlgriffe bei Erlaß von Bau⸗ ordnungen, natürlich ohne damit eintreten zu wollen für Bauordnungen, die nur darauf geaicht ſind, dem Grundbeſitz zu nutzen, aber doch in dem Sinne, daß vielfach zur Ueberraſchung aller Inter⸗ eſſenten plötzlich einſchränkende Bauordnungen er⸗ Iaſſen werden, die niemand erwarten konnte und die jede auf vernünftige Vorausſetzungen geſtützte Ren⸗ tabilitätsberechnung über den Haufen werfen. (Sehr richtig!) Noch viel wichtiger als dieſes Moment iſt aber die ſteuerliche Ueberlaſt un g. Hier ſind es in erſter Reihe die Umſatzſteuer und die Wertzuwachs⸗ ſteuer, die in Betracht kommen. Meine Herren, die Wert zuwachsſteuer iſt ja eine Steuer, die in unſerm Kreiſe theoretiſche und praktiſche Anhänger gehabt hat, und ich habe auch heute durchaus kein Bedenken, mich zu den Anhängern zu bekennen. Aber wir müſſen doch dabei betonen, daß wir uns die Wertzuwachsſteuer ganz anders ge⸗ dacht haben, und daß wir uns von der Wertzuwachs⸗ ſteuer etwas ganz anderes haben verſprechen müſſen, als was ſchließlich gekomemn iſt. Wir haben damals ausgeführt, daß die Wertzuwachsſteuer, indem ſie nur die wirklichen Gewinne erfaßt, eine Verbeſſerung gegenüber der rohen Umſatzſteuer bedeutet, die jeden Umſatz ohne Rückſicht auf den dabei tatſächlich er⸗ zielten Gewinn erfaßt, und wir hatten uns der Hoff⸗ nung hingegeben, daß die Wertzuwachsſteuer, wenn auch nicht mit einem Schlage, ſo doch mit der Zeit ſich als ein geeignetes Mittel erweiſen würde, dieſe Umſatzſteuer zu beſeitigen, zum mindeſten aber er⸗ heblich zurückgehen zu laſſen. Wir hatten ferner erwarten dürfen, daß die Wertzuwachsſteuer erheb⸗ liche Einnahmen der Stadt zuführen würde und daß auf dieſe Weiſe andere Steuern zurückgehalten wer⸗ den könnten, die ja ſchließlich auch immer dem Grund⸗ beſitz direkt oder indirekt Schaden zufügen. Was iſt ſtatt deſſen gekommen? Die Umſatzſteuern ſind nicht beſeitigt worden, ſie ſind auch nicht ermäßigt worden, im Gegenteil, die erhöhten Umſatzſteuern, die im Jahre 1909 vom Deutſchen Reichstage proviſo⸗ riſch beſchloſſen worden ſind, ſind aufrecht erhalten worden, neben der Wertzuwachsſteuer, und die Wertz konnte nicht zu einer weſentlichen Einnahmequelle für die Stadt gemacht werden, denn das Reich hat ſie übernommen, und der Reſt, der 31 der Stadt verblieben iſt, iſt kaum geeignet, einen nennenswerten Einfluß auf den Einnahmeetat aus⸗ zuüben. So ſind Häufungen von Steuern eingetreten, die man, glaube ich, ohne jedes Be⸗ denken und ohne der Wahrheit zu nahe zu treten, als eine ungeheure Ueberlaſtung des Grundbeſitzes bezeichnen kann und deren Er⸗ mäßigung an ſich dringend not täte. Doch alle dieſe Steuern ſind der Verfügung der Städte entrückt, ſie können nur abgeändert werden durch Akte der Reichsgeſetzgebung, und es hieße über⸗ triebene und täuſchende Hoffnungen hegen und nähren, wollte man glauben, daß in der gegenwärtigen Zeit der Deutſche Reichstag und gar erſt der Bundes⸗ rat ſich entſchließen würden, beſtehende Einnahme⸗ quellen in irgendeiner Weiſe zu verſtopfen. Das Beſtreben, eine Reform zu erwirken, muß von allen Beteiligten rege aufrecht erhalten werden; aber wir werden kaum damit rechnen dürfen, daß es ſehr bald zum Erfolge führt. Die dritte Reihe von Gründen, die anzuführen ſind für die mißliche Lage und auf die ich hier den Hauptwert zu legen habe, das ſind die Momente, die mit der Not des Hypothekenmarktes zu⸗ ſammenhängen. Woher kommt die Not des Hypo⸗ thekenmarktes? Die Frage iſt nicht leicht zu beant⸗ worten; denn auch hier iſt es eine Mehrheit von Tat⸗ ſachen, die zuſammengetroffen ſind und die Not ver⸗ anlaßt haben. Wir haben zunächſt die Tatſache, daß ſeit Jahren die Geldverhältniſſe erſchwert worden ſind infolge der Neigung des Kapitals, ſich der mäch⸗ tig aufſtrebenden und beſſer verzinſenden Induſtrie zuzuwenden. Dadurch iſt die Geldteuerung verurſacht, die im Laufe der letzten Jahre nur ſelten eine Erleichterung gefunden hat, und das hat es mit ſich gebracht, daß ſchließlich eine nachhaltige Einwir⸗ kung auf die Kurſe aller Papiere erfolgt iſt, welche nicht eine Dividende nach dem Gewinnertrage, ſon⸗ dern feſte Zinſen gewähren. Sie wiſſen, daß die deutſchen Reichs⸗ und Staatsanleihen gegenwärtig, obgleich ſie wohl ohne Ueberhebung als die beſt fun⸗ dierten Anleihen von Europa bezeichnet werden dür⸗ fen, einen Kursſtand erreicht haben, der eine Ver⸗ zinſung von 4% ungefähr gewährt. Die Folge davon iſt natürlich, daß auch das feſtverzinsliche An⸗ lagen ſuchende Kapital den Effektenmarkt begünſtigt, wo mit geringeren Mitteln Anlagen erworben werden können und die Anlagen beweglicher ſind, als es bei Hypolhelen der Fall iſt. Eine weitere Folge iſt die von mir ſchon erwähnte, daß die Verzinſung der Pfandbriefe heraufgeſetzt werden mußte und deshalb die den Hypothekenſchuldnern geſtellten Bedingungen immer drückender und drückender wurden. So iſt es gekommen, daß auch er ſte Hypotheken, die doch unbeſtritten als die beſte Anlage überhaupt gel⸗ ten, von den ganzen Verhältniſſen betroffen und ge⸗ ſchädigt worden ſind. Aber, meine Herren, wenn wir das auch nicht überſehen und verkennen, ſo darf doch anderſeits wohl konſtatiert werden, daß die Anzahl der öffentlichen und privaten Inſtitute, die ſolche An⸗ lagen brauchen, Anlagen in erſten Hypotheken, auch heute noch ſtark genug iſt, um die Unterbringung von erſten Hypotheken im allgemeinen nicht in beängſti⸗ gender Weiſe zu erſchweren. Ganz anders — und das iſt dasjenige, worauf ich hinauswill liegt es bei den zweiten Hypotheken. (Zuſtimmung.)