Sitzung vom 22. Januar 1913 des Magiſtrats, und dann kann erſt in der nachnäch⸗ ſten Sitzung die Wahl auf die Tagesordnung Zeſetzt und erledigt werden. Dann kommt der Etat und da⸗ mit die Zeit, in der wir mit Sitzungen alle überſättigt ſind. Ich glaube kaum, daß ſich in dieſen Wochen eine Gelegenheit bieren wird, eine ſolche Deputation ein⸗ zuberufen, zumal ihr ja teilweiſe dieſelben Mitglieder angehören müßten wie der Etatskommiſſion. Aber abgeſehen davon ſollten wir, denke ich, durch die Er⸗ fahrungen bei der Wertzuwachsſteuer gewitzigt ſein, jenen Weg zu vermeiden. Ich erinnere Sie daran, daß bei der Wertzuwachsſteuer monatelang Deputa⸗ tionsſitzungen ſtattgefunden haben, in denen alle mög⸗ lichen theoretiſchen Vorträge gehalten wurden, in denen der Magiſtrat um ſtatiſtiſches Material von da und dort gebeten wurde, und daß ſchließlich, nachdem alle dieſe Verhandlungen ſtattgefunden hatten und dabei ſich kaum etwas praktiſches ergeben hatte, eines Tages die Notwendigkeit war, plötzlich poſitiv Stellung zur Wertzuwachsſteuer zu nehmen und über Nacht ge⸗ wiſſermaßen das fertig gemacht werden mußte, was bis dahin kaum begonnen war. Hier ſcheint es mir beſonders nötig, daß nicht ein mehr oder minder ſchwerfälliges Kollegium ſich mit der Bearbeitung der Angelegenheit beſchäftigt, ſondern eine Kraft, die dafür Intereſſe und Verſtändnis hat. Denn es kommt hierbei ja nicht nur auf uns an, es kommt ganz weſentlich darauf an, daß der Königlichen Staats⸗ regierung gezeigt wird, welches Ziel wir erſtre⸗ ben, und mit ihr ein frühzeitiges Einverſtändnis er⸗ reicht wird. Wir brauchen die Staatsregierung zwar nicht, um eine Hypothekenanſtalt zu gründen, aber wir brauchen ſie zur Bewilligung der Anleihe, die wir dazu aufnehmen müſſen, und es hieße, uns von vorn⸗ herein dieſe unnütz erſchweren, wollten wir etwa ohne Fühlungnahme mit ihr Beſchlüſſe faſſen. Deshalb, meine Herren, werden wir der Sache einen ſchlechten Dienſt durch die Einſetzung einer ge⸗ miſchten Deputation erweiſen, und zwar gerade weil ſie eilig iſt. Ich möchte Sie vielmehr bitten, durch die Debatte und durch eine möglichſt geſchloſſene Ao⸗ ſtimmung nachher dem Magiſtrat die Gewißheit zu geben, daß wir die Angelegenheit für außerordentli⸗h wichtig und dringlich halten, und daß wir jede L r lage des Magiſtrats, die geeignet iſt, unter Bah rung derpflichtgemäßen Sorgfalt der Stadt bei ihrer Finanzgebarung wirkſame Mittel zur Hebung des ſt äd tiſchen Realkredits zu bieten, mit größ⸗ tem Wohlwollen und größter Bereitwilligkeit auf⸗ nehmen werden. (Lebhafter Beifall.) Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Die Frage, die der Herr Stadtv. Meyer angerührt hat, beſchäftigt ja ſeit langer Zeit weite Kreiſe. Wir erkennen mit Ihnen die Notlage an, in der ſich der Hausbeſitz und namentlich diejenigen Hausbeſitzer befinden, die eine zweite Hypothek ſuchen. Dieſe Notlage hat auch uns ſeit längerer Zeit mit Sorge erfüllt, und zwar namentlich deshalb, weil in dem laufenden Jahre ſich die Lage derjenigen Beſitzer, die eine zweite Hypothek ſuchen, durch die Not an barem Gelde ſehr böſe ver⸗ ſchärft hat. Wie lange das dauern wird, weiß man nicht; ſo viel ich ſehe, hat zwar jetzt ſchon der Geld⸗ wieder nachgelaſſen markt an Schärfe (Widerſpruch) 35 es iſt ſchon heute möglich, Geld zu erhalten, allerdings koſtet es ſehr viel Zinſen; aber eine ſchwierige Situation iſt noch immer vorhanden. Ich glaube auch nicht, daß ſie ſobald verſchwinden wird. Es werden zwar wieder beſſere Zeiten eintreten, aber vorübergehend werden wir doch wohl noch geraume Zeit mit dieſen ſchwierigen Verhältniſſen rechnen müſſen. Ganz gewiß iſt aber die Sachlage ſo, daß wir ernſtlich darüber nachdenken können, ob wir dieſer Kalamität auf dem ungünſtigen Markt nicht abhelfen können. Wir haben uns nun ſeit längerer Zeit im Schoße unſerer Verwaltung mit dieſer Frage beſchäftigt, Material geſammeit, die einſchlägigen Verhältmiſſe ſtudiert und die Maßnahmen geprüft, die andere Gemeinden auf dieſem Gebiet bereits getroffen haben. Ich habe vor einiger Zeit mit dem in Frage kommen⸗ den Herrn Dezernenten eine eingehende Beſprechung hierüber gepflogen, und wir ſind zu einem beſtimmten Reſultat darüber gekommen, welche Vorſchläge wir für ein. Vorgehen auf dieſem Gebiet machen können, um der Kalamität etwas abzuhelfen. Die Dinge ſind ſoweit gediehen, daß ſie in der Magiſtratsſitzung vor⸗ getragen werden können, und ich nehme an, ß der Magiſtrat, ſobald wir mit den Etatsberatungen zu Ende ſind, die uns bisher aufgehalten haben — wir haben den Etat heute verabſchiedet —, ſich mit dieſer Frage beſchäftigen und einen Ausſchuß einſetzen wird, der nicht bloß aus Technikern, ſondern auch aus ſolchen Männern zuſammengeſetzt iſt, die im Leben erfahren ſind. (Bravo!) Dieſer Ausſchuß wird über unſere Vorſchläge ein⸗ gehend beraten, ſo daß wir dann in der Lage ſein werden, Ihnen bald eine Vorlage zugehen zu laſſen; denn ich hoffe, daß wir zu einem poſitiven Reſultat kommen werden. (Bravo!) Ich denke mir, meine Herren, daß Sie nach den Etats⸗ beratungen, wenn Sie ſich über unſere finanzielle Lage genau informiert haben und ſehen, wie unſere finan⸗ ziellen Verhältniſſe für jetzt und die nächſte Zukunft liegen, gerade geneigt ſein werden, ſich am zweck⸗ mäßigſten mit dieſer Frage zu beſchäftigen. Was nun die Ausführungen des Herrn Stadtv. Meyer anbetrifft, ſo kann ich ſie in ſehr vielen Be⸗ ziehungen wohl als richtig anerkennen. Die Ge⸗ danken, die wir gehabt haben, decken ſich vielfach durchaus mit denjenigen, die er hier zum Ausdruck gebracht hat. Schwierig iſt zunächſt nur die eine Frage, die er auch erwähnt hat, nämlich die Frage der Zuſtändigkeit der Stadt, ob die Stadt verpflichtet und berechtigt iſt, auf dieſem Gebiete helfend einzu⸗ greifen. Wenn man dieſe erſte Frage bejaht, entſteht die zweite ſchwierige Frage, wo man hier die Grenze ziehen ſoll, wie weit die Stadt gehen kann, ohne die Allgemeinheit in eine ſchwierige Situation zu bringen, ohne ein zu großes Riſiko zu übernehmen. Dieſe Frage hängt auch mit der Frage der Genehmi⸗ gung der Anleihe durch die Staatsregierung zu⸗ ſammen, die wir natürlich aufnehmen müßten, um das Geld zu beſchaffen, mit dem die zweiten Hypo⸗ theken zu gewähren ſind. Auch der Staat wird, falls wir zu einem Beſchluß kommen, ſehr eingehend