Sitzung vom 22. Januar 1913 daß man auch bei dieſer Gelegenheit darauf hinweiſt: es handelt ſich nicht um eine Standesfrage, nicht um ein Klaſſenintereſſe, ſondern um eine kommunal⸗ politiſche Frage von der allergrößten Bedeutung. (Sehr richtig!) Wir kennen nicht den Umfang der Schuldentilgung; dazu fehlt uns vollſtändig das Zahlenmaterial. Wenn wir uns aber vergegenwärtigen, daß nach Schätzungen, die meines Wiſſens auf dem zweiten internationalen Hausbeſitzertage in dieſem Jahre ver⸗ anſtaltet ſind, in jedem Jahre in den ſtädtiſchen Haus⸗ und Grundbeſitz an Werten rund 2 Milli⸗ arden ℳ hineingeſteckt werden, dann ſagen dieſe Zahlen genug. Derartige wirtſchaftliche Werte kön⸗ nen nicht mit ſtädtiſchen Anleihen geſchaffen werden, ſondern hier muß das Privatkapital arbeiten, und ich hoffe auch, daß das Privatkapital, wenn die Kom⸗ munen in der angeregten Weiſe vorgehen, ſich wieder mit größerem Vertrauen dem ſtädtiſchen Markte zu⸗ wenden wird, Sehr richtig!) und ferner würde ich mir einen außerordentlich großen Erfolg davon verſprechen, daß wir dafür ſor⸗ gen, daß ein ehrliches Tarweſen im Haus⸗ und Grundbeſitz Platz greift. Denn das ehrliche Tar⸗ weſen iſt das Fundament für jede andere Aktion. (Sehr richtig!) Ich verſpreche mir von einer ſtädtiſchen Hypotheken⸗ anſtalt nach der Richtung außerordentlich viel. Alſo, meine Herren, es iſt eine ganze Menge ſagen Sie meinetwegen auch bloß: Imponderabilien, die ſich hierbei ergeben, die aber in ihrer Geſamtheit zweifellos dazu beitragen werden ſo hoffen meine Freunde mit mir —, in den ſtädtiſchen Hypotheken⸗ markt in Charlottenburg geſunde Verhältniſſe zu bringen. (Lebhaftes Bravo bei den Liberalen.) Stadtv. Zietſch: Ich will nur ein paar Bemer⸗ kungen auf die Ausführungen des Herrn Kollegen Crüger machen. Auf Einzelheiten will ich dabei nicht weiter eingehen, da ich mir eine eingehende Erwide⸗ rung auf die Rede des Herrn Kollegen Crüger für ſpäter vorbehalte. Nur das eine möchte ich zunächſt hervorheben: Herr Kollege Crüger meint, die Bau⸗ genoſſenſchaft würde von einer ſtädtiſchen Hypo⸗ thekenbank nicht viel haben, denn der Miniſterial⸗ erlaß rede nur von einer Beleihung bis zu 70 % des Grundſtückswerts. Für Neukölln iſt freilich auch vorgeſchrieben, die Grundſtücke gewöhnlich nur bi⸗ zu 70 ihres Wertes zu beleihen: Neukölln geht jedoch in ſeinem Statut darüber hinaus und beleiht bis zu 75 und 80 %. Man nimmt aber dieſe 5 reſp. 10 % Mehrbeleihung aus dem Sammelfonds. Alſo auch auf Grund der Miniſterialverfügung würde für uns die Möglichkeit gegeben ſein, in der Belei⸗ hung über die Grenze von 70 % hinaus Ueber dieſe Frage würde alſo eine Verſtändigung zu erzielen ſein. 2 Weſentlich anderer Auffaſſung als der Herr Kollege Crüger bin ich aber darin: wenn er glaubt, es handle ſich bei der Einrichtung der ſtädtiſchen hinauszugehen. 41 Hypothekenbank um eine vorübergehende Erſchei⸗ nung, um eine Einrichtung, die einem augenblick⸗ lichen Notſtand abhelfen ſoll. Der Auffaſſung bin ich nicht, Herr Kollege Crüger, und die Zeit wird flehren, wer in der Beziehung recht hat. Wenn jetzt die Notlage auf dem Hypothekenmarkt dazu drängt, die ſtädtiſche Hypothekenbank einzurichten, dann werden Sie auch nach dem Abflauen dieſes Not⸗ ſtandes die Hypothekenbank nicht los werden; ſie wird bleiben und wird ihre Tätigkeit auch ſpäterhin entfalten müſſen. Herr Kollege Crüger hat dann ſchließlich ge⸗ glaubt, eine Attacke gegen mich und meine Partei reiten zu können, indem er ausführte, daß nicht die Herren vom Liberalismus, ſondern daß wir uns ge⸗ wandelt hätten. Und er freute ſich, daß ihm nun endlich mal ein Sozialdemokrat in die Hände ge⸗ laufen ſei, der dem ausbeuteriſchen Grundbeſitz die Grundrente ſichern will. Wenn Herr Kollege Crüger auf Grund dieſer Annahme zuerſt ſo mächtig ſcharf ge⸗ gen uns losgeritten iſt, ſo hat er aber doch zum Schluß ſein Rößlein wieder gewendet und iſt zurück⸗ geritten. (Stadtv. Dr Crüger: Hat Sie mitgenommen! — Große Heiterkeit.) — Herr Kollege Erüger, mit Ihnen reite ich nicht. — Ich will Ihnen auch ſagen, worin der Gegenſatz in Ihren Ausführungen liegt. Zuerſt haben Sie mir nachweiſen wollen, daß die Einrichtung einer ſtädti⸗ ſchen Hypothekenbank nur dazu dienen ſollte, die Grundrente dem Hausbeſitzer zu garantieren und daß wir Sozialdemokraten bei der Unterſtützung dieſer Anregung gegen unſere wirtſchaftlichen Grundan⸗ ſchauungen handelten. Nachher haben Sie aber, Herr Kollege Crüger, geſagt: Es handelt ſich bei dieſem Antrag gar nicht um die Sanierung und Solidierung des Grundbeſitzes allein, ſondern um die Löſung einer allgemeinen Frage, die das ganze kommunale, das ganze Wirtſchaftsleben überhaupt angeht. (Sehr richtig!) Ja, das iſt doch etwas ganz anderes! Und von dieſem Standpunkt aus ſind wir dieſer Anregung näher getreten, nicht von dem Standpunkt aus, dem Grundbeſitz die Grundrente zu garantieren. Wenn wir dieſen vernünftigen Standpunkt nicht eingenom⸗ men hätten, wären Sie der erſte geweſen, der auf⸗ geſtanden wäre und geſagt hätte: Ihr Sozialdemo⸗ kraten, Ihr ſeid die, die im Irrtum verharren, und deswegen die Narren! Und das wollen wir bei Ihnen doch nicht ſein. (Heiterkeit.) Stadtv. Dr. Crüger: Meine Herren! Wiederum ein intereſſanter Beitrag zur ſozialdemokratiſchen Lehre! Sie erſehen aus den ſehr lehrreichen, inter⸗ eſſanten Ausführungen des Herrn Kollegen Zietſch, daß die Grundrente ſehr wohl vereinbar iſt mit dem allgemeinen Intereſſe. (Heiterkeit.) Weiteres hier auseinanderzuſetzen, achtens nicht notwendig, (Große Heiterkeit) iſt meines Er⸗