46 den; denn Sie ſelbſt haben ja verlangt, daß die neuen Gebäude für die Fortbildungsſchulen ſo ſchnell hergeſtellt werden möchten, daß ſie vielleicht in drei Jahren bereits bezogen werden können. Nehmen Sie alſo eine Friſt von drei Jahren an, ſo wird dus wohl auf dieſe Zeit wirklich von den Bewohnern des Wilhelmplatzes zu ertragen ſein und zu ertragen ſein müſſen; denn bei dem beſten Willen haben wir der Herr Vorredner hat auch auf die Bismarckſtraße hingewieſen — weder in der Bismarckſtraße noch in der Spreeſtraße noch in irgendeiner anderen Stadt⸗ gegend, wo wir ſtädtiſchen Befitz haben, ein Grundſtück finden können, das ſich auch nur annähernd ſo gut für dieſe Zwecke eignet wie gerade das Grundſtück Wilhelmplatz 1a. In dieſer Notlage haben wir uns geſagt: wir müſſen dieſes Grundſtück für die kurze Zeit dazu verwenden, und ich glaube Ihnen ſagen zu können, daß auch Ihnen nichts anderes übrig bleiben wird. Es bliebe nur noch der einzige Weg, daß Sie die Räume öffentlich ausſchrieben. Glauben Sie denn, meine Herren, daß Sie in beſſerer Gegend zweckmäßiger und billiger Räume bekommen? Unter keinen Umſtänden; denn ich bin der feſten Ueberzeu⸗ gung, daß in dieſer kurzen Zeit ſo große und ſo viele Räume an einer Stelle überhaupt gar nicht freige⸗ macht werden können. Wir haben das nur dadurch erreichen können, daß wir zwei oder drei Tage vor dem 1. Januar noch den Beſchluß faſſen konnten, die Kündigung auszuſprechen, da wir kurze Kün⸗ digungsfriſten beſitzen. Außerdem iſt es nur im Wege der beſonderen Verhandlung gelungen, einige Räume früher freizumachen. Ich glaube, Sie be⸗ finden ſich mit uns in einer Notlage, und aus dieſem Grunde bitte ich Sie, die Vorlage ohne Ausſchuß⸗ beratung anzunehmen. (Bravol) Stadtv. Zander: Der Herr Stadtkämmerer hat ſoeben geſagt, daß das Grundſtück Wilhelmplatz 1a, wenn es für Bureauzwecke benutzt werden ſollte, für das eine Jahr umgebaut werden müßte. Warum ſoll es notwendig ſein, dieſe Mietwohnungen im Grundſtück Wilhelmplatz 1a umzubauen, wenn ſie als Magiſtratsbureaus dienen ſollen? Kennt denn der Herr Kämmerer nicht das Amtsgericht in der Suarez⸗ ſtraße 13; weiß er nicht, in welchen Räumen könig⸗ liche Behörden ihre Angeſtellten und Beamten jahre⸗ lang unterbringen, und es ſollte nicht möglich ſein, in dem herrſchaftlichen Hauſe Wilhelmplatz 1a die Magiſtratsbeamten aus der Lützower Straße unterzu⸗ bringen? Ferner ſagt der Herr Kämmerer, es würde nicht möglich ſein, Räume für dieſe Zwecke anzumieten. Meine Herren, 50 000 ℳ werden von Ihnen ange⸗ fordert! Der Herr Kämmerer hat uns hier eben ge⸗ ſagt, daß die Räume nur auf drei Jahre gebraucht werden ſollen — ich nehme ſelbſt 4 Jahre an —, und daß ſie nachher dann für Schulzwecke unnötig ſind. Dieſe 4 Etagen, tariere ich, haben der Stadtgemeinde Charlottenburg mindeſtens 12⸗ bis 15 000 %ℳ einge⸗ bracht. Rechnen Sie das auf 4 Jahre, ſo kommen Sie auf 60 000 %ℳ, und 50 000 ℳ koſtet der Bau, ſodaß Sie für dieſe 4 Jahre insgeſamt auf eine Aus⸗ gabe von rund 100 000 ℳ kommen. Meine Herren, glauben Sie, daß Sie für 25 000 ℳ pro Jahr in Charlotteburg dieſe Räume nicht anmieten könnten? Sitzung vom 22. Januar 1913 Da können Sie hingehen, wo ſie wollen, Sie werden ſie mit Vergnügen und Kußhand bekommen. 7 Da mir jetzt geſagt wurde, daß die Räume über⸗ haupt nur für drei Jahre gebraucht werden ſollen, ſo muß ich ſogar auf dem Standpunkt ſtehen, daß hier eine Verſchwendung mit ſtädtiſchen Geldern ge⸗ trieben wird. Denn wenn die Räume nur für dieſe drei Jahre benötigt werden, ſo iſt das pro Jahr eine Aufwendung von über 30 000 ℳ. (Widerſpruch.) — Jawohl, 50 000 % koſtet der Umbau, ein Jahr ſtehen die Räume wieder leer, um ſie für andere Zwecke umzubauen, und dann müſſen ſie wieder ver⸗ ändert werden, da ſie für Schulzwecke nicht weiter zu gebrauchen ſind, wie uns das eben hier geſagt wor⸗ den iſt. — Meine Herren, für 100 000% baut Ihnen jeder Geldmann ein Gebäude hin, wenn ſie ihm den Platz dazu geben, und den haben wir ja in der Spree⸗ ſtraße. (Zuruf: Ohne zweite Hypothek? — Heiterkeit.) — Ohne zweite Hypothek! — Geben Sie ihm 100 000 Mark, und dann baut er Ihnen die notwendigen Räume hin, die nur für drei Jahre gebraucht werden, und es geht ganz vorzüglich. Meine Herren, ich würde Ihnen raten, dieſe Vorlage glatt abzulehnen, da ſie alles überſchreitet, was man überhaupt den Bürgern Charlottenburgs bieten kann, denn es iſt geradezu unglaublich, daß der⸗ artige Mittel allein für drei Jahre für dieſen Zweck aufgewendet werden ſollen. Ich möchte aber doch, daß die Angelegenheit im Ausſchuß noch weiter ge⸗ klärt und die Möglichkeit gegeben wird, eine Eini⸗ gung in der Weiſe herbeizuführen, daß die Herren Be⸗ amten aus der Lützower Straße ſich mal auf ein Jahr mit dieſen großen Räumen, die durchſchnittlich 4 zu 6, ja ſogar 5 zu 6 m groß ſind — andere Räume haben Sie in der Lützower Straße auch nicht, im Gegenteil, ſie ſind viel kleiner und ſchlechter, als ſie heute ſchon am Wilhelmplatz ſind —, begnügen, bis ſie in das feudale Rathaus einziehen, und dann die Räume in der Lützower Straße für dieſe Zwecke freigemacht werden. Wenn wir daran denken, wie das Publikum und die Hausbeſitzer in der Berliner Straße geſchrieen haben, bis die Verteilung der „Neuen Zeit“ dort eingeſtellt und nach einer anderen Stelle verlegt worden iſt, weil die Paſſage dadurch gehindert wurde, und dieſe Ver⸗ legung endlich gelungen iſt, ſo muß man ſich wundern, daß heute von der Stadtverwaltung eine Fortbil⸗ dungsſchule nach dem Wilhelmplatz gelegt werden ſoll. Wir wiſſen genau, wie die Jungens, die die Fortbildungsſchule beſuchen, beim Hineingehen und beim Verlaſſen des Hauſes auf der Straße herum⸗ wüten, — ich wünſche den Herren vom Magiſtrat, daß ſie ſich nur mal eine Stunde lang in der Wall⸗ ſtraße vis-a-vis von Nr. 80 hinſtellen und ſich die Sache anſehen, — ob ſie dann noch der Ueberzeugung ſind, daß die Schule nach dem Wilhelmplatz ver⸗ pflanzt werden ſoll? Stadtrat und Kämmerer Scholtz: Wenn ich dem Herrn Vorredner auch zugeben will, daß für den Fall, daß die Verhältniſſe ſpäter ergeben ſollten, daß die Bureaus nur verhältnismäßig kurze Zeit in dem Hauſe bleiben müßten, nicht ſo viele Reparaturen und Umbauten notwendig ſind, als wenn man dort