48 hätten ſich dann im Vorſtadium der Verhandlungen gewiſſe Schwierigkeiten beſeitigen und gewiſſe Ueber⸗ einſtimmungen erzielen laſſen. Es iſt ja nicht in der Vorlage geſagt, daß die Fortbildungsſchuldeputation gehört worden wäre, wie man vorher aus den Worten des Herrn Kollegen Zander hätte entnehmen können, ſondern es heißt nur: die Dringlichkeit der Beſchaf⸗ fung weiterer Schulräume iſt von der Deputation für das ſtädtiſche Fortbildungsſchulweſen anerkannt wor⸗ den. Gewiß, meine Herren, das iſt oft anerkannt worden; aber mit dieſer Angelegenheit im beſon⸗ deren iſt die Deputation nicht befaßt worden, was ich ebenfalls beklage. In einem gewiſſen Umfange, meine Herren, war ich perſönlich auch geneigt, den Bedenken zuzuſtim⸗ men, die Herr Kollege Zander darin ſieht, daß dieſe Fortbildungsſchulklaſſen am Wilhelmplatz unterge⸗ bracht werden ſollen. Aber wer die Lokalitäten kennt, der weiß, daß der Ausgang, der hier in Frage kommt, nicht direkt am Wilhelmplatz liegt, daß alſo die Berliner Straße von dem Geräuſch und von der Unruhe, die mit dem Schülermaterial der Fortbil⸗ dungsſchule zweifellos nun einmal verbunden ſind, nicht direkt getroffen wird. Freilich muß ich auch hier ausdrücklich hervorheben, daß Herr Kollege Zan⸗ der nach meiner Meinung, vor allen Dingen in ſeinen erſten Ausführungen, ſehr ſtarke Farben aufgetragen hat. (Sehr richtig!) Wenn es ſo wäre, wie es nach den Darſtellungen des Herrn Kollegen Zander — ich verweiſe auf ſeine erſten Ausführungen — den Eindruck machte, dann träfe die Leitung der Schule der ſchwere Vorwurf, daß ſie in bezug auf die Diſziplin ſich dem Schüler⸗ material gegenüber große Verſäumniſſe habe zu ſchulden kommen laſſen. (Sehr richtig!) Ich bin überzeugt, daß Herr Kollege Zander dieſen Vorwurf nicht hat ausſprechen wollen. Es kommen gewiſſe Unannehmlichkeiten, hin und wieder auch ge⸗ wiſſe Roheiten vor, das ſei zugegeben; aber in dem Umfange, wie Herr Kollege Zander das darzuſtellen ſchien, und vor allen Dingen auch mit der Regel⸗ mäßigkeit, die man daraus ſchließen konnte, iſt das nicht der Fall. Daraus ergibt ſich aber, daß auch nach der Richtung hin die Lage in der Nähe des Wilhelmplatzes nicht ſo große Gefahren in ſich ſchließt, wie Herr Kollege Zander das darſtellt. 8 Meine Herren, ich gebe ohne weiteres zu, daß ein ſehr ſchwerer Entſchluß dazu gehört, dieſe finan⸗ ziell ſo bedeutende Vorlage jetzt zu verabſchieden, (Sehr richtigl) und ich kann mir ſehr wohl denken, daß es gerade den Herrn Kämmerer bei der ganzen Finanzlage, in der wir uns jetzt befinden, außerordentliche Ueber⸗ windung gekoſtet hat, der Vorlage ſchließlich ſeine Zuſtimmung zu geben. Wenn das aber geſchehen iſt und auch der Magiſtrat die Vorlage angenommen hat, dann ergibt ſich daraus eben, daß wir uns in einem Notſtand befinden, dem wir unter allen Um⸗ ſtänden entgegentreten müſſen. Meine Herren, es iſt heute nicht der Ort, nun etwa die Frage aufzuwerfen, wie es denn komme, daß wir in dieſen Notſtand geraten ſind, und ob dem nicht vorgebeugt werden konnte. Das würde endloſe Sitzung vom 22. Januar 1913 Debatten entfeſſeln. Es muß uns heute genügen: wir ſind in der Notlage, wir haben kein anderes Mittel, um die zum 1. April unbedingt nötigen Räume zu beſchaffen, als dieſe Vorlage ſie angibt. Aus dieſen Gründen muß ich mich für meine Perſon — und ich hoffe, daß meine Freunde mir zuſtimmen —, wenn auch ſehr ſchweren Herzens ent⸗ ſchließen, der Vorlage ohne Ausſchußberatung zuzu⸗ ſtimmen. Wir verwahren uns ausdrücklich dagegen, daß man uns etwa den Vorwurf macht, wir trieben Verſchwendung, wenn wir dieſer Vorlage zuſtimmen. Nein, meine Herren, wir erkennen nur einen Not⸗ ſtand an, der dringend Abhilfe erheiſcht, und darum ſtimmen wir der Vorlage ſchweren Herzens, aber in der Ueberzeugung zu: es ging nicht anders! (Beifall.) Stadtv. Harniſch: Meine Herren! Ich habe das Wort nur erbeten, um Ihnen mitzuteilen, daß in der Hochbaudeputation, die ſich ja auch mit dieſer Frage beſchäftigt hat, alles das erwogen iſt, was wir hier in beredten Worten haben mitteilen hören. Wir ſind uus dort auch klar geweſen, daß die Not nicht nur verhältnismäßig, ſondern abſolut groß iſt; wir ſind uns aber ebenſo klar geweſen, daß wir dieſelben oder ähnlich gute Räume für die gleiche Summe an keiner anderen Stelle hätten beſchaffen können. Daher haben wir uns auch in der Hochbaudeputation auf den Standpunkt geſtellt, wie er eben präziſiert worden iſt. Stadtv. Laskau: Ich kann mich mit der Vorlage inſofern nicht einverſtanden erklären, als ich behaupte, daß wir die Räume zum 1. April zu angemeſſenen Preiſen für 3 Jahre zur Miete bekommen und dann nicht nötig haben, in ein verhältnismäßig altes Haus 50 000 %ℳ einzubauen. Das iſt dann weggeworfenes Geld! (Sehr richtig!) Wenn wir ausſchreiben und bis zum 1. April Räume zur Miete erhalten, brauchen wir nicht das Lebendige 10 das Tote, nämlich auf ein veraltetes Haus zu Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren! Ich glaube, in der Hardenbergſtraße bekommt man zehn Zimmer für 10 000 M. Wenn wir zwei Wohnungen von je 10 Zimmern in der Hardenbergſtraße mieteten, hätten wir genug! (Heiterkeit.) Aber Scherz beiſeite, meine Herren! Ich kann dem Herrn Kollegen Zander nicht ohne weiteres darin folgen, daß die Schule nach der Lützower Straße und umgekehrt die Bureaus nach dem Wilhelmplatz verlegt werden ſollen. Nachdem der Magiſtrat und der Herr Stadtbaurat erklärt haben, daß es nicht gehe, ſage ich auch: das iſt für mich keine diskutable Sache mehr. Dagegen habe ich es von vornherein bedauert, da man die Wohnungen am Wilhelmplatz, die von ordentlichen Mietern bewohnt waren, jetzt gekündigt und dadurch der Berliner Straße wieder ſo und 15 viele Leute entzogen hat, die dort in den Läden kauften. (Sehr richtigl)