60 zum mindeſten in eine nicht behagliche Stimmung verſetzt. Ich habe das Glück gehabt, während meiner Führung der Geſchäfte Konflikte vermieden zu ſehen, und ich ſtimme darin mit dem Herrn Kollegen Liep⸗ mann überein, daß es auch hier bedauerlich wäre, wenn ein Konflikt enſtände. Aber das eine möchte ich feſtſtellen: würde eine Konfliktsſtimmung aus dieſer Sache entſtehen, dann wäre mein Nachfolger auf dem Poſten des Vorſtehers daran unſchuldig; es wäre die Hartnäckigkeit des Magiſtrats Schuld daran, einem Wunſche der Stadtverordnetenverſammlung in einer ſehr unbedeutenden Sache nicht nachzukommen. Sachlich will ich nur noch eins ergänzen. Herr Kollege Meyer hat ausgeführt, daß im Jahre 1907 der Magiſtrat ſelbſt die notwendige Vermehrung um einen unbeſoldeten Stadtrat unterſtrichen hat. Ich füge dem nur noch hinzu, daß wir im Jahre 1907 eine geringere Anzahl von Stadtverordneten hier im Saale hatten, als wie das zurzeit der Fall iſt. Da⸗ mals wurde bei 72 Stadtverordneten das Bedürfnis nach einem neuen unbeſoldeten Stadtrat anerkannt, heute haben wir 78 Stadtverordnete. Wenn dann der Herr Oberbürgermeiſter an⸗ führte, es ſei die Vermehrung deshalb ſo bedenklich, weil ſich dann das Magiſtratskollegium zu einem Parlamente auswachſen könnte, ſo gibt es dagegen doch einen Schutz. Ebenſo wie wir durch Ortsſtatut die Anzahl der Stadtverordneten auf eine ganze Reihe von Jahren feſtgelegt haben, ſo würde, wenn es not⸗ wendig wäre, durch Ortsſtatut jederzeit auch die Zahl der Magiſtratsmitglieder nach oben zu begrenzen ſein. Ich glaube, meine Herren, daß, wenn Sie auf den Vermittlungsvorſchlag des Herrn Kollegen Meyer eingehen und ihn annehmen, der Magiſtrat doch in Erwägung darüber eintreten wird, ob es dieſe Frage wert iſt, durch ſie zu einem ſcharfen Gegenſatz zur Stadtverordnetenverſammlung zu gelangen. (Bravo!) Stadtv. Dr Landsberger: Den letzten Satz des Herrn Vorredners kann ich ganz zum Motto meiner eigenen Ausführungen machen. Ich kann mir nicht denken, daß der Magiſtrat einem Beſchluſſe der Stadt⸗ verordnetenverſammlung, dem „Wunſche“ gegenüber — wenn man das Anführungszeichen des Herrn Oberbürgermeiſters in ſeinen früheren Ausführungen hier hineinnehmen will —, daß auch die Zahl der un⸗ beſoldeten Magiſtratsmitglieder bei dieſer Gelegen⸗ heit um eins vermehrt wird, nachdem ſchon bei der letzten Neuſchaffung einer beſoldeten Magiſtratsſtelle keine Schaffung eines unbeſoldeten Stadtrats ſtatt⸗ gefunden hat, ich kann mir nicht denken, ſage ich, daß der Magiſtrat bei ſeinem Unannehmbar ver⸗ harren wird. Ich verſtehe den Standpunkt des Ma⸗ giſtrats gegenüber dem früheren Ausſchuß⸗ deſchluß, der etwas plötzlich die Vermehrung des Ma⸗ giſtrats in die Höhe treiben wollte und zu der neuen beſoldeten Magiſtratsſtelle, die wir einmütig alle für notwendig halten, gleich noch zwei unbeſoldete Stellen vorſchlug. Dagegen hat ſich der Magiſtrats⸗ vertreter nach meiner Meinung mit Recht und mit überzeugenden Gründen gewehrt. Daß aber auch der Widerſpruch aufrecht erhalten werden ſollte, wenn die Stadtverordnetenverſammlung nur ein unbeſoldetes Magiſtratsmitglied bei dieſer Gelegenheit neu affe will, das kann ich mir offen geſtanden trotz der vorläufigen dahingehenden Erklärung nicht denken. Ich glaube deswegen, daß der ſachliche In⸗ Sitzung vom 5. Februar 1913 halt der Vorlage nicht gefährdet ſein wird, wenn Sie den Antrag Meyer⸗Stadthagen annehmen. Meine Herren! Der Herr Oberbürgermeiſter hat vorhin ausgeführt, es ſei kein ſachlicher Grund für die Vermehrung der Magiſtratsmitglieder um ein unbeſoldetes geltend gemacht worden. Ja, was iſt es denn anders als ein ſachlicher Grund, wenn wir uns veranlaßt ſehen, die Zahl der unbeſoldeten Ma⸗ giſtratsmitglieder immer in einem gewiſſen richtigen Verhältnis zur Zahl der beſoldeten erhalten zu wiſſen. Ich weiß ſehr wohl, daß auch die beſoldeten Ma⸗ giſtratsmitglieder in ihrer Stellungnahme und Ab⸗ ſtimmung unbedingt unabhängig ſind; aber als die Städteordnung die beſoldeten neben den unbeſoldeten einführte, hat ſie wohl eine um eine Nuance größere Unabhängigkeit bei den unbeſoldeten Magiſtratsmit⸗ gliedern hineinbringen wollen; wenigſtens kann man das als Grund vermuten. Jedenfalls beſteht ein all⸗ gemeines und zwar natürlich ſachliches Intereſſe, die Zahl der unbeſoldeten Magiſtratsmitglieder gegen⸗ über der Vermehrung der beſoldeten nicht zu ſehr ſinken zu laſſen. Ich wiederhole: wir haben bei der letzten Ver⸗ mehrung des Magiſtrats um einen beſoldeten Stadt⸗ rat davon Abſtand genommen, ein unbeſoldetes Ma⸗ giſtratsmitglied mit hineinzunehmen. Wenn ſich jetzt dieſer Vorgang wiederholt — und wir alle wollen die neue Magiſtratsſtelle ſchaffen —, dann ſcheint es mir ein berechtigter und ſachlicher Grund der Stadt⸗ verordnetenverſammlung zu ſein, auch ein unbeſol⸗ detes Mitglied neu zu wählen. Da ſich das ſo ver⸗ hält, kann ich nicht annehmen, daß der Magiſtrat auch gegenüber dieſer neuen Auffaſſung, gegenüber dem einen unbeſoldeten, der geſchaffen werden ſoll, ſich künftig ablehnend verhalten wird, und ich glaube deshalb, daß ein Konflikt nicht entſtehen wird. Man darf ſich doch anderſeits in ſeiner Stel⸗ lungnahme und Beſchlußfaſſung nicht allzu ſehr von Furcht oder von Rückſichten leiten laſſen. Ich glaube nicht, daß der Magiſtrat uns auferlegen wird, daß die ganze Stelle, deren Notwendigkeit er uns über⸗ zeugend dargelegt hat, nur deswegen nicht geſchaffen werden ſoll, weil er ſagt: nein, noch ein unbeſoldetes Magiſtratsmitglied akzeptieren wir nicht! Ich bin deshalb der Meinung, daß, wenn wir den Antrag — ich ſehe in ihm gar keine ſo bedeut⸗ ſame Angelegenheit — in der Weiſe annehmen, daß wir das beſoldete Mitglied mit der Maßgabe ſchaffen, daß gleichzeitig noch ein unbeſoldetes Magiſtratsmit⸗ glied hineinkommt, wir damit den ſachlichen Grund der Vorlage nicht gefährden, und ich werde deswegen ſo ſtimmen. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Ich hatte vor⸗ hin vergeſſen, zu dem Antrag auf Schaffung einer Direktorſtelle den Standpunkt des Magiſtrats darzulegen, und ich möchte jetzt noch ganz kurz darauf zurückkommen. Der Direktor kann uns nichts nützen; die Verhältniſſe liegen bei uns ganz anders als in Berlin; ich habe darüber in der vorigen Stadtverordnetenverſammlung geſprochen. In Berlin beſtehen 14 Schulen, bei uns nur 2; wir haben 2 ausgezeichnete Direktoren, die ihr Amt zu unſerer völligen Zufriedenheit ausfüllen, und ihnen einen Direktor auf die Naſe zu ſetzen, wie ich mich in der vorigen Sitzung ausdrückte, wäre nicht zweckmäßig. Die Herren würden die Freude an ihrer Arbeit ver⸗ lieren. Der Direktor könnte auch nichts weiter tun, als was die Direktoren der beiden Fortbildungs⸗ ſchulen jetzt ſchon ausführen.