64 wenn der Hauptkaſſenrendant, der doch wie wenige Perſonen den Geſchäftsgang in der Kaſſenverwaltung genau kannte, zu dieſem, ich kann ruhig ſagen, etwas plumpen Mittel greifen mußte, um ſich einen Ver⸗ mögensvorteil zu verſchaffen, dies aber auch nur konnte, indem er dabei die Hilfe einer anderen be⸗ amteten Perſon, die — ich will mich milde aus⸗ drücken — nicht nach den Vorſchriften handelte, die ihr die vorgeſetzte Behörde gegeben hatte, ſo iſt unter der Beruckſichtigung, daß dieſe ganze Geſchichte in § bis 10 Tagen herauskam, damit eigentlich der klare Beweis erbracht, daß Durchſtechereien in unſerer Kaſſenverwaltung ſehr ſchwer möglich ſind, und daß die Kaſſenverwaltung als ſolche diejenigen Inſtruk⸗ tionen herausgegeben hat, die eben für ein geord⸗ netes Kaſſenweſen notwendig ſind. Aus allen dieſen Gründen, meine Herren, iſt der Ausſchuß zu dem Ergebnis gekommen, der Kaſſen⸗ verwaltung und damit dem Magiſtrat ſein Vertrauen zu bekunden. Dieſer Beſchluß iſt in der Kommiſſion einſtimmig gefaßt worden unter der zuſtimmenden Erklärung ſämtlicher Redner ſämtlicher Fraktionen. Ich habe die Ehre, das hier namens der Kommiſſion zu berichten. (Die Verſammlung nimmt Kenntnis.) Vorſteher Dr Frentzel: Wir kommen zu Punkt 14 der Tagesordnung: Bericht des Ausſchuſſes über die Vorlage betr. Ein⸗ richtung des Grundſtücks Wilhelmplatz 1 a für Fort⸗ bildungsſchulzwecke. Druckſachen 17, 40. Berichterſtatter Stadtv. Dr. Damm: Meine Herren! Der Ausſchuß empfiehlt Ihnen, die Vorlage des Magiſtrats anzunehmen. Ich betone jedoch von vornherein, daß die Mehrheit des Ausſchuſſes nur ſchweren Herzens zu dieſem Beſchluſſe gekommen iſt. Zunächſt wurde von verſchiedenen Seiten im Ausſchuß darauf hingewieſen, ganz ähnlich wie be⸗ reits im Plenum, daß es nicht angenehm ſei, wenn die neue Abzweigung der Fortbildungsſchule an den Wilhelmsplatz und damit in die unmittelbare Nähe der Berliner Straße käme. Sodann wurde die Höhe der Koſten bemängelt. Die Koſten richten ſich natur⸗ gemäß nach der Zahl der geforderten Räume. Die Magiſtratsvorlage ſieht deren 18 vor: 9 Klaſſenzim⸗ mer, 8 Zimmer für Sammlungen und für praktiſche Arbeiten und ein Zimmer für die Schuldienerwoh⸗ nung. Da entſtand die berechtigte Frage, ob ſämtliche Räume dringend nötig ſeien. Die Mehrheit des Ausſchuſſes hat die Frage entſchieden bejaht. Schwieriger geſtaltete ſich die Beantwortung einer zweiten Frage. Von einer Seite wurde der Vorſchlag gemacht, man möchte auf den Ausbau des Hauſes Wilhelmplatz 1 verzichten und dafür Döckerſche Baracken aufſtellen. Maßgebend für dieſen Vorſchlag waren in erſter Linie finanzielle Gründe; man glaubte dadurch billiger zum Ziele zu kommen. Die Anregung hatte für viele Mitglieder des Aus⸗ ſchuſſes zunächſt etwas Beſtechendes. Bei näherer Betrachtung ſtellte ſich jedoch heraus, daß der vor⸗ geſchlagene Weg nicht gangbar ſei. Wie der Herr Vertreter des Magiſtrats aus⸗ führte, enthält eine Döckerſche Baracke immer zwei Klaſſenräume, einen Flur von einer Längsſeite der Baracke aus und einen Vorraum mit den beſcheidenen Dimenſionen von 3 mal 4 m. Der Fortbildungs⸗ wäre, ob die Genehmigung erfolgen würde. Sitzung vom 5. Februar 1913 ſchuldirektor legt aber ganz beſonderen Wert darauf, daß die Räume für die Samlungen größere Räume ſind. Die Vorräume der Baracken würden alſo als Sammlungsräume nicht in Betracht kommen. So⸗ mit wären 9 Baracken nötig, und da eine Baracke nicht weniger als 15 000 ℳ koſtet, würde der Etat aus laufenden Mitteln mit einer Summe von 9 “ 15 000 ℳ, 135 000 %ℳ belaſtet werden. Dem⸗ gegenüber fordert die Magiſtratsvorlage 42 000 ℳ für die erſte Einrichtung, wozu allerdings noch der jährliche Mietsausfall in Höhe von 12 000 ℳ kommt. Gegen die Baracken wandte der Herr Vertreter des Magiſtrats außerdem ein, daß ſie der polizeilichen Genehmigung bedürften, und daß es anefacer er Magiſtrat hat in letzter Zeit wiederholt Schwierig⸗ keiten in ähnlichen Fällen gehabt. Ein Teil der Baracken müßte auf dem Spielplatz Ecke Seſenheimer Straße und Spreeſtraße aufgeſtellt werden, und die Stadt würde damit einen Spielplatz verlieren. Aus allen dieſen Gründen hat der Ausſchuß einen Antrag auf Aufſtellung von Baracken — es wurden übrigens nur 3 bis 4 beantragt — mit großer Mehrheit abge⸗ lehnt. Gleichzeitig wurde die Magiſtratsvorlage an⸗ genommen. Aus den übrigen Verhandlungen des Ausſchuſſes leuchteten beſonders zwei Punkte, deren Kenntnis ich Ihnen nicht vorenthalten möchte, beſonders hervor. Einmal wurde bedauert, daß das Organ des Magi⸗ ſtrats, das hier in erſter Linie in Frage kommt, die Deputation für das Fortbildungsſchulweſen, vorher nicht gehört worden iſt. Zum andern gab man dem Befremden Ausdruck, daß die Magiſtratsvorlage erſt ſo ſpät an die Stadtverordnetenverſammlung gelangt iſt. Wäre der Magiſtrat früher an die Stadtverord⸗ netenverſammlung mit der Vorlage herangetreten, ſo hätte ſich vielleicht auf beſſere Weiſe Abhilfe ſchaffen laſſen. So aber blieb nach der Meinung des Aus⸗ ſchuſſes nichts anderes übrig, als die Magiſtratsvor⸗ lage anzunehmen. Ich bitte Sie daher noch einmal: ſtellen Sie ſich unter dem Zwange der Verhältniſſe auf den Boden des Ausſchußantrages! Stadtv. Zander: Meine Herren! In dem amt⸗ lichen Bericht der vorigen Stadtverordnetenverſamm⸗ lung habe ich heute geſehen, daß, als ich meine Aus⸗ führungen als Referent über dieſe Vorlage gemacht habe, von verſchiedenen Seiten „Karthago“ gerufen wurde. Meine Herren, Karthago iſt auf einen Streich nicht gefallen, ſondern erſt beim zweiten Streich. Wenn es alſo in der liberalen Fraktion des Herrn Dr. Damm damals Herren gab, die ſich gegen die Meinung des Herrn Otto ſtellten und den Ausſchuß annahmen, ſo iſt Karthago doch auf den zweiten Streich gefallen, nämlich in der Ausſchußſitzung. Da haben die Herren der liberalen Fraktion ſämtlich für den Wilhelmplatz geſtimmt, und zwar gegen die Stimmen meiner Fraktionsgenoſſen. Meine Herren, die Ausführungen des Herrn Referenten hinken und ſind in ſehr vielen Punkten unrichtig. Erſtens mal hat der Herr Referent geſagt, daß die Baracken, die von mir beantragt wären, Räume von 3 4 m enthalten würden. Meine Herren, das ſtimmt nicht. Dieſe Baracken ſind 23 m lang, und wenn wir von jeder Seite einen Vorraum von 2 m abnehmen — und das würde genug ſein, um den Zug von den Klaſſen abzuhalten , ſo gehen