Sitzung vom 5. Februar 1913 möchte ich beinahe glauben, daß auch Herr Kollege Zander ſelbſt noch nicht voll und ganz der Ueber⸗ zeugung iſt, daß für die Fortbildungsſchulen alles nur Mögliche getan werden muß. (Stadtv. Schwarz: Sehr richtig!) Meine Herren, die Räume, wie ſie nach der Vor⸗ lage geſchaffen werden, ſind eigentlich nicht ſo ideal, wie ſie hingeſtellt werden; ſie könnten noch bedeutend beſſer ſein. Aber nach Lage der Verhältniſſe ſind ſie eben das Beſte, was im Moment geſchaffen werden kann. Ich habe aber die Hoffnung und meine Freunde mit mir —, daß der Neubau uns doch beſſere Räume bringen wird als die hier jetzt vorgeſehenen. Noch etwas hat mich ganz beſonders gewundert. Herr Kollege Zander hat ſeine Angriffe gegen die Vorlage in der vorigen Sitzung noch mit ganz an⸗ deren Argumenten geſtützt, die er heute vollkommen beiſeite gelaſſen hat. Er hat von einer Entwertung der Berliner Straße, von einer Schädigung der Ge⸗ ſchäftsleute geredet. Ich glaube, Herr Kollege Zander hätte die wichtigſten Momente nicht beiſeite zu laſſen brauchen. Wenn Sie uns alle die anderen Mo⸗ mente vor Augen führen können, hätten Sie auch ſämtliche Geſichtspunkte vollſtändig angeben können, damit wir wenigſtens alles, was Sie gegen die Vor⸗ lage bewegt, auch heute voll bei der Abſtimmung würdigen können. Meine Freunde können nicht anerkennen, daß das Treiben der Fortbildungsſchüler vor der Schule ſo iſt, wie es Herr Kollege Zander in der vorigen Sitzung hinzuſtellen beliebt hat. (Stadtv. Zander: Fragen Sie mal Ihren Herrn Kollegen Wilk, der kennt das!) — Herr Kollege Zander, Sie werden mich auch durch dieſen Zwiſchenruf nicht überzeugen, und ich glaube, auch mein Freund Wilk wird ſich ſchwerlich herbei⸗ laſſen, das zu unterſchreiben, was Sie in der vorigen Sitzung geſagt haben. Bis jetzt hat er es nicht ge⸗ tan; ob er es nachher noch tun wird, weiß ich nicht; ich zweifle aber ſehr daran. Junge Leute bewegen ſich ſelbſtverſtändlich ein klein wenig ungezwungen: aber in dieſem Treiben gleich ſo etwas Schamloſes zu ſehen, wie es Herr Kollege Zander in der vorigen Sitzung ausgeführt hat, iſt meiner Anſicht nach ent⸗ ſchieden zu weit gegangen. Auch Schüler dieſes Alters aus anderen Kreiſen, Herr Kollege Zander, be⸗ wegen ſich nicht immer ſo, wie es wünſchenswert iſt, (Stadtv. Hirſch: Auch 14 nicht! — Heiter⸗ eit. und ich glaube, man hätte mit dieſem Argument dieſe Vorlage nicht bekämpfen ſollen. Uebrigens iſt ja auch ſchon geſagt worden, daß der größte Teil des Hauſes gar nicht in der Berliner Straße ſelbſt liegt, ſon⸗ dern vielmehr in der Lützowſtraße, wo ja auch ein Ausgang iſt. Dann wurde uns in der Ausſchußſitzung von einem Vertreter der Fraktion des Herrn Kollegen Zander auch vorgehalten, daß jährlich mehrere hun⸗ derttauſend Fremde die Berliner Straße nach dem 67 Königlichen Schloß herunterwallfahrten, die durch den Betrieb der Schule beläſtigt werden würden. Meine Herren, das ſind wohl etwas eingebildete Be⸗ denken. Wir ſind ja gern bereit, der Berliner Straße größere Anziehungskraft zu verleihen, und wir haben damals ja auch dem Antrage des Herrn Kollegen Zan⸗ der zugeſtimmt, dort die ſchönen Blumenvaſen auf⸗ zuſtellen, die im Volksmunde jetzt Hammelkübel ge⸗ nannt werden. Wir ſind auch gern bereit, den Wün⸗ ſchen des Herrn Kollegen Zander nach dieſer Rich⸗ tung hin weiter entgegenzukommen; aber daß eine Schule an dieſen Platz nicht gehört, vermögen wir nicht einzuſehen. Alſo meine Freunde werden für die Vorlage ſtimmen. Stadtv. Schwarz: Meine Herren! Herr Kollege Zander hat vollſtändig recht, wenn er ſeinem ſtadt⸗ väterlichen Herzen folgend darauf aufmerkſam macht, daß wir alle Veranlaſſung haben zu ſparen. Ich unterſchreibe das, und ich glaube, wir wiſſen gegen⸗ ſeitig von einander, daß keiner von uns anders han⸗ deln möchte. Wir würden alle ganz unbedingt alles tun, um unſern Mitbürgern jede unnütze Ausgabe zu erſparen; darin ſind wir völlig einig. Wenn alſo Herr Kollege Zander auf Mittel ſinnt, um eine un⸗ nütze Belaſtung der Steuerzahler zu vermeiden, ſo tut er nur ſeine Pflicht. Ich muß aber auch für meine Freunde in Anſpruch nehmen, daß ſie ſich dieſer Pflicht voll und ganz bewußt ſind und mit Wiſſen und Willen keinen Pfennig unnötig ausge⸗ geben wiſſen wollen. Nun liegt die Sache hier aber vollſtändig anders. Woran liegt es denn, daß wir wieder und wieder ſo große Ausgaben machen müſſen? Das hat darin ſeinen Grund, daß nicht rechtzeitig für die Fortbil⸗ dungsſchule geſorgt worden iſt, und wenn Herr Kol⸗ lege Zander und ein Teil ſeiner Freunde heute das Amendement, dem eine große Minderheit meiner Fraktion ablehnend gegenüberſtand, nicht gebracht hätte, dann hätten wir heute die Stelle geſchaffen, die wir längſt gebraucht hätten, um durch rechtzeitige geeignete Maßnahmen dem Notwendigwerden ſo gro⸗ ßer Ausgaben für ſo vorübergehende Vorkehrungen vorzubeugen, (Sehr richtig!) dann hätten wir jetzt dieſe Ausgaben nicht. Da liegt alſo der Haſe im Pfeffer, daran leiden wir, und wir können uns nun dieſen Ausgaben nicht mehr ent⸗ ziehen. Dann möchte ich Herrn Kollegen Zander aber noch eins ſagen. Er iſt doch nicht nur Stadtverord⸗ neter, ſondern auch Mitglied der Fortbildungsſchul⸗ deputation, und bei der reichen Erfahrung, die Herr Kollege Zander im praktiſchen Leben hat, die wir gern empfangen und gern anerkennen, kann ich nicht be⸗ greifen, wie er hier zu dem Entſchluß kommt, nun vier Baracken vorzuſchlagen. Er beſitzt viel zu viel Einſicht, um nicht überzeugen zu laſſen, daß vier Baracken völlig unzureichend ſind. Wenn er jetzt ausführt, daß wir ja mit den Räumen auskommen könnten, dann verkennt er einmal das augenblickliche Bedürfnis und außerdem deſſen Entwicklung in der Zukunft. 2