Sitzung vom 19. Februar 1913 ſo gleich, ſo einander ähnlich in den Abſchlüſſen ſind? Wir haben im Magiſtrat die Folgerung gezogen, daß wir einmal die Werke, dann auf der anderen Seite die Steuern uſw., d. h. alle Poſten, wo größere Einnahmen zu erwarten ſind, ganz be⸗ ſonders ſcharf herangezogen haben, und Sie werden das überall im Etat unſchwer erkennen können. Nur ein einziges Kapitel iſt vorhanden, das nach der günſtigen Seite an einem Punkt geändert werden kann; das iſt das Kapitel der Gasanſtalten. Denn wir werden erfreulicherweiſe größere Einnahmen aus dem Koks haben, als wie da eingeſtellt ſind. Leider aber, meine Herren, muß ich dieſem Plus gleich wieder ein Minus entgegenſtellen. (Zuruf: Natürlich!) — Das iſt nicht ſo natürlich, wie Sie denken, um das Geld in der Taſche zu behalten, ſondern wir müſſen es, weil wir den Gaskonſum zu hoch ver⸗ anſchlagt haben und weil ferner gerade bei der Gas⸗ anſtalt in allernächſter Zeit große Rabattverträge ab⸗ zuſchließen ſein werden, die uns weſentlich ſchädigen werden, Rabattverträge nicht etwa für neue Ab⸗ nehmer, die gewonnen werden ſollen, ſondern für bis⸗ herige Abnehmer, die aber die hohen Preiſe nicht mehr weiter werden zahlen wollen. Die Gasverwaltung, mit der ich über dieſen Punkt ebenfalls nochmals Rückſprache genommen habe, hat mir daher erklärt, daß der Gasetat im Ganzen keineswegs günſtiger geſtaltet werden kann, zumal ſich zeigt, daß er mit etwa 400 000 ℳ weniger Ueberſchuß für 1912 ab⸗ ſchließen wird. Meine Herren, das haben wir bei unſeren Ein⸗ nahmen berückſichtigt und haben diejenigen, wenn ich ſo ſagen ſoll, ſtillen Reſerven, die im Etat geruht haben, herangezogen. Ich bin neulich gefragt wor⸗ den: ja, Sie haben immer noch in Ihrem Etat da und an dieſer Stelle irgendwo, wo wir es vielleicht gar nicht wiſſen, Reſerven! Meine Herren, das iſt nicht der Fall. Ich habe im Privatgeſpräch erklärt und erkläre das hier in der Oeffentlichkeit, daß im Etat andere Reſerven als die, die ich Ihnen hier eben angezogen habe, bezüglich der Einnahmen nicht vorhanden ſind, (Na, nal) und daß dieſe Reſerven von uns im Magiſtrat nach beſtem Wiſſen und Können für das nächſte Jahr herangezogen ſind. Trotzdem, glaube ich, wird keiner von Ihnen etwas anderes konſtatieren können als das, daß der geſamte Eindruck des Etats ein recht ſchlechter iſt. Er iſt nicht günſtig zu nennen, ſelbſt wenn man ihn mit den optimiſtiſchſten Augen anfieht. Zunächſt, meine Herren, erkennt man die Ver⸗ ſchlechterung ſchon, wenn man ſich ganz allge⸗ mein die Abſchlüſſe der letzten Jahre anſieht. Wenn Sie einmal Gelegenheit genommen haben, die Ueber⸗ ſichten, die Zuſammenſtellung des Ordinariums in den Vorjahren untereinander zu vergleichen, ſo werden Sie unſchwer erkennen, daß ein bedenkliches Moment ohne weiteres darin liegt, daß die laufenden Ausgaben ſt än dig ſehr ſtark ſteigen, was bei den einmaligen Ausgaben nicht der Fall iſt. Stadtv. Dr Liepmann: Sehr richtig!) 79 Meine Herren, im Jahre 1910 haben Sie ein Plus von rund 2 Millionen Mark bei den laufenden Aus⸗ gaben, im Jahre 1911 von 2 700 000 ℳ, im Jahre 1912 von faſt 3 Millionen Mark und im Jahre 1913 faſt 3½ Millionen Mark! Demgegenüber zeigt ſich bei den einmaligen Ausgaben nur ein Steigen von etwa 300 000 %ℳ im Jahre 1910, von 770 000 %ℳ im Jahre 1911 und im Jahre 1912 tritt der Rückſchlag ein; da haben Sie gegenüber der Summe von rund 3 Millionen Mark bei den laufenden Ausgaben nur 300 000 %ℳ mehr bei den einmaligen Ausgaben und im Jahre 1913 trotz 110% einen Rückgang in den Forderungen an einmaligen Ausgaben von über 600 000 %ℳ. Meine Herren, dieſe Ueberſicht ſpricht Bände; denn aus ihr kann man ohne weiteres erkennen, daß die allgemeinen Verhältniſſe des Etats ſich ganz ko⸗ loſſal verſchlechtert haben müſſen. Der Schluß, der daraus zu ziehen iſt, iſt nicht ſchwer. Man muß daraus herausleſen, daß die Deckung für die laufenden Ausgaben zu kurz gewor⸗ den iſt, daß wir im letzten Jahre und ganz beſonders im Jahre 1912 die laufenden Ausgaben ebenſo wie die einmaligen Ausgaben ſehr ſtark haben beſchneiden müſſen, ja, daß wir ſogar ſoweit haben gehen müſſen, einmalige Ausgaben zurückzuſtellen und laufende Bedürfniſſe damit zu decken. Meine Herren, das hat eine ſehr bittere Folge. Den fundamentalen Grundſatz, daß keine laufenden, keine dauernden Ausgaben bewilligt werden dürfen, ohne gleichzeitig dauernde Einnahmen zu haben, haben wir leider im vergangenen Jahre zum Teil verlaſſen, allerdings in einer Weiſe, daß man es noch verteidigen könnte. Wenn wir in dieſem Jahre nicht einen erhöhten Gemeindeſteuerzuſchlag nehmen und uns dadurch laufende Einnahmen beſchaffen würden, dann würden wir dieſen Grundſatz unzwei⸗ felhaft in einer Weiſe verlaſſen müſſen, daß für die Zukunft unter Umſtänden die bitterſten Folgen ein⸗ treten könnten. Die Folge davon, daß wir im vorigen Jahre — ich glaube, das beſtreiten Sie alle nicht mehr — einen Fehler dadurch gemacht haben, daß wir nicht 110% ſtatt 100% erhoben haben, (Widerſpruch und Zuſtimmung.) ſehen Sie bereits in dieſem Etat. Dieſer Etat würde nicht ſo ausſehen, wenn Sie uns im vorigen Jahre die Millionen, die aus den 10% herausgekommen wären, zur Verfügung geſtellt hätten, und zwar zur Deckung von einmaligen Ausgaben, die wir im ver⸗ gangenen Jahre zurückgeſtellt haben; denn dieſe Ausgaben ſind jetzt wieder gekommen, ſie ſind nicht etwa auf die Dauer geſtrichen, ſondern dieſe Anfor⸗ derungen an die Verwaltung ſind wiederum in die Erſcheinung getreten. Dieſe Forderungen haben die Forderungen von 1912 als Begleiter mit ſich gebracht. Und wenn Sie in dieſem Jahre etwa Ihre Abſicht, von der ich habe läuten hören, den Zuſchlag wieder auf 100% herabzuſetzen, 5 (große Heiterkeit) durchführen wollten, dann kommen ſtatt der zwei Poſten im nächſten Jahre drei. nämlich die Forde⸗ rungen aus dem Jahre 1911, die nicht bewilliat wor⸗ den ſind, die Forderungen aus 1912, die Sie jetzt ſtreichen wollen, und die Forderungen aus 1913, die