80 neu ſind. Der Effekt iſt lediglich der, daß die For⸗ derungen ganz koloſſal ſteigen müſſen und infolge⸗ deſſen die Unterbilanz bei der nächſten Etatsvorlage ganz ungeheuer werden muß! (Zurufe: Abwarten!) Meine Herren, ſo liegen die Verhältniſſe bezüg⸗ lich der allgemeinen Geſichtspunkte; ſie liegen ganz beſonders kraß. Dieſe allgemeinen Geſichts⸗ punkte ſind umſo ernſter zu erwägen, wenn etwa ganz beſonders ſchwierige Umſtände eintreten ſollten, die wir heute vielleicht alle nicht überſehen können, wenn z. B. die Teurung in demſelben Maße anhält, wie es den Anſchein hat, oder wenn Ausgaben für den Zweckverband in einer unerwarteten und von uns bisher garnicht reſpektierten Höhe eintreten ſollten. Ich bitte Sie deshalb dringend, meine Herren, nicht leichthin über dieſe allgemeinen Punkte hinwegzu⸗ gehen, ſondern ſie ganz beſonders zu würdigen, wenn Sie in die Prüfung der einzelnen Etats eintreten. Geſtatten Sie mir dann, daß ich ganz kurz ge⸗ mäß der Zeit auf einige wenige Etats eingehe. In der Hauptſache verweiſe ich auf den Erläuterungs⸗ bericht, der Ihnen ja die Aenderungen ganz klar dar⸗ gelegt hat. Sie werden alle die Zeit zum Studium gefunden haben, zumal Sie den Etat diesmal recht lange ſchon in Händen gehabt haben. In erſter Linie habe ich in dem Erläuterungsbericht — und das möchte ich auch heute tun — auf den Schulden⸗ etat hingewieſen. Der Anleihedienſt — das haben wir vor Jahren bereits gewußt und haben es be⸗ rechnen können — erfordert im nächſten Jahre einen Mehrbetrag von über 1 Million ℳ. Das iſt die Folge davon, daß zum erſten Male das Privileg der Anleihe von 1912 — allerdings nur teilweiſe — in die Erſcheinung tritt. Sie wiſſen, daß uns bei dieſem Privileg die Anſammlung eines Fonds zur ver⸗ ſtärkten Tilgung auferlegt worden iſt, damit aus dieſem Fonds Anleihezwecke, d. h. Zwecke, die ſonſt aus neuen Anleihen zu bewilligen geweſen wären, erfüllt werden ſollten. Da wir 32½ Millionen als erſte Rate von der Anleihe beantragt haben, ſo haben wir 2% im nächſten Jahre in dieſem Fonds anzu⸗ ſammeln; das ſind 650 000 ℳ. Ich weiſe aber da⸗ rauf hin, daß das nur der erſte Teil iſt. Bei der Be⸗ gebung der zweiten 10 Millionen werden weitere 2% in Betracht kommen. Ich komme nachher noch darauf zu ſprechen. Zu dieſen 650 000 ℳ treten er⸗ ſtens ein ſehr reichlicher Betrag an Zinſen neben Til⸗ gungsraten uſw., die dadurch entſtehen, daß in⸗ zwiſchen gewiſſe Summen aus früheren Anleihen verbraucht worden ſind und verzinſt werden müſſen. 3. B. tritt ſolche Verzinſung ein, wenn die Leibniz⸗ Oberrealſchule fertig iſt; dann fallen die Zinſen für dieſes Baukapital der allgemeinen Verwaltung zur Laſt. Da wir im Laufe des nächſten Jahres unſer Rathaus und ferner die Krankenhäuſer fertiggeſtellt haben werden, werden wir für einen kleinen Teil des nächſten Jahres die Zinſen zu übernehmen ha⸗ ben. So kommt es, daß doch ein paar 100 000 %ℳ an ſolchen Zinſen im nächſten Jahre mehr in die Erſchei⸗ nung treten. — Näher darauf einzugehen behalte ich mir in der Etatsausſchußſitzung vor. Dann möchte ich beſonders noch unſern Kran⸗ kenhausetat erwähnen. Ich habe Ihnen im vergan⸗ genen Jahre mitgeteilt, daß der Krankenhausetat im nächſten Jahre höhere Summen beanſpruchen muß. Sie wiſſen, daß ſowohl das Frauenkrankenhaus in Sitzung vom 19. Februar 1913 der Sophie⸗Charlotte⸗Straße als das Waldhaus für Lungenkranke in Charlottenburg im nächſten Jahre fertig geſtellt ſein wird; die erhöhten Belegungsziffern ſind in den Etat eingeſetzt. Dazu treten ſelbſtver⸗ ſtändlich noch die Teurungsverhältniſſe, die ja nicht nur hier, ſondern namentlich in der Armenverwaltung und an allen möglichen anderen Stellen ſich ſehr ſtark geltend machen. Weiter verweiſe ich auf die Schuletats. Die geſamten Schuletats zuſammengenommen verlangen — das können Sie ſich ohne weiteres ausrechnen eine Steigerung um ungefähr 350 000 ℳ. Dabei möchte ich erwähnen, daß darin nicht etwa der Betrag eingeſchloſſen iſt, den wir für den Bau von Gemeinde⸗ ſchulen einſtellen. Wir ſind uns ja darüber klar, daß beüglich des Baues von Gemeindeſchulen in der letzten Zeit eigentlich nichts geſchehen iſt. Ich erinnere Sie daran, daß wir, um 200 000 %ℳ zu ſparen, einen Ausſchuß eingeſetzt hatten und daß dieſer Ausſchuß ſehr lange getagt und ſchließlich die Bewilligung für die Schule in der Oranienſtraße ausgeſprochen hat. Koſten ſind aber an dem Bau trotz der faſt einjährigen Arbeit des Ausſchuſſes nicht geſpart worden. Wir ſehen uns in die Notlage verſetzt, den Bau derart zu beſchleunigen, daß ſpäteſtens bis Michaelis 1914 die Anſtalt in der Oranienſtraße fertig geſtellt iſt und daß die nächſte Gemeindedoppelſchule, die jenſeits der Spree auf einem noch näher zu bezeichnenden Grundſtück errichtet werden ſoll, bis Michaelis 1915 der Schulverwaltung zur Verfügung geſtellt werden kann. Dem entſprechend haben wir jetzt 607 000 % als Reſtrate für den Bau der Schule in der Oranien⸗ ſtraße und 300 000 ℳ für eine zukünftige Schule ein⸗ geſtellt, weil wir nicht in der Lage wären, die Mittel für die zukünftige Schule etwa im nächſten Jahre ganz allein aufzubringen. Meine Herren, daß hier etwas geſchehen muß, werden Sie mir alle zugeben. Sie haben in früheren Jahren immer ſelbſt verlangt: der Magiſtrat ſoll beſchleunigt vorgehen. Wir haben nicht ſchneller vorgehen kön nen. Die Verhältniſſe bezüglich der Unterbringung der Klaſſen ſind un⸗ gemein ſchwierig. Ich erinnere Sie daran, daß wir uns faſt in jeder Sitzung darüber unterhalten haben, daß Klaſſenräume geſchaffen werden ſollten. Aber da iſt guter Rat nach jeder Hinſicht — ſowohl nach dem Wo wie nach dem Wie — ſehr teuer. Die Koſten für Umbauten ſind infolge der großen Anforderungen, die von der Polizei, den Aufſichtsbehörden geſtellt werden, ſehr hoch. Auch hier wird ſich alſo nicht ir⸗ gend etwas erſparen laſſen. Die Forderungen bei der allgemeinen Verwal⸗ tung ſteigen laufend. Den Dispoſitionsfonds haben wir nicht erhöhen können, trotzdem jedes Jahr ſehr weſentliche Summen aus dem uns zur Verfügung ſtehenden Fonds verbraucht worden ſind. Dabei möchte ich daran erinnern, daß wir nicht in der Lage geweſen ſind oder es wenigſtens vorläufig nicht fur notwendig erachtet haben, für den Zweckverband außer den 10 000 M., die als Geſchäftsunkoſten im Etat bisher figurieren, Mittel zur Verfügung zu ſtellen. Sollte vom Zweckverband aus irgend eine größere Aktion zuſtande kommen und ſollten insbe⸗ ſondere Ankäufe getätigt und, wie es den Anſchein hat, beſchleunigte Zahlung von den Mitgliedern ver⸗ langt werden, dann werden wir natürlich noch im Laufe des Jahres 1913 unter Umſtänden ſehr tief in den Beutel greifen müſſen. Wir hoffen, daß es erſt ſpäter geſchieht, und haben deshalb Mittel an dieſer Stelle nicht vorgeſehen.