82 iſt keine Steigerung vorhanden. Wir haben uns aus den ewigen Unterbilanzen bei der Grundſteuer eine Lehre gezogen. Bei der Umſatzſteuer haben wir den⸗ ſelben Betrag beſtehen laſſen; wir hoffen, daß er auf⸗ kommen wird. Bei der Wertzuwachsſteuer haben wir eine kleine Steigerung vorgenommen. Alles in allem werden Sie, glaube ich, mit mir konform gehen, daß an dem Kapitel irgendeine Steigerung, wenn Sie 1 die Zuſchläge ändern wollen, nicht eintreten ann. Meine Herren, dieſe Höhe der Einnahmen haben wir angenommen trotz der, wie ich ſchon bemerkte, nicht recht günſtigen Faktoren, die zurzeit vorliegen. Ganz allgemein betrachtet, werden Sie wohl mit mir darin einig ſein, daß die Hochkonjunktur ſo ziemlich vorbei iſt. Die Verhältniſſe, die wir auf dem wirt⸗ ſchaftlichen Markte gehabt haben, ſind durch die poli⸗ tiſchen Wirren, durch die ewige Ungewißheit ſo beein⸗ flußt worden, daß jetzt die Geſchäfte weſentlich ſchlechter gehen. Wir haben überall Preisaufſchläge zu verzeichnen, und ich glaube, wir werden uns mit dem Gedanken vertraut machen müſſen, daß die Dinge eher nach unten als nach oben gehen. Freilich iſt das ungewiß. Prophezeien kann auf dieſem Gebiete nie⸗ mand, und ich will daher auch keinen Grundſatz auf⸗ ſtellen. Eins iſt aber ſicher — das wiſſen wir ganz genau aus der Veranlagungskommiſſion —, daß bei einer großen Anzahl von Bürgern erhebliche Verluſte eingetreten ſind wo ſollen denn z. B. die Kurs⸗ verluſte an der Börſe geblieben ſein? —, daß ferner bedeutende Kategorien von Zenſiten von der ſchlechten Konjunktur des Grundſtücksmarkts in viel höherem Maße beeinflußt worden ſind, als man gemeinhin glaubt. Das erkennt man erſt an den nackten Ziffern, wenn man z. B. bei einzelnen Notaren die Einnahme ſieht. (Sehr richtig!) Es ſind keine Geſchäfte abgeſchloſſen worden, infolge⸗ deſſen ſind die notariellen Akte ausgeblieben und da⸗ mit die Einnahmen. So zeigt ſich die Ungunſt der Konjunktur auf dem Grundſtücksmarkt an den ver⸗ ſchiedenſten Stellen und wird ſich ſpäterhin noch mehr bei den Kaufleuten zeigen, die nach dreifährigem Durchſchnitt rechnen. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß die Architekten ſehr ſchlechte Geſchäfte gemacht haben, da nichts gebaut worden iſt und die Grundſtücks⸗ händler zum Teil große Verluſte zu verzeichnen ge⸗ habt haben. Die Verhältniſſe des Grundſtücksmarktes habe ick eben ganz kurz ſkizziert. Ich möchte weiter darauf hinweiſen, daß die Verhältniſſe auf dem Baumarkte gegenwärtig ſo ſchlecht ſind, wie wir ſie ſeit vielen Jahren nicht gehabt haben. Sehr intereſſante Mit⸗ teilungen enthält eins der letzten Hefte unſeres ſta⸗ tiſtiſchen Amtes. Sie werden es vielleicht geleſen haben, vielleicht iſt es Ihnen auch gar nicht ſo auf⸗ gefallen; ich möchte, da es in ganz vorzüglicher Weiſe die Zahlen hier zuſammenſtellt und die Wirkung der einzelnen Zahlen beſpricht, ganz kurz darauf eingehen. Es heißt in dem Heft, daß „der Rückgang der leer ſtehenden Wohnungen“ an ſich ja für die Haus⸗ beſitzer ein erfreuliches Zeichen, für den Baumarkt ein ſchlechtes —, der 1911 eingeſetzt hat, auch jetzt weiter angehalten hat. Während im Jahre 1910 noch 6,59 % leere Wohnungen gezählt wurden, waren im Jahre 1911 nur noch 3,31 und im Jahre 1912 bloß Sitzung vom 19. Februar 1913 4 noch 3,13 % vorhanden. Meine Herren, wenn Sie dieſe Prozentziffer vergleichen mit den Prozentziffern der nach der Größe getrennten Wohnungen, dann werden Sie erkennen können, daß bereits bezüglich der kleinen Wohnungen ein erheblicher Wohnungs⸗ mangel eingetreten iſt und daß die Ziffer auf 3,13 % lediglich dadurch gebracht worden iſt, daß bei den großen Wohnungen noch ein Satz von 6 % zu verzeichnen iſt. Wie anders die Verhältniſſe bei uns ſind als in anderen Vororten, erkennt man, wenn man die Ziffern von Schöneberg, Wilmersdorf und Neukölln zum Vergleiche heranzieht. Gegenübe den 3,13 % in Charlottenburg haben Sie Prozent⸗ ziffern in Berlin⸗Wilmersdorf von 6,37 — im Durch⸗ ſchnitt ſelbſtverſtändlich —, in Neukölln 6,20 und in Schöneberg 3,43. Sie ſehen alſo, daß Charlottenburg für den Zuzug inſofern ungünſtiger geſtellt iſt, als nicht ſoviele Wohnungen zur Auswahl vorhanden ſind wie in Schöneberg, in Neukölln und insbeſondere in Wilmersdorf. Der Bericht ſagt weiter, daß der geringe Beſtand der leer ſtehenden Wohnungen in der Hauptſache auf die ſchlechtere Bautätigkeit zurückzuführen iſt, und bemerkt dann, daß, während das Jahr 1910 ein Rekordjahr war, in dem 6828 Wohnungen hergeſtellt wurden, im Jahre 1911 bloß 3092 und im Jahre 1912 im erſten Halbjahr nur 1305 Wohnungen fertig⸗ geſtellt wurden, ſo daß mit aller Beſtimmtheit anzu⸗ nehmen iſt, daß das Jahr 1913 in der Ziffer ganz weſentlich zurückbleiben wird. Daraus ſchließt das ſtatiſtiſche Amt meines Erachtens völlig zu Recht, daß der Zuzug nach Charlottenburg gegenüber an⸗ deren Jahren weſentlich zurückgeblieben iſt. Man muß tatſächlich — und das iſt betrübend bis auf die Jahre 1901 und 1902 zurückgehen, um überhaupt gleich ſchlechte abſolute Zahlen des Bevölkerungs⸗ zugangs zu finden. Eine gleich ſchlechte Pro⸗ zen t ziffer finden Sie überhaupt nicht; ſoweit ich habe zurückgehen können, habe ich derartige Prozent⸗ ziffern nicht feſtſtellen können. Wir haben im Jahre 1912 bloß einen prozentualen Zugang von 2,16 ge⸗ habt. Der ungünſtigſte Zugang, den ich habe feſt⸗ ſtellen können, war im Jahre 1899 mit 2,57. Die abſolut ſchlechte Zahl mit 7000 Seelen iſt ſelbſtver⸗ ſtändlich ſchon einmal früher geweſen; aber man muß berückſichtigen, daß ſie damals nicht die hohe Bedeu⸗ tung gehabt hat, weil die Stadt kleiner war, während jetzt hunderttauſend Einwohner mehr ſind. Auffällig iſt es — und das deckt ſich vollſtändig mit dem Schluſſe des ſtatiſtiſchen Amts , daß entſprechend der größeren Zahl von Wohnungen in Wilmersdorf wie in den anderen Städten der Zuzug doch immerhin erfreulich geweſen iſt. Dort haben Sie einen Zugang von 8,51, einen Seelenzugang von 10 300 rund. In Schöneberg betragen die Ziffern 2,83 und rund 5000, bei uns 2,21 und 7000. Das ſind Ziffern, die für uns als nicht ſehr erfreulich zu bezeichnen ſind. Meine Herren, Sie werden mir auf Grund dieſer Erwägungen wohl darin recht geben, daß es für den Magiſtrat gefährlich ſein würde und gefährlich ge⸗ weſen wäre, die Einnahmen noch weiter zu erhöhen, als er es bereits getan hat. Ja, wir ſind ſogar der Meinung, daß die Einnahmen von uns ſchon reichlich hoch angeſetzt worden ſind. Meine Herren, trotz dieſes Streichens bei den Ausgaben und trotz dieſer großen Erhöhung der Ein⸗ nahmen haben wir im Magiſtrat eine Balance beim Etat nicht finden können. Mit 100 % den Etat