Sitzung vom 19. Februar 1913 Meine Herren, ganz beſonders aber tritt auf einem Gebiete die Erhöhung in die Erſcheinung, nämlich auf dem Gebiete der Krankenhäuſer. Wenn wir bedenken, daß wir für die Krankenhäuſer in dieſem Jahre bereits, obwohl die beiden neuen Krankenhäuſer noch nicht einmal fertg ſind, einen um 60% höheren Zuſchuß als bisher haben, dann muß man ſich doch fragen: wie erklärt ſich das, daß Charlottenburg mit einem Male einen ſo viel höheren Zuſchuß zu zahlen hat? Es liegt ja nun in der Natur der Sache: wenn neue Kranken⸗ häuſer angefangen werden, koſten ſie Geld; aber man fragt ſich doch: woher der bedeutende Sprung? Und: können wir derartige Sprünge weiter machen? Wir müſſen uns doch überlegen, von welchen Klaſſen der Bevölkerung unſere Krankenhäuſer belegt werden. Ich glaube, daß unſere Krankenhäuſer weſentlich auch von Nicht⸗Charlottenburgern aufge⸗ ſucht werden. Nun nehmen wir zwar von Nicht⸗Char⸗ lottenburgern einen etwas höheren Verpflegungs⸗ ſatz; ob aber der jetzige Satz den heutigen Verhält⸗ niſſen entſpricht, das werden wir im Ausſchuß ſehr eingehend prüfen müſſen, (Sehr richtig!) denn wir haben gar keine Veranlaſſung, für Wil⸗ mersdorf Krankenhäuſer zu bauen. (Bravo!) Ich ſcheue mich nicht, hier den Namen der Nachbar⸗ kommune zu nennen, die ſich bisher durch Verträge zwar in gewiſſer Weiſe auf dieſem Gebiete verſorgt hat, die aber noch lange nicht in der Weiſe für ihre Einwohner ſorgt, wie wir es tun. Meine Herren, das iſt eine öffentliche Angelegenheit, die auch in der Oeffentlichkeit zur Sprache gebracht werden muß. Neben dieſer Frage werden wir weiter prüfen müſſen, ob die neuen Schulbauten, die der Kämmerer in den Etat eingeſtellt hat, in dem Tempo gebaut werden müſſen, wie es vorgeſchlagen iſt. Selbſtverſtändlich, meine Herren, ſind wir dafür, daß den Bepürfniſſen der Bevölkerung Rechnung getragen werde. Aber der Herr Kämmerer hat ja ſelber ge⸗ ſagt: die Bevölkerungszunahme iſt eine viel gerin⸗ gere geworden. Das iſt ſie leider, und daraus folgt doch eo ipso nachher auch ein langſameres Tempo in den Schulbauten. (Sehr richtig! und Widerſpruch) Vor allem wird es ſich fragen, ob wir die Sache etats⸗ mäßig nicht anders regulieren können. Im Etat ſteht eine Poſttion 300 000 ℳ als erſte Rate für eine Schule, für die noch gar kein Grundſtück vor⸗ handen iſt. So ſchnell baut gewöhnlich unſer Hoch⸗ bauamt nicht, daß ein Bau auf einem Grundſtück, das noch Ine da iſt, in einem Jahre ſchon 300 000 ℳ verſchlingt. Ich bin der Ueberzeugung, daß man da ruhig etwas wird abſetzen können, und vor allen Dingen glaube ich, wird man wohl den Weg, den Herr Kollege Wöllmer vorgeſchlagen hat, einſchlagen können, indem man einen Teil dieſes Poſtens für das Grundſtück annimmt und wenig⸗ ſtens dieſen Betrag dem Kapitalanſammlungsfonds entnimmt. Meine Herren, wenn im übrigen der Etat an vielen Stellen Erhöhungen aufweiſt, die wir nicht wer⸗ den vermeiden können, ſo iſt es mir doch, wenn ich 3. B. 1 an die Polizeikoſt en erinnere, bei denen eine Erhöhung um beinahe 100 000 ℳ eintritt, nach den Erklärungen des Etats zweifelhaft, ob bei dieſer Erhöhung von rund 88 000 ℳ bereits darauf Rück⸗ ſicht genommen iſt, daß im neuen preußiſchen Etat bedeutend mehr Stellen für Schutzmannſchaften in den Vororten und in Charlottenburg vorgeſehen ſind⸗ Ich hoffe, daß das dabei berückſichtigt iſt, und nach der Richtung können wir nur unſerer Befriedigung darüber Ausdruck geben, daß endlich hier in Char⸗ lottenburg durch eine ſtärkere Vermehrung der Zahl der Schutzleute Abhilfe geſchaffen werden ſoll. Wenn wir zahlen, wollen wir wenigſtens auch die größere Sicherheit in unſerer Kommune haben. Meine Herren, ähnlich liegt es mit den Pro⸗ vinzialkoſten, die, ohne daß ſich der Provin⸗ zialſteuerſatz erhöht, um 120 000 ℳ ſteigen. Das liegt an der geſunden Entwicklung unſerer Kom⸗ mune; wir würden eben nicht 120 000 ℳ Provin⸗ zialſteuern mehr zahlen, wenn die Entwicklung un⸗ 1 Steuern nicht auch eine aufſteigende Richtung ätte. Nun iſt ja von dem Herrn Kämmerer auch auf die ſchlechte Lage des Baumarktes hingewieſen worden, die dazu führe, daß in dem Etat der Lade⸗ ſtraßen und des Stätteplatzes ein Zuſchuß von über 100 000 ℳ verlangt und außerdem noch eine Ent⸗ ſchädigung für die ſtarke Entwäſſerung in ziemlich hohem Betrage vorgeſehen werden müſſe. Ich ziehe aus den Darlegungen des Herrn Kämmerers aber einen anderen Schluß. Wenn man bedenkt, daß die Bautätigkeit ſo gering geweſen iſt, wenn man ferner bedenkt, daß bereits eine Not an kleineren Wohnun⸗ gen eintritt, kann man doch unmöglich den Schluß ziehen: die Sache wird noch ſchlimmer werden. Nein, meine Herren, hier muß eine Aenderung erfolgen; denn ſchließlich richtet ſich der Baumarkt nach dem Bedürfnis, und ich zweifle nicht, daß die Bautätig⸗ keit in Charlottenburg wieder reger werden wird, gerade wegen der jetzt herrſchenden Not an kleineren, teilweiſe auch ſchon an mittleren Wohnungen. Meine Herren, im Gegenſatz zu den geſchilder⸗ ten ungünſtigen allgemeinen Verhältniſſen befinden ſich die Betriebswerke der Stadt — Gas⸗, Elektrizi⸗ täts⸗ und Waſſerwerke — in einer günſtigen Lage. Darüber können wir uns ja alle nur freuen. Ich gebe zu, daß der Etat unſerer Ueberſchußwerke ſchon aus dem Grunde vorſichtig aufgeſtellt werden muß, da⸗ mit wir in den künftigen Etats immer wieder die Ueberſchüſſe haben, die wir als Ueberſchüſſe aus den früheren Jahren möglichſt in Höhe von 1 Million von vornherein einſtellen. Ich gehe mit dem Herrn Kämmerer da vollkommen konform, in den Anſätzen der Einnahmen alle Vorſicht walten zu laſſen, aber auch in der vorſichtigen Bemeſſung der Ausgaben, d. h. in einer vorſichtigen Art der Ab⸗ ſchreibungen. Aber der Herr Kämmerer hat ja ſchon erwähnt, daß bei den Kokspreiſen doch wohl etwas zu niedrige Sätze als Grundtaxe eingeſtellt ſind, nämlich 1,10 ℳ, während tatſächlich ſchon Verträge zu 1,20 und mehr abgeſchloſſen worden ſind. Nun macht eine Erhöhung um 5 Pf., glaube ich, ſchon einen Betrag von 60 000 %ℳ aus; alſo wir werden da doch wohl noch einen etwas höheren Poſten ein⸗ ſetzen können. Vor allen Dingen aber mache ich auch hier auf eine ſtille Reſerve aufmerkſam, die dem ſtillen Re⸗ ſervemann, unſerem Herrn Kämmerer, entgangen zu ſein ſcheint. Meine Herren, wir ſollen hier vom Gas⸗ werk 100 000 ℳ abſchreiben, und dabei iſt uns eine