92 Zuſammenſtellung gegeben, daß das Gaswerk I1 noch mit zuſammen 547 000 ℳ zu Buche ſteht, worunter die Gebäude allein mit 354 000 ℳ gerechnet ſind. Nun, meine Herren, wenn einmal das Gaswerk ein⸗ geht, was ja vorläufig noch nicht der Fall iſt, dann werden wir wahrſcheinlich auch nicht gerade das Ge⸗ bäude an der Ecke Guerickeſtraße, das wir doch erſt vor einigen Jahren eingerichtet haben, ſofort nieder⸗ reißen, ſondern dies Gebäude wird immer noch für ſtädtiſche Zwecke Verwendung finden können, falls wir nicht gerade einen beſonders günſtigen Käufer für das ganze Grundſtück finden ſollten. Wie ſteht aber das Grundſtück in dem Verwaltungsbericht für das Jahr 1911 zu Buch? Mit 1 184 000 ℳ,; es ſind nämlich 700 Quadratruten, die zu etwa 1600 bis 1700 ℳ gerechnet ſind, und dieſer Preis iſt für die Gegend durchaus nicht zu hoch. Ich kann Ihnen verraten, daß vor einigen Jahren ein Grundſtück dicht daneben für 2200 ℳ pro Quadratrute verkauft worden iſt. Wenn das Grundſtück ohne die Baulich⸗ keiten mit über 1 Million zu Buche ſteht, dann iſt das außerordentlich vorſichtig; dann braucht man aber eine Buchſchuld von 547 000 %ℳ für Grundſtück mit Baulichkeiten meines Erachtens nicht mehr ab⸗ zuſchreiben, denn man hat ja ſchon eine Reſerve von etwas über einer halben Million noch darin. Ich glaube alſo, dieſe 100 000 ℳ werden wir glattweg abſetzen können. Herausholen können wir ja aller⸗ dings weiter nichts; aber wir behalten doch in dem Etat außerdem noch eine ſtille Reſerve. Nun möchte ich aber auf Einzelheiten nicht ein⸗ gehen, ſondern wende mich jetzt auch zu der im Vor⸗ dergrund ſtehenden Frage der 10% Erhöhung. Meine Freunde ſind der Anſicht, daß es unter allen Umſtänden verſucht werden muß — und hoffentlich gelingt es —, mit einer Gemeindeein⸗ kommenſteuer von 100% auszukommen. (Sehr richtigl) Für uns ſind zweierlei Gründe dafür maßgebend. Erſtensmal iſt zu befürchten, wie ſchon der Herr Kollege Wöllmer ausgeführt hat, daß die übrigen Vororte, ſpeziell Wilmersdorf, dann aber auch die kleinen Vororte, die für die reichen Leute ſehr in Betracht kommen, Grunewald, Nicolasſee, Dahlem uſw., die alle einen erheblich geringeren Einkommenſteuerſatz haben, den Vorteil davon haben; denn für manchen Bewohner iſt dieſe Frage der 110% das letzte ent⸗ ſcheidende Moment, das ihn gegebenenfalls veran⸗ laßt, aus Charlottenburg in einen anderen Vorort mit 100 oder 90 oder 70% Kommunalſteuer zu ziehen. Es mögen ja auch andere Momente für den einen oder anderen mitſprechen, die ihn veranlaſſen, dahin zu ziehen; aber kommt dieſer Tropfen noch hinzu, dann fließt der Topf über und wir verlieren gute Steuerzahler. (Sehr richtig!) Meine Herren, dieſen Weg wollen wir nicht gehen. Solange wir wirklich gute Reſerven haben, ſolange wir unſern Etat auch ohne die 10% Erhöhung ba⸗ lanzieren können, wollen und werden wir dieſen We nicht gehen. Es iſt aber auch noch ein anderer Punkt, der uns bewegt, die 110% nicht zu bewilligen, und das iſt der, daß zwar aller Anfang ſchwer, aber das Sitzung vom 19. Februar 1913 Fortſchreiten auf einem einmal eingeſchlagenen Wege ſehr leicht iſt. (Zuruf: Das iſt Ihre Furcht!) — Ich höre, daß Herr Kollege Zietſch ſich über die⸗ ſen Ausdruck freut, daß er alſo ſehr gern auf dem Wege weiterſchreiten möchte. (Stadtv. Zietſch: Ich freue mich über Ihre Furcht!) — So, Sie freuen ſich über meine Furcht; nun, ich freue mich darüber, daß Sie Ihr Herz ſo offen auf⸗ gedeckt haben, daß Sie garnichts darin ſehen, wenn wir mit der Einkommenſteuer über 110% hinaus⸗ gehen. Wir wiſſen ja, daß die Sozialdemokraten gar⸗ nichts dagegen haben, auch wenn wir eine Einkom⸗ menſteuer von 150 und 200% erheben. Ich glaube aber, daß wir alle Veranlaſſung haben, dieſen Schritt nicht zu tun. Das iſt einer der Gründe, die uns be⸗ wegen, das zu vermeiden. Meine Herren, nun iſt ja noch die Frage der anderen Steuern geſtreift worden. Ich möchte da auf Einzelheiten nicht eingehen. Nur in einem Punkte kann ich mich ganz mit dem Herrn Kämmerer ein⸗ verſtanden erklären, daß wir, meine Freunde und ich, an eine Erhöhung der Gewerbeſteuer nie und nim⸗ mer herantreten werden. Vorſteher⸗Stellv. Dr Hubatſch: Ich bitte, die etwas mehr in die Peripherie zu ver⸗ egen. (Heiterkeit.) Stadtv. Dr. Stadthagen: Was die anderen Steuern betrifft, die Kinoſteuer, die Bierſteuer, die Hundeſteuer, ſo läßt ſich ja darüber reden, (Hört, hört!) und wenn der Herr Kämmerer keinen anderen Weg ſieht, wenn er unter keinen Umſtänden, wie augedeu⸗ tet wurde, mit uns gehen würde, ſo wird man ſich nicht der Pflicht entziehen können, uns im Ausſchuß Material über alle dieſe Steuern vorzulegen, und wir werden dann im Etatausſchuß in allererſter Linie dieſe generellen Fragen behandeln müſſen. Wir werden aber eventuell an den Magiſtrat das Erſuchen richten müſſen, uns bis zur endgültigen Beratung dieſer Steuerfragen Material nach dieſer Richtung hin zu beſchaffen; gern würden wir ſolche Steuern nicht bewilligen. Meine Herren, dieſe Steuern werden auch zum Teil in ihrer Wirkung ſehr überſchätzt. Unter den ge⸗ nannten Steuern ſind auch ſolche, die gewiſſermaßen als Erdroſſelungsſteuern angeſehen werden müſſen und dann nichts mehr erbringen. Aber, wie geſagt, das ſind Einzelheiten, auf die ich hier nicht näher ein⸗ gehen möchte. Ich habe nur betonen wollen, daß wir noch eher über dieſe Steuerfragen ſprechen würden, als daß wir auf eine Erhöhung der Einkommenſteuer auf 110 % eingingen. Ich glaube alſo, meine Herren, indem ich hier⸗ mit ſchließe, der Bevölkerung die Beruhigung geben zu können, daß unſere Fraktion ſicher alles tun wird, um bei 100 % Gemeindeeinkommenſteuer zu bleiben. (Zuruf: Und die indirekten Steuern!)