111 am ſchwerſten tragen; denen ſtand er am nächſten, deren Sorgen und Mühen zu lindern und zu helfen, denen mit allen brauchbaren und anwendbaren Mit⸗ teln zu Hilfe zu kommen, war ſein ſtetes Sinnen und Trachten. Wir ſelber ſind in dieſem Saale oft genug Zeuge geweſen, wie warm und feurig er dann ſprechen konnte, wenn er als Sachwalter für dieſe Kreiſe un⸗ ſerer Bevölkerung auftrat. Und wenn die ſtädtiſche Entwicklung der letzten 15 Jahre in dieſer Beziehung eine ganz beſtimmte, ausgeſprochene Tendenz auf⸗ weiſt, ſo iſt ſie untrennbar mit dem Namen Kurt Schuſtehrus verbunden. Aber er war auch ein Charakter, ein Mann ourch und durch, von feſtem Wollen und von zielbewußtem Denken, bei dem die Menſchenliebe und die Nächſten⸗ liebe nicht zu einem blutloſen und leeren Schemen wurde, ſondern der ſie umarbeitete zu einem durch und durch tüchtigen, kernigen und werktätigen Empfin⸗ den, das da wußte, daß man den Menſchen am beſten dann hilft, wenn man für ſie arbeitet. Und ſo arbeitete Schuſtehrus emſig und unab läſſig, mit ſeltener Treue, ſo ſtellte er die reichen Gaben ſeines Verſtandes und ſeines Geiſtes vom erſten bis zum letzten Tage in den Dienſt der Arbeit. So ruhte er denn auch nicht aus, als er nach ſeiner erſten Krankheit, nur ſcheinbar geneſen, wieder in unſere Mitte an die Stätte ſeines Wirkens trat, auch dann nicht, als die Schatten des Todes bereits auf ſeinen Lebensweg fielen. Mit nicht genug zu rüh⸗ mender Energie ſuchte er aller körperlichen Schwächen Herr zu werden, ſuchte er alle die Hemm⸗ niſſe zu beſeitigen, die ihn daran hinderten, ſeinen Amtspflichten ſo nachzukommen, wie er es früher gekonnt hatte. Wir ſelbſt ſind bis in die letzten Tage hinein noch Zeugen dieſes rührenden Schauſpiels ge⸗ weſen, deſſen Tragik wir damals allerdings nicht ahnen konnten. Der Tod war mächtiger als er; er hat ihn hinweggerufen mitten aus ſeinem Werk, mit⸗ ten aus der Arbeit ſetzte er dem Nimmermüden ein zu frühes Halt. So ſchied er von uns, ſo ſchnell und plötzlich, daß keiner von ihm Abſchied nehmen konnte. Aber wir ſcheiden darum nicht von ihm; denn in uns und in unſerem Herzen lebt und wird leben das unaus⸗ löſchliche Gedächtnis an dieſen braven, wackeren und rüchtigen Mann. Wir ſtehen, meine Herren, mit dieſer unſerer Trauer nicht allein. Von allen Seiten, von den Reichs⸗ und Staatsbehörden ſind uns ſehr zallreiche und ſehr warme Beileidskundgebungen zugegangen, die ich nicht alle verleſen kann, die ich aber hier aus⸗ Außerordentliche Sitzung vom 28 Februar 1913 lege. Nur das Telegramm unſeres Königs möchte ich Ihnen zur Kenntnis bringen: Die Meldung von dem Hinſcheiden des Oberbürgermeiſters Schuſtehrus hat Mich mit herzlicher Teilnahme erfüllt, und ſpreche Ich Meiner getreuen Reſidenzſtadt Charlottenburg, die der unermüdlichen Tatigkeit ihres verewig⸗ ten Oberhauptes außerordentliche Fortſchritte auf allen Gebieren der ſtädtiſchen Verwaltung zu verdanken hat, Mein wärmſtes Beileid aus. Die. lautere Perſönlichkeit und die trefflichen Charaktereigenſchaften des Verſtorbenen haben ihn Mir beſonders ſympathiſch gemacht, und werde Ich ſeiner hervorragenden Verdienſte ſtets gern gedenken. Wilhelm R. Wir treten nunmehr in die Tagesordnung ein: Vorlage betr. Leichenbegängnis des Herrn Ober⸗ bürgermeiſters Schuſtehrus. Der Magiſtrat hat folgende Beſchlußfaſſung be⸗ antragt: 1. Aus Anlaß des Ablebens des Herrn Ober⸗ bürgermeiſters Schuſtehrus werden die Koſten für die hier ſtattfindende Leichenfeier und die Ueberführung der Leiche nach Thorn über⸗ nommen. 2. Zur Teilnahme an den Beiſetzungsfeierlich⸗ keiten in Thorn werden je 4 Mitglieder des Magiſtrats und der Stadtverordnetenverſamm⸗ lung abgeordnet. 3. Die zu 1 und 2 entſtehenden Koſten ſind aus laufenden Mitteln zu entnehmen. Zu Punkt 1 der Magiſtratsvorlage iſt eine Wortmeldung nicht eingegangen. Ich konſtatiere hier mit, daß die Magiſtratsvorlage in Punkt 1 einſtim⸗ mig angenommen worden iſt. Zu Punkt 2 ſind vorgeſchlagen worden die Herren Dr. Frentzel, Dr Hubatſch, Zietſch und Otto. -Andere Vorſchläge erfolgen nicht; ich ſtelle damit feſt, daß dieſe Herren als Deputation der Stadtver⸗ ordnetenverſammlung gewählt ſind. Zu Punkt 3 liegen ebenfalls keine Wortmeldun⸗ gen vor. Ich ſtelle feſt, daß auch dieſer Punkt der Vorlage einſtimmig angenommen worden iſt. Das Protokoll vollziehen die Herren Guttmann, Haack und Walther. Ich ſchließe die Sitzung. Schluß der Sitzung 6 Uhr 19 Minuten.