122 Kenntnis genommen haben, heute aber eine Abände⸗ rung der Poſition beantragen. (Sehr richtig!) Zu dieſem Grund kommt aber noch ein anderer. Meine Herren, Sie haben aus den Ausführungen des Herrn Stadtſchulrats gehört, daß der Magiſtrat die Warnung, die ihm freilich in bezug auf den Nach⸗ hilfeunterricht ausgeſprochen worden iſt, ſehr wohl verſtanden hat; er hat ſich davor geſcheut, die Mehr⸗ ſumme, die eigentlich hätte eingeſetzt werden müſſen, in einem Betrage von 4000 %ℳ einzuſetzen, ſondern er hat nur eine ſehr mäßige Erhöhung eingeſtellt, weil er von vornherein damit rechnete, daß im Laufe des Jahres an der Poſition Erſparungen eintreten wer⸗ den. Dieſe Erſparniſſe ſind durch die geringe Er⸗ höhung bereits vorweg genommen, und darum bitte ich, nicht darauf zu rechnen, an dieſer Poſttion noch weitere Erſparniſſe machen zu können. Sollten ſie am Ende des Etatsjahres 1913 wirklich eintreten, ſo kommen ſie uns ſo wie ſo zugute, und eine Summe von 5000 eℳ iſt für die Balancierung unſeres Etats nicht von Bedeutung. Treten aber die Erſparniſſe nicht ein, dann ergibt ſich ein Zuſtand, der höchſt unerwünſcht iſt; dann iſt nämlich die Schulverwal⸗ tung nicht in der Lage, den Nachhilfeunterricht in der Weiſe, wie er jetzt organiſiert worden iſt, aufrecht zu erhalten. Wenn der Antrag, die Summe zu verringern, ſachlich begründet ſein ſollte, dann müßte er nach meiner Auffaſſung Ziele und Wege enthalten, wie der bisher erteilte Nachhilfeunterricht in Zukunft. durchgeführt werden ſoll. Aber gegen dieſen Nach⸗ hilfeunterricht iſt auch von den beiden Herren keiner⸗ lei Einſpruch erhoben worden; ſie haben nicht geſagt, ob etwa der Nachhilfeunterricht in den oberen Klaſſen früher aufhören ſoll, ob etwa weniger Stun⸗ den in der Woche gegeben werden ſollen, ob er etwa ſpäter im Schuljahr einſetzen ſoll oder dergleichen. Das alles wären Wege, um ſachlich eine Herabſetzung der Poſition zu begründen, wobei es dann immer noch bei dem Plenum der Stadtverordnetenverſamm⸗ lung läge, ob es dieſen Weg einſchlagen will. Hier wird aber einfach ein Abſtrich empfohlen. Ich muß ſagen, daß mir eine derartige Finanz⸗ politik unverſtändlich iſt. (Sehr richtig!) Denn wie Sie jetzt die Streichung von 5000 %ℳ, oder 10 000 ℳ beantragen, hindert Sie nichts, auch die Streichung von 20 000 ℳ oder 30 000 ℳ zu ver⸗ langen. Ich glaube, einen derartigen Weg ſollten wir nicht gehen, und empfehle der Stadtwerordneten⸗ verſammlung dringend, es bei dem Antrage des Etatsausſchuſſes zu belaſſen. Stadtv. Scharnberg: Meine Herren! Unter Abſchnitt 3: Gemeindeſchulen, Nr. 22, Lernmittel für unbemittelte Kinder — Vorſteher Dr. Frentzel (unterbrechend): Sie ſcheinen zu einer anderen Poſition ſprechen zu wollen, ich meine: nicht zu dieſem Abſtrich. (Zuſtimmung.) Dann möchte ich doch bitten, daß wir erſt dieſe Poſi⸗ tion in der Diskuſſion erledigen. Sind Sie damit einverſtanden? (Zuſtimmung.) ſpielen, und deshalb möchte ich Sitzung vom 6. März 1913 Dann möchte ich nur diejenigen Herren ihre Wort⸗ meldung aufrecht zu erhalten bitten, die zu den An⸗ trägen Schwarz und Dr Stadthagen ſprechen wollen. Stadtv. Jaſtrow: Nach den Ausführungen des Herrn Kollegen Otto, denen ich in jedem Wort bei⸗ trete, verzichte ich auf das Wort. Stadtv. Schwarz: Meine Herren! Ich habe ausdrücklich geſagt, daß ich mit Rückſicht auf die Kürze der Zeit materiell auf die Sache nicht ein⸗ gehen will. Sie können wohl von mir als Schul⸗ mann erwarten — und ich nehme die Sachkenntnis für mich in Anſpruch —, daß ich nicht lediglich aus finanzpolitiſchen Rückſichten zu meinem Antrage komme; ich bin vielmehr lediglich vom pädagogiſchen Standpunkt aus dazu gelangt; nicht mein Motiv, nur mein Antrag iſt finanzpolitiſch. Ich möchte mich alſo gegen den Vorwurf ver⸗ wahren, daß ich in Schulſachen durch finanzielle Ge⸗ ſichtspunkte geleitet werde. Für mich ſind nur päda⸗ gogiſche Rückſichten ausſchlaggebend. Stadtv. Gebert: Meine Herren! Ich muß mich den Ausführungen des Herrn Stadtſchulrats durch⸗ aus anſchließen. Wir haben ſchon mehrfach hier bei Etatsberatungen, ſpeziell bei dieſer Poſition, betont — und auch der Herr Stadtſchulrat hat es in mehreren Jahren eingehend getan —, daß wir für den Nachhilfeunterricht nicht genug ausgeben können. Wenn ich nun dieſen ſogenannten Handel betrachte, daß auf der einen Seite 10 000 ℳ geſtrichen werden ſollen, ein anderer Antrag aber nur die Streichung der Hälfte, alſo von 5000 ℳd, fordert, dann habe ich das Empfinden, daß dieſe Streichung tatſächlich nicht ganz ernſt zu nehmen iſt. Vielmehr ſteigt bei mir das Gefühl auf, daß hier nach außen hin der Eindruck erweckt werden ſoll, als wollten wir mit aller Gewalt ſparen. — Herr Kollege Schwarz ſchüttelt mit dem Kopf, und er ſagte vorhin, lediglich aus pädagogiſchen Gründen habe er ſich dazu verſtanden, die Streichung der 10 000 ℳ zu beantragen. Ich weiß nicht, was das für pädagogiſche Gründe ſein ſollten. Nach den Ausführungen des Herrn Stadt⸗ ſchulrats müßte man vielmehr umgekehrt ſagen, daß aus pädagogiſchen Gründen von dieſer Poſition kein Pfennig geſtrichen werden dürfte. Ich bitte Sie dringend, die Ausführungen des Herrn Kollegen Otto zu den Ihrigen zu machen und die Poſition ſo zu belaſſen, wie ſie hier vorliegt. Stadtſchulrat Dr. Neufert: Meine Herren! Ich möchte Sie nochmals dringend bitten, hier an dieſer Poſition nichts zu ändern. Wenn Herr Stadtver⸗ ordneter Schwarz geſagt hat, er komme aus päda⸗ gogiſchen Erwägungen zu ſeinem Antrag auf Strei⸗ chung von 10 000 ℳ, ſo bedaure ich auf das leb⸗ hafteſte, daß er uns dieſe pädagogiſchen Erwägungen nicht mitgeteilt hat, damit ich in der Lage geweſen wäre, ihnen entgegenzutreten. Ich möchte darauf hinweiſen, daß ſehr eingehende pädagogiſche Er⸗ wägungen über den Nachhilfeunterricht im letzten Semeſter angeſtellt worden ſind, und aus dieſen pädagogiſchen Erwägungen iſt man dazu gekommen, daß nichts geſtrichen wurde. Ich glaube aber wohl, daß in dieſer Zeit bei der Mehrheit dieſer Verſamm⸗ lung finanzielle Gründe eine ſehr erhebliche Rolle noch ein Wort dazu ſagen.