126 worden iſt. Aber die Waldſchule für die B⸗Klaſſen, von der Sie ſelbſt haben zugeben müſſen, daß ſie ebenſo notwendig iſt wie für die ſchwächeren Schüler der Normalklaſſen, wollen Sie ſtreichen. Ich glaube nicht, daß Sie das werden aufrecht erhalten können. Stadtv. Gebert: Meine Herren, nur ein paar Worte zu den Ausführungen, die Herr Kollege Otto gemacht hat! Wir ſind Herrn Kollegen Otto eigent⸗ lich ſehr dankbar dafür, daß er ſagte, wir müſſen uns hüten, Ausgaben für neue ſoziale Aufgaben zu machen, da unſere Finanzlage ſchlecht reſpektive knapp iſt. Auf genau dasſelbe hat ja auch ſchon mein Kollege Scharnberg hingewieſen, der Ihnen ja ſagte, daß Sie ſich lediglich deswegen hüten, weil Sie den hier vorliegenden Etat unbedingt mit 100 % balancieren wollen. Wenn wir unſere ſozialen Auf⸗ gaben danach einſtellen reſpektive nach dieſen Ge⸗ ſichtspunkten einſchränken ſollen, dann befinden wir uns allerdings im Rückſchritt, und das werden Sie doch, wie ich ohne weiteres annehme, nicht wollen. Unſere Forderung, den Volksſchülern die Lern⸗ mittel frei zu liefern, iſt ja uralt. Sie ſelbſt haben ja ſeinerzeit im Prinzip dieſer Forderung auch das Wort geredet. In der Praxis ſieht die Sache allerdings ganz anders aus, dann ſind Sie nicht dafür zu haben, und bei jeder Etatsberatung, der ich beige⸗ wohnt habe, wurde zum Schluß immer das ſchöne Lied angeſtimmt: Unſer Etat balanciert nicht, wir müſſen ſparen —, und ſo ſchieben Sie die Verwirk⸗ lichung des Prinzips von Jahr zu Jahr hinaus. Meine Herren, ich bin der Meinung, daß es bei einem derartigen Millionenetat wie dem der Stadt Charlottenburg auf dieſe paar Ausgaben, die hier verlangt werden, wahrhaftig nicht ankommen könnte, (Sehr richtig!) 2 1 und ich bin weiter der Ueberzeugung, daß die übrigen Nachbarorte nicht gewiſſermaßen mit Abſcheu auf einen derartigen Beſchluß, wenn wir ihn hier faſſen, blicken, ſondern ſich ihn zum Vorbild nehmen und ebenfalls dieſe ſoziale Einrichtung ſobald wie möglich treffen werden. Alſo, meine Herren, die Ausführungen des Herrn Kollegen Otto unter⸗ ſtützen voll und ganz die Darlegungen meines Kol⸗ legen Scharnberg. Was nun die Waldſchule angeht, ſo kann ich konſtatieren, daß, als ſeinerzeit meine Berufs⸗ kollegen aus London die Gelegenheit wahrnahmen, ſich unſere Waldſchule anzuſehen, ſie ohne weiteres von der Nützlichkeit dieſer Einrichtung durch⸗ drungen waren. Aber als ſie fragten, wie weit denn eigentlich der Benutzungskreis dieſer Wald⸗ ſchule reichte, und wir ihnen ſagten, daß nicht alle die Möglichkeit hätten, daran teilnehmen zu können, daß alſo beſtimmte Kinder nicht unterge⸗ bracht werden könnten, da wurde das von jener Seite außerordentlich bedauert. Meine Herren, die 26 000 ℳ, die wir wieder eingeſetzt zu ſehen wünſchen, können doch wahrhaftig unſern Etat nicht erſchüttern, das iſt meine felſen⸗ feſte Ueberzeugung. Wenn Sie uns nur ein klein wenig entgegenkommen und verſuchen wollten, end⸗ lich einmal Ihren bereits ausgeſprochenen Grundſatz zu verwirklichen, ſo könnten Sie ohne weiteres unſerem Antrag zuſtimmen. Sitzung vom 6. März 1913 Stadtv. Dr Stadthagen: Von einem der Herren Vorredner wurde behauptet, einer meiner Freunde im Ausſchuß hätte beſonders hervorgehoben, daß man derartig kleine Poſten wie den für die Ausbildung von Lehrerinnen im Geſangunterricht mit 610 % ſtreichen müßte, und es wurde daran die Bemerkung geknüpft: mit derartigen Mitteln hat alſo die Mehr⸗ heit des Etatsausſchuſſes gearbeitet, um auf 100 % zu kommen! Meine Herren, ſo töricht iſt die Mehr⸗ heit des Ausſchuſſes nicht geweſen, zu glauben, daß ſie mit Abſtrichen von 600 ℳ das Gleichgewicht des Etats herſtellen würde und die Einkommenſteuer von 110% auf 100 % herabſetzen könnte. Wir haben auch nicht geglaubt, daß der Etat durch den mehr oder weniger ſchönen Geſang der Lehrerinnen weſentlich beeinflußt würde. Wenn hier der Vorſchlag gemacht wurde, die Poſition zu ſtreichen, ſo iſt das aus ſach⸗ lichen Gründen geſchehen, weil wir nämlich geglaubt haben, daß eine derartige Ausbildung mehr eine Privatſache der Beteiligten ſei, daß die Stadt aber keine Veranlaſſung hat, in dieſer Weiſe dafür einzu⸗ treten. Ebenſo haben ſich meine Freunde niemals das Recht nehmen laſſen, bei der Etatsberatung jede ein⸗ zelne Poſition, abgeſehen von der Frage der 100 % Einkommenſteuer, auf ihre Notwendigkeit zu prüfen. Wenn wir das nicht tun wollen, ſo hätte die Beratung im Etatsausſchuß überhaupt keinen Wert. Wir kön⸗ nen uns nicht auf den Standpunkt ſtellen, daß unbe⸗ dingt das bewilligt werden muß, was die Verwaltung fordert. Auch in der Deputation wird jede Poſition geprüft, ebenſo im Magiſtrat. Der Ausſchuß hat nicht nur das Recht, ſondern auch die Pflicht, die einzelnen Poſitionen zu prüfen. Meine Herren, wir haben dann dem Antrage auf Streichung der Schulbaracke für die Waldſchule eben⸗ falls zugeſtimmt, und wir bleiben dabei. Wenn der Herr Stadtſchulrat jetzt mit einem andern Vorſchlage kommt — ich will nicht auf das eingehen, was er im Ausſchuſſe geſagt hat — und nun ſagt: wir können auch mit den jetzigen Baracken dort auskommen und können einige Schüler dort unterbringen, ſo iſt das eine Sachlage, die wir jetzt nicht zu prüfen vermögen. Wir ſind nicht in der Lage, die Konſequenz eines der⸗ artigen Schrittes zu überſehen, auch nicht zu über⸗ ſehen, ob die Sache in geeigneter Weiſe zu bewerk⸗ ſtelligen wäre. Wir müſſen alſo bei unſerer Stellung bleiben, und ich bitte meine Freunde, die Poſition nach wie vor, ſo wie es der Etatsausſchuß vorſchlägt, abzulehnen. Stadtv. Kaufmann: Meine Herren! Nachdem der Herr Stadtſchulrat uns ausgeführt hat, daß er den Ausbau der Waldſchule in dem angeregten Sinne mit einem Jahreszuſchuß von 4500 ℳ für dieſes Jahr unter Verzicht auf die Baracke beginnen könne, iſt das doch, glaube ich, ein ſehr glücklicher Mittelweg, den auch die Freunde der Waldſchule beſchreiten kön⸗ nen und ſelbſt diejenigen, die der Anſicht waren, daß man in dieſem Jahre die Summe von etwa 26 000 % erſparen könnte. Ich beantrage alſo hiermit, den Betrag von 4500 ℳ wiederum in den Abſchnitt 3 unter Nummer 31 einzuſtellen und die Streichung bei den einmaligen Ausgaben aufrecht zu erhalten. Stadtv. Dr Borchardt: Meine Herren! Ich wollte hier lediglich den Ausführungen des Herrn Kollegen Stadthagen entgegentreten. Danach könnte es ſo klingen, als ob meine Freunde im Ausſchuß und auch ſonſt in den Ausſchüſſen es