Sitzung vom 6. März 1913 (Die Verſammlung ſtellt Kapitel XIII — An⸗ leihedienſt — in Einnahme und Ausgabe nach dem Voranſchlage des Magiſtrats unverändert feſt.) Vorſteher Dr Frentzel: Wir kommen zu Kapitel XIV. Sonſtige Gemeindeeinrichtungen und verſchiedene Einnahmen und Ausgaben. Berichterſtatter Stadtv. Dr Stadthagen: Meine Herren! Die Aenderungen, die der Etatsausſchuß hier vorgeſchlagen hat, finden Sie auf Druckſeite 102, 103 und 108 der Vorlagen. Ich will auf die Einzel⸗ heiten der Beratungen nicht eingehen, ſondern nur auf die Punkte hinweiſen, über die eine längere De⸗ batte im Etatsausſchuß ſtattgefunden hat. Eine längere Ausſprache ergab ſich bei der Frage des Pachtzinſes des Deutſchen Opernhauſes. Es mußte bedauerlicherweiſe dort der Etatsanſatz von 252 000 ℳ auf 200 000 ℳ herabgeſetzt werden. Das erklärt ſich aber nicht etwa aus einem ſchlechten Ge⸗ ſchäftsgang des Deutſchen Opernhauſes. Es iſt im Gegenteil konſtatiert worden, daß ſich der Geſchäfts⸗ gang des Deutſchen Opernhauſes mindeſtens in der Weiſe entwickelt hat, wie es veranſchlagt worden iſt. Dagegen war bei der Etatsaufſtellung auf die ver⸗ tragsmäßige Art der Bezahlungen, die das Deutſche Opernhaus zu leiſten hat, nicht genügend Rückſicht genommen worden. Für das erſte laufende Ge⸗ ſchäftsjahr, das bis Ende Auguſt dieſes Jahres reicht, iſt die Deutſche Opernhausgeſellſchaft nicht verpflich⸗ tet, einen beſtimmten Betrag zu zahlen, ſondern ſie hat lediglich die Ueberſchüſſe bis zu einer gewiſſen Höhe an uns abzuführen. In unſern nächſtjährigen Etat fließt außer dieſem Betrag dann die anteilige Pacht für die Zeit vom Oktober bis zum April. Das iſt ein Betrag von 147 000 ℳ. Nun kann man ja darüber zweifelhaft ſein, was für ein Ueberſchuß im erſten Jahre herauskommen wird. Es wurde da hervorgehoben, daß die Deutſche Opernhausgeſellſchaft im erſten Jahre verſchiedene große Ausgaben zu leiſten hat, die ſie in der Form, in der ſie beſteht, nur aus laufenden Mitteln be⸗ ſtreiten kann. Es wurde von Mitgliedern des Etats⸗ ausſchuſſes allerdings darauf hingewieſen, daß die Verwaltung ſehr genau zu prüfen haben wird, ob dieſe Ausgaben tatſächlich aus laufenden Mitteln zu nehmen ſeien, oder ob ſie in anderer Weiſe zu be⸗ ſtreiten ſind. Um aber ſicher zu gehen, haben wir es für richtig gehalten, hier nur 53 000 ℳ Ueber⸗ ſchuß einzuſetzen und empfehlen Ihnen, nur 200 000 Mark als Geſamteinnahme einzuſtellen. Sie ſehen, daß der Etatsausſchuß hier bei der Veranſchlagung der Einnahmen auch die nötige Vorſicht hat walten laſſen; denn wir haben einen Abſtrich von 52 000 Mark vorgenommen. Meine Herren, es entwickelte ſich ferner eine De⸗ batte über die Schulpflegerinnen. Sie fin⸗ den den Vorſchlag des Etatsausſchuſſes auf Druck⸗ ſeite 108 der Vorlagen: Der Anſatz Nr. 28d — Dem Verein Jugendheim für Geſtellung der Schulpflege⸗ rinnen 2000 ℳ — wird abgeſetzt mit der Maß⸗ gabe, daß über die Ausgabe eine begründete Vorlage mit Inſtruktion für die Schulpflege⸗ rinnen erwartet wird. Meine Herren, ich will nicht zu ſehr ins Detail dieſer Frage eingehen, möchte Ihnen aber mitteilen, 143 daß über die Befugniſſe der Schulpflegerinnen, über die Abgrenzung ihrer Aufgaben noch eine gewiſſe Unklarheit zu beſtehen ſcheint, und der Etatsausſchuß hielt es für richtiger, dieſe Sache zunächſt abzuſetzen und die Beſchlußfaſſung einer beſonderen Vorlage des Magiſtrats vorzubehalten. Des weiteren wurde beim Abſchnitt § der Ein⸗ nahme: Mahnungs⸗ und Vollſtreckungs⸗ gebühren 29 000 ℳ, der Wunſch ausgeſprochen, daß durch Zeitungsartikel möglichſt auf eine Verminderung der Mahngebühren bei den ver⸗ ſchiedenen Steuerarten hingewirkt werden möge. Unſere Steuerbehörde wird wohl in der Lage ſein, durch häufigere Veröffentlichungen in den beliebten Tageszeitungen die Steuerpflichtigen, z. B. die Hundeſteuerpflichtigen im November, darauf hinzu⸗ weiſen, daß ſie die Steuer bis zu einem gewiſſen Termin zu zahlen haben. Dadurch wird hoffentlich erreicht werden, die Mahngebühren etwas herabzuſetzen und vor allen Dingen die große Schreibarbeit, die dadurch für die Verwaltung entſteht, herab zumindern. Der Magiſtrat hat in Ausſicht geſtellt, dieſen Verſuch zu machen, wenn er ſich auch keinen großen Erfolg davon verſpricht. Dann entſtand bei dieſem Kapitel auch eine größere Debatte über die Frage der Wohnungs⸗ pflegerin, die neu angeſtellt werden ſoll. Es wurde wohl von allen Seiten bedauert, daß die Woh⸗ nungsdeputation in den letzten 1/% Jahren, glaube ich, nicht einberufen worden iſt. Es ſei das eigentlich eine Ausſchaltung der Stadtverordnetenverſamm⸗ lung, wie geſagt wurde, die bei den übrigen Depu⸗ tationen nicht üblich ſei. Die Majorität des Etats⸗ ausſchuſſes hat ſich aber auf den Standpunkt geſtellt, daß dieſes Wohnungsamt weiter auszubilden wäre, und hat ebenſo wie bei Kapitel I. den neuen Woh⸗ nungspfleger hier auch die neue Wohnungspfle⸗ gerin bewilligt. Im übrigen wurde bei der Frage der Ferien⸗ kolonien eine Anregung nach der Richtung hin gegeben, ob es vielleicht möglich ſein würde, ſtatt einiger Gemeindeſchulkinder einige beſonders der Er⸗ holung bedürftige Fortbildungsſchüler in die Ferien⸗ kolonien zu ſenden, die gleichzeitig die Beaufſichti⸗ gung der kleinen Kinder übernehmen könnten. Ob das möglich iſt, wird von dem Verein zu prüfen ſein. Im ganzen hat der Ausſchuß nur die geringen Aenderungen, die Sie auf den vorher angegebenen Seiten finden, vorgeſchlagen. Ich bitte Sie, den Vorſchlägen des Ausſchuſſes zuzuſtimmen. Stadtv. Kaufmann: Meine Herren! Ich bitte Sie, in Abſchnitt 13 Nr. 15 Seite 17 der Vorlagen den Betrag von 3000 ℳ für die Säuglingsklinit wieder einzuſetzen. Die Säuglingsklinik iſt eine pri⸗ vate Veranſtaltung, die ſeit 6 Jahren beſtanden und in dieſer Zeit die kranken Kinder der Stadtgemeinde zu einem Satze von 3 ℳ verpflegt hat. 3. B. ſind im letzten Jahre insgeſamt 444 Kinder verpflegt worden. Ich bemerke dabei, daß im Laufe des Jahres 1912 eine Vergrößerung der Klinik auf 45 Betten ſtattge⸗ funden hat, daß dieſe Vergrößerung aber erſt mit dem Monat Oktober in die Erſcheinung getreten iſt, ſo⸗ daß die volle Zahl nicht erreicht iſt. Wir haben in dieſer Zeit ungefähr 13 000 Verpflegungstage gehabt, an denen dieſe private Veranſtaltung pro Kopf und Tag 72 Pf. hat zugeben müſſen. Die Verwaltung der Klinik ſah ſich demgegenüber nicht mehr imſtande,