144 Sitzung vom den Betrieb weiter zu führen, und ſtellte an den Ma⸗ giſtrat den Antrag, von nun an ſtatt 3 ℳ. 3,50 %ℳ. zu gewähren. Der Magiſtrat hat dieſen Antrag der Klinik abgelehnt, die ſich infolgedeſſen nunmehr ge⸗ nötigt geſehen hat, ihren Betrieb zum 1. April ein⸗ zuſtellen. Alle einzuleitenden Schritte hierfür ſind von der Verwaltung getroffen worden. Inzwiſchen iſt an uns von ſeiten der leitenden Aerzte der Charlottenburger Säuglingsfürſorgeſtelle ein Beſcheid des Magiſtrats gelangt, der vom 27. Fe⸗ bruar datiert iſt. Die Herren waren beim Magiſtrat darum eingekommen, die Klinik doch nicht aufzu⸗ geben und ihnen zu geſtatten, weitere Kranke dorthin zu entſenden. Der Magiſtrat hat ihnen in dieſer Antwort geſagt, daß ſie ſich an die falſche Adreſſe ge⸗ wandt hätten; ſie hätten ſich nicht an den Magiſtrat, ſondern an die Leitung dieſer Klinik zu wenden. Der Magiſtrat behalte ſich natürlich ſeine Stellung vor; aber er verweiſt ſie in einem dritten Abſatz nochmals ausdrücklich an die Leitung mit den Worten: Der Antrag der unterzeichneten Herren Säug⸗ lingsärzte iſt nicht an uns, ſondern an den Vor⸗ ſtand dieſer Klinik zu richten, dem anheim ge⸗ geben werden muß, ob er den Antrag zu dem ſeinigen machen will. Nachdem der Antrag in meine Hände gekommen iſt — ich bin der Schatzmeiſter dieſer Veranſtaltung —, habe ich ſofort Anlaß genommen, die Organe wieder zuſammenzurufen und zu ſehen, ob wir in der Lage ſind, die Klinik weiter offen zu halten. Der Umſtand, daß ſich die Aerzte darum bemühten, die Klinik zu erhalten, ſchien mir doch von großem Gewicht zu ſein, und es iſt mir dann gelungen, einige gemeinnützig denkende und ſich namentlich für die Unterbringung kranker Säuglinge es handelt ſich hier um Er⸗ nährungsſtörungen — intereſſierende Herren zu ver⸗ anlaſſen, den etwaigen Ausfall vorerſt für das Jahr 1913 zu decken. Nachdem dieſe Erklärung bündige Form bekommen hatte — es war daran die Bedin⸗ gung geknüpft, daß ich, trotzdem ich mich gern ent⸗ laſten möchte und ſehr froh geweſen wäre, aus dieſer Angelegenheit heraus zu ſein, verpflichtet wurde, dem neuorganiſierten Komitee wieder beizutreten, und ich habe das mit Rückſicht auf die Gemeinnützigkeit der Sache und beſonders mit Rückſicht auf die Stadt⸗ gemeinde auf mich genommen —, habe ich dem Ma⸗ giſtrat von dieſem Beſchluſſe unter dem geſtrigen Tage Mitteilung gemacht. Unter der Bedingung, daß der Magiſtrat die erkrankten Kinder unſerer Stadt wiederum wie früher an die Klinik zu einem Pflegeſatz von 3 ℳ verweiſt und ferner den Zuſchuß leiſtet, habe ich mich namens des Komitees bereit er⸗ klärt, die Klinik vorerſt bis Ende 1913 offen zu halten. Ich bitte Sie, durch Einſtellung der 3000 eℳ in den Etat die Möglichkeit zu geben, dieſe Inſtitution fortzuführen. Es würde damit allerdings noch die Vorlage in Zuſammenhang ſtehen, die Sie nachher beſchäftigt. Ich behalte mir vor, bei dieſem Punkt dann noch meine Anträge zu ſtellen. Stadtrat Dr Gottſtein: Meine Herren! Die vor 6 Jahren gegründete private Säuglingsklinik iſt eine dem Intereſſe der Säuglingspflege dienende Einrichtung. In ihrem Vorſtande ſitzt ein Mitglied des Magiſtrats und der Stadtverordnetenverſamm⸗ lung; der Leiter iſt ein erfahrener Kinderarzt. Es ſind das alles Gründe, die Anlaß geben, dieſer Ein⸗ richtung wohlwollend zu begegnen. Wenn Herr Stadtverordneter Kaufmann geſagt hat, daß dieſe Säuglingsklinik dazu beſtimmt ſei, d i e 6. März 1913 kranken Säuglinge der Stadt Charlottenburg aufzu⸗ nehmen, ſo kann ich ſeinen Satz in dieſer Faſſung nicht anerkennen. Die Klinik nimmt kranke Säug⸗ linge der Stadt Charlottenburg auf und behandelt ſie; ſie muß ſie aber verlegen, ſobald ſie von Infek⸗ tionskrankheiten befallen ſind, und zwar nach Weſt⸗ end, wo eine Säuglingsabteilung iſt, die an Betten⸗ anzahl doppelt ſo groß iſt wie die Säuglingsklinik vor dem Oktober dieſes Jahres, und die ohne wei⸗ teres, wie das bei einer ſo großen Anſtalt ſelbſtver⸗ ſtändlich iſt, mit einer verhältnismäßigen Leichtigkeit wenn es die Not erfordert, erweitert werden kann. Was die Zahl der Säuglinge angeht, die Herr Stadtverordneter Kaufmann genannt hat, ſo ſtimmt ſie ich kann mir den Grund nicht erklären — nicht mit denjenigen Zahlen überein, die unſere Sta⸗ tiſtik aufführt. Wir haben nur 219 Meldungen im Jahre 1913 zu verzeichnen gehabt. Vielleicht deckt ſich das Kalenderjahr und das Etatsjahr nicht ganz, wodurch eventuell dieſe Differenz zu erklären iſt. Unter den 219 Kindern ſind 205 Charlottenburger geweſen und einige Kinder, die älter als 1 Jahr, alſo nicht mehr Säuglinge waren. Es handelt ſich alſo im Vergleich zu der auf Weſtend befindlichen Betten⸗ anzahl um eine geringe Anzahl, und zwar von durch⸗ ſchnittlich etwa 16—17 Aufnahmen im Monat. So dankenswert die Einrichtung der Säuglingsklinik iſt, ſo kann nicht geſagt werden, daß ſie die Verpflichtung der Stadt zur Unterbringung kranker Säuglinge zu erſetzen imſtande iſt. Nun hatten wir am 19. Februar dieſes Jahres der Stadtverordnetenverſammlung eine Vorlage zur Bewilligung einer verhältnismäßig großen Summe für die Errichtung einer Milchküche im Krankenhaus Weſtend vorzulegen, und wir haben bei dieſer Ge⸗ legenheit eingehend geprüft, nachdem ſich heraus⸗ geſtellt hatte, daß möglicherweiſe die Säuglingsklinik in der Chriſtſtraße gezwungen ſei, ihren Betrieb ein⸗ zuſtellen, ob Weſtend in der Lage ſei, die dort vor⸗ handenen Säuglinge aufzunehmen. Selbſtverſtänd⸗ lich wird keiner von Ihnen glauben, daß irgend eine Anſtalt in der Lage iſt, den ganzen Beſtand einer auch ſelbſt verhältnismäßig nicht großen andern An⸗ ſtalt von einem Tage zum andern in ihre Räume aufzunehmen. Das geht nicht, geht nie und nirgends und war wahrſcheinlich auch nicht vorausgeſetzt. Aber diejenigen Aufnahmen zu bewirken, die ſonſt von den Säuglingsärzten und Stadtärzten auf Koſten der Stadt der Chriſtſtraße überwieſen wären, alſo 16 bis 17 im Monat, dazu iſt Weſtend ſchon jetzt vollauf in der Lage. Das wurde feſtgeſtellt. Wir brachten nun, weil gleichzeitig an demſelben Tage der Magiſtrat auf Grund ſeiner Prüfungen aus grundſätzlichen Er⸗ wägungen den Antrag des Vorſtandes, den Ver⸗ pflegungsſatz in der Chriſtſtraße von 3 ℳ. pro Kopf und Tag auf 3,50 ℳ zu erhöhen, ablehnen mußte, eine Vorlage an die Stadtverordnetenverſammlung mit der Ihnen bekannten Begründung. Darauf kün⸗ digte uns, wie Herr Stadtverordneter Kaufmann ſchon geſagt hat, das Krankenhaus Chriſtſtraße ſeine Schließung innerhalb zweier Tage an. Wir waren genötigt, um dies zu verhindern, einen andern Weg zu finden und einen Beſchluß zu faſſen, der ſich in der heute zur Beratung ſtehenden Vorlage verkörpert. Vorgeſtern erhielten wir nun die unerwartete Mit⸗ teilung, daß die Säuglingsklinik weiter beſtehen werde, und wir wurden gebeten, die 3 % pro Kopf und Tag auch fernerhin zu bewilligen. Nunmehr aber ſtand die Säuglingsklinik zu uns in demſelben Verhältnis wie die andern Kliniken, die