Sitzung vom 6. März 1913 an die Armendirektion mit dem Wunſche herantreten, von ihr aus gelegentlich belegt zu werden, was meiſt nach Prüfung der Verhältniſſe bewilligt wird, und zwar zu dem Satze von 3 ℳ. Hätten wir heute im Magiſtrat zu der Frage der Wiedereinſetzung der 3000 %%ℳ[ Stellung genommen, ſo hätten wir uns in einen ganz auffälligen Widerſpruch mit unſeren Aus⸗ führungen vom 19. Februar und mit unſerer heuti⸗ gen Vorlage geſetzt. Wir glaubten es nicht vertreten zu können, daß wir, wenn wir vor kaum 3 Wochen erklären: auf Grund unſerer Prüfungen iſt Weſtend imſtande — ſelbſtverſtändlich allmählich denjeni⸗ gen Zugang aufzunehmen, der ſonſt teilweiſe Weſt⸗ end, teilweiſe der Chriſtſtraße zuging, nun auf ein⸗ mal ſagen: wir kommen zu ganz andern Schlüſſen, die Vorausſetzungen, aus denen wir die Milchküche beantragt haben, ſind auf einmal hinfällig geworden. In dieſen Widerſpruch konnten wir uns nicht ſetzen. Das Weſentliche iſt aber folgendes. Schon im Jahre 1907, als hier eine Säuglingsklinik errichtet wurde, hat der Magiſtrat durch ſeine Sachverſtändigen eine genaue Prüfung darüber verlangt, ob und in⸗ wieweit Weſtend Lücken in der Säuglingsverſorgung aufweiſt, und die Prüfung fiel in der Richtung aus, daß ſchon damals Weſtend quantitativ in der Lage war, die der Pflege bedürftigen Säuglinge Charlot⸗ tenburgs aufzunehmen. Eine Wiederholung der Prü⸗ fung hat dasſelbe Ergebnis gebracht. — Herr Stadt⸗ verordneter Kaufmann hat einen Brief in Händen, auf den ich mir ſpäter einzugehen vorbehalten muß. Bürgermeiſter Dr Maier: Die Frage, die hier zur Diskuſſion ſteht, läßt ſich dahin präziſieren: Sind wir in unſerm Krankenhaus Weſtend ſo eingerichtet, daß es überflüſſig iſt, neben ihm noch eine beſondere Säuglingsklinik zu unterhalten. Wird dieſe Frage bejaht, dann ergibt ſich von ſelbſt mit Notwendigkeit die Ablehnung des Antrages des Stadtverordneten Kaufmann; denn es iſt ſelbſtverſtändlich, daß, wenn wir in unſeren ſtädtiſchen Anſtalten alle diejenigen Einrichtungen getroffen haben, die notwendig ſind, um unſere Verpflichtungen zu erfüllen, wir dann nicht nötig haben, noch eine beſondere Anſtalt zu unter⸗ ſtützen, die ſich in privaten Händen befindet, mag auch die Tätigkeit innerhalb dieſer Anſtalt noch ſo dankenswert ſein. Denn wir wollen — das iſt das Beſtreben nicht nur der Stadtverordnetenverſamm⸗ lung, ſondern auch des Magiſtrats — mit den ſtädti⸗ ſchen Mitteln pfleglich umgehen und in keiner Weiſe Ausgaben präſtieren, die wir nicht für notwendig er⸗ achten. Nun iſt der Antrag auf Einſtellung von 3000 ℳ meines Erachtens auch gar nicht geeignet, irgendwie das Ziel zu erreichen, das der Herr Antragſteller be⸗ abſichtigt; denn es iſt ſelbſtverſtändlich, daß wir, wenn wir im Krankenhaus Weſtend Betten einrich⸗ ten, zunächſt einmal dieſe in Anſpruch nehmen, und es würde alſo, wenn das Krankenhaus Weſtend, wie von uns behauptet wird, imſtande iſt, ſämtliche Säug⸗ linge, die der ſtädtiſchen Fürſorge unterliegen, auf⸗ zunehmen, überhaupt kein Material mehr für die Säuglingsklinik der Chriſtſtraße übrig bleiben. Da⸗ mit würde alſo die Zweckmäßigkeit der Zuwendung der 3000 ℳ in Frage geſtellt werden, und vor allen Dingen würde die Möglichkeit der Exiſtenz der Säug⸗ lingsklinik in der Chriſtſtraße in keiner Weiſe ge⸗ ſichert ſein. Ferner iſt der Antrag auch nur dahin geſtellt, den Zuſchuß auf ein Jahr zu gewähren. Wenn wir 145 die Notwendigkeit einſehen, eine beſondere, neben dem ſtädtiſchen Krankenhaus beſtehende Klinik aufrecht zu erhalten, dann müßten wir das nicht nur für ein Jahr feſtſtellen, ſondern für die Dauer. Es liegt alſo meines Erachtens keine Konſequenz in dem Antrag. Wird feſtgeſtellt, daß wir mit unſeren Einrichtungen nicht imſtande ſind, den Anforderungen, die an uns im Intereſſe der Unterbringung der Säuglinge ge⸗ ſtellt werden müſſen, zu genügen, ja, dann müſſen wir eben dauernde Einrichtungen treffen. Sind wir aber in der Lage, zum 1. April allen Anforderungen zu genügen, dann müſſen wir meines Erachtens auch mit dem 1. April den Zuſchuß an die Säuglings⸗ klinik einſtellen und es ablehnen, ihr Säuglinge zu überweiſen. Alſo der heutige Beſchluß der Stadt⸗ verordnetenverſammlung, 3000 ℳ einzuſtellen, iſt materiell nicht geeignet, etwa die Säuglingsklinik in der Chriſtſtraße aufrecht zu erhalten; darauf mache ich aufmerkſam. Denn vom Magiſtrat wird pflicht⸗ gemäß die Anweiſung ſelbſtverſtändlich dahin ergehen müſſen, zunächſt einmal die vorhandenen Einrichtun⸗ gen im Krankenhaus Weſtend, die wir neulich mit 25 000 ℳ weiter ausgebaut haben, voll in Anſpruch zu nehmen. Daher nutzen Ihnen die 3000 ℳ gar nichts. (Sehr richtig!) Ich möchte bitten, der Sachlage Rechnung zu tragen. Ich bedaure das lebhaft; denn ich muß an⸗ erkennen, daß die Tätigkeit, die in der Säuglings⸗ klinik bisher ausgeübt worden iſt, außerordentlich zweckmäßig und verdienſtlich geweſen iſt und insbe⸗ ſondere die Bemühungen des Herrn Stadtverord⸗ neten Kaufmann es zuwege gebracht haben, daß nun noch weitere Mittel für die Säuglingsklinik in der Chriſtſtraße zur Verfügung geſtellt werden. Ich be⸗ daure das, aber ich glaube, daß uns hier ſchließlich nicht das Intereſſe dieſer Veranſtaltung leiten kann, ſondern lediglich unſer ſtädtiſches Intereſſe. Aus dieſem Grunde komme ich zu dem Ergebnis, ſo be⸗ dauerlich das iſt, gegen den Antrag des Herrn Stadt⸗ verordneten Kaufmann Stellung zu nehmen. Stadtv. Bergmann: Herr Bürgermeiſter Ur Maier begründet ſeine Ablehnung in erſter Reihe da⸗ mit, daß unſer Krankenhaus imſtande wäre, dieſe Säuglinge aufzunehmen, und es läge ein ſtädtiſches Intereſſe vor, die Forderung abzulehnen. Ich kann dieſe Gründe von meinem Standpunkt aus nicht als ſtichhaltig anerkennen. Ich gebe zu — das wird die Krankenhausver⸗ waltung jedenfalls viel beſſer wiſſen als ich —, daß wir durch andere Einrichtungen, die wir im Laufe des Sommers treffen, leere Räume bekommen, ſo⸗ daß alſo für die nächſte Zukunft freier Raum auch für andere Kranken geſchaffen wird. Aber, meine Herren, wer die Entwicklung des Krankenhauſes ver⸗ folgt hat, wird wiſſen, daß derartige Inſtitutionen nicht zu lange vorhalten, daß wir ſtets beizeiten daran denken müſſen, dieſe Einrichtungen zu vergrößern. Sie erinnern ſich, daß wir alle möglichen Anbauten uſw. haben machen müſſen, um die Kranken, die ſich gemeldet haben, unterzubringen, und es iſt, wie ich weiß, augenblicklich ein ſolcher Mangel an Raum vor⸗ handen, daß Patienten, die ſich melden, kaum oder in den wenigſten Fällen untergebracht werden kön⸗ nen, am allerwenigſten, wenn ſich jemand aus der Nachbarſchaft meldet. Es wird alſo in nicht zu langer