Sitzung vom 6. März 1913 — Ich meine: Erſatz für die vorher abgelehnte Ma⸗ giſtratsvorlage! Magiſtratsbaurat Winterſtein: Meine Herren! Ich möchte nochmals betonen: es handelt ſich nicht darum, daß die Deckenbeleuchtung die vorhandene Beleuchtung vollſtändig erſetzen ſoll, ſondern der Ausſchuß hat ausdrücklich 4000 ℳ nur dafür be⸗ willigen wollen, daß dieſe Decke nicht mehr ſo ſchwarz und unſcheinbar ausſieht, ſondern einen freundlichen Eindruck macht. Ganz ohne die vor⸗ handene Beleuchtung kommen wir nicht aus; wir werden ſie aber erheblich abblenden können, ſo daß ſie nicht mehr ſo unangenehm ausſieht. Das wird ſich machen laſſen. Wir könnten die obere Beleuch⸗ tung der Decke auch noch weiter verſtärken, wenn es gewünſcht wird; aber es wird wahrſcheinlich beſſer ſein, einmal die Decke zu beleuchten und anderer⸗ ſeits noch einen Teil der Lampen unten brennen zu laſſen. Das werden wir mit den 4000 ℳ erreichen. Wir würden mit dieſen 4000 ℳ auch die kleinen Mängel, die Sie jetzt noch ſtören, daß man die Röh⸗ ren ſieht uſw., noch mehr abſtellen können. Vielleicht iſt es praktiſch, daß ich Ihnen jetzt noch einmal die ſchwarze Decke zeige, damit Sie den Unterſchied gegen früher merken und beurteilen können, wie unange⸗ nehm und ſchlecht dieſe ſchwarze Decke wirkt. (Die Deckenoberlichtbeleuchtung wird ausgeſchaltet.) Stadtv. Kaufmann: Meine Herren! Nachdem Sie den Unterſchied ſehen und beurteilen können, wie die Decke in dem kalten, dunklen Zuſtande aus⸗ ſieht und wie warm das Ganze wirkt, wenn oberhalb der Decke eine kleine Beleuchtung beſteht, ſollten wir dieſe Ausgabe nicht ſcheuen. Allerdings wird noch in bezug darauf experimentiert werden müſſen, wie ſtark die Lampenbeleuchtung gegenüber der Deckenbe⸗ leuchtung ſein darf, um uns die genügende Helligkeit zu geben. Zweifellos iſt der äſthetiſche Eindruck ein wunderbar ſchöner und die ganze Holztäfelung ge⸗ winnt durch den warmen Ton, der darüber aus⸗ gebreitet wird. Stadv. Vogel: Die Sache iſt ja ganz ſchön, aber wenn die Ventilation dabei auch verbeſſert würde, ſo wäre das noch ſchöner. Die Ventilation läßt ſehr viel zu wünſchen übrig. Vorſteher Dr/ Frentzel (unterbrechend): Das iſt ein anderes Thema. Stadtv. Erdmannsdörffer: Die Geſchmäcker ſind verſchieden; das haben wir eben aus der Rede des Herrn Kollegen Kaufmann geſehen. Nach meinem Geſchmack ſieht es jetzt ſchöner aus als vorher. (Widerſpruch.) Aber jedenfalls: da wir nach allen Richtungen hin ſparen wollen, ſo glaube ich, daß wir auch dieſe Aus⸗ gabe von 4000 ℳ vermeiden ſollten. Stadtv. Wenzke: Ich bitte Sie, doch nicht ſo ſchnell darüber zu urteilen. Ich glaube, die große Mehrzahl des Hauſes iſt doch wohl der Anſicht, daß es vorher beſſer ausgeſehen hat. Die ganze Decke kommt beſſer zur Geltung, während man jetzt nur einen großen ſchwarzen Fleck oben ſieht. Es iſt ſelbſt⸗ redend, daß die Lampen, wie ſie jetzt beſtehen, noch abaeblendet werden müſſen, und wenn das zu er⸗ reichen iſt und der Ausſchuß ſich dieſer Mühe unter⸗ zieht, ſo können wir durch die Verausgabung von 4000 %ℳ nur für den Saal gewinnen. Ich möchte 155 daher den Antrag ſtellen, die Beleuchtungsangelegen⸗ heit nochmals an den Ausſchuß zurückzuverweiſen mit der Bitte, die beſtehenden Mängel zu beſeitigen. Stadtv. Dr. Borchardt: Meine Herren! Herr Kollege Erdmannsdörffer muß doch einen etwas eigentümlichen Geſchmack haben, wenn er die dunkle Decke für ſchöner erklärt. Im möchte Herrn Kollegen Erdmannsdörffer darauf aufmerkſam machen, daß die hier angelegte Decke doch im Grunde genommen für Oberlicht beſtimmt iſt. Ein ſolcher Saal wie dieſer iſt doch an ſich nicht für Nachtſitzungen be⸗ ſtimmt. Es iſt ja ein mehr zufälliges Ereignis, daß die Charlottenburger Stadtverordneten eben in der Nacht ihre Sitzungen abhalten. ſ (Zuruf: Weil Sie immer ſo kurze Reden halten!) An ſich wird ein ſolcher Saal für Tagesbeleuchtung gebaut, dafür, daß er auch am Tage zu benutzen iſt, und bei einer Tagesbeleuchtung und bei Sonnenſchein würde doch ungefähr die Wirkung erzielt werden, die wir jetzt hier geſehen haben, und nicht die dunkle Nachtwirkung. Der Gegenſatz zu dieſer dunklen, Herrn Kollegen Erdmannsdörffer ſo ſchön erſchei⸗ nenden Decke — ich nehme nicht an, daß er ein be⸗ ſonderer Freund der Dunkelheit iſt hat wohl bei allen anderen Herren den Eindruck hervoraerufen, daß wir gut daran täten, uns dieſe Beleuchtung in irgend einer Weiſe nutzbar zu machen Herrn Kollegen Erdmannsdörffer möchte ich außerdem noch wegen der 4000 ℳ beruhigen. Die Ausgabe ſoll ja nachher auf die laufenden Mittel übernommen werden, und Sie ſind ja alle ſo über⸗ zeugt davon, daß wir ſoviel Ueberſchüſſe bekommen, daß wir es nachher gar nicht mehr nötig haben wer⸗ den, ſo zu knappſen und zu ſorgen. Da alſo die Sache ſo, wie ſie Ihnen jetzt vor⸗ liegt, nicht das Endergebnis iſt, vielmehr die anderen Belenchtungskörper noch etwas abgeblendet und für das Auge wohltätiger geſtaltet werden ſollen, tun wir gut, der Sache in der Tat glattweg zuzuſtimmen oder ſie dem Ausſchuß nochmals zuzuweiſen und ſie erſt zu billigen, wenn wir die endgültige Geſtaltung geſehen haben. Stadtv. Gredy: Meine Herren! Ich glaube, die Meinungsdifferenz kommt davon, daß die wenig⸗ ſten von uns zur Decke hinaufſehen. Man kann dies überhaupt nicht, ohne beſonders anzuſtrengen und ohne daß einem der Hals weh tut. Man kann ſtundenlang, ja tagelang in dieſen Räumen ſein, ohne daß es einem je einfällt, nach der Decke zu ſehen. (Zuruf: Man ſoll ſich aber nach der Decke ſtrecken!) Ein Veranügen, daß man ſich alle Jubeljahre einmal leiſtet, iſt mit 4000 ℳ zu teuer bezahlt. Ich würde Ihnen deshalb vorſchlagen, die Magiſtratsvorlage abzulehnen. (Stadtv. Wenzke zieht ſeinen Antrag auf Zurück⸗ verweiſung der Vorlage an den Ausſchuß zurück. Vor der Abſtimmung bezweifelt Stadtv. Dr Stadthagen die Beſchlußfähigkeit.) Vorſteher Dr Frentzel: Meine Herren! Wir ſind nicht mehr beſchlußfähig. Ich ſchließe die heutige Sitzung mit dem Be⸗ merken, daß die morgige Sitzung ausfällt. (Schluß der Sitzung 10 Uhr 58 Minuten.)