Sitzung vom 19. März 1913 weiteren Zuſchüſſen nicht rechnen könne, dafür in An⸗ ſpruch nehmen, daß außer den zu gewährenden Ver⸗ pflegungsſätzen ein Extrazuſchuß von 30 ℳ für jeden Tag zu gewähren ſei. Der Magiſtrat beſchließt auch demgemäß am 13. Februar, und aus dieſem Beſchluß des Magiſtrats iſt auch die an uns gelangte Vorlage vom 25. Februar hervorgegangen, die zu der Aus⸗ ſchußberatung und zu der heutigen Beſchlußfaſſung die Unterlage bildet. Magiſtrat beſchloß ſo, wie geſagt, am 13. Fe⸗ bruar und ügte gleichzeitig an ſeine ſämtlichen Stadt⸗ und Säuglingsärzte, daß fortan weitere Kranke der Säuglingsklinik in der Chriſtſtraße nicht zu überweiſen ſeien. Und nun erſt, als man ſich ſo unbedingt vor der Gefahr ſah, daß ein bewährtes Wohlfahrtsinſtitut dem Untergang geweiht ſei, ent⸗ ſtand eine lebhafte Bewegung, und zwar zunächſt einmal bei den Säuglingsärzten, die in einer Eingabe vom 19. Februar, alſo ebenfalls unmittelbar darauf, ihr lebhaftes Bedauern über dieſe Vorgänge aus⸗ ſprachen. Sie hoben hervor, daß die Verſorgung in dem Säuglingskrankenhaus in der Chriſtſtraße ſtets ausgeſeicme geweſen ſei, daß die dortigen Ein⸗ richtungen in jeder Hinſicht einwandfrei und daß den hygieniſchen Forderungen in muſtergiltiger Weiſe entſprochen worden ſei, daß nicht blos eine Milch⸗ küche beſteht, ſondern ſtets auch für das Vorhanden⸗ ſein von Ammenmilch Vorſorge getroffen ſei und daß insbeſondere das Perſonal ſpezialiſtiſch vor⸗ gebildet und außerdem in ſo reichem Maße vorhan⸗ den ſei, wie es für eine Säuglingsklinik beſonders wünſchenswert iſt. Sie baten deswegen in ihrer Petition den Magiſtrat um die weitere Erhaltung des Inſtituts, eventuell mindeſtens unter Aufrecht⸗ erhaltung des alten Pflegeſatzes von 3 . Der Magiſtrat wies, was formell gewiß zu⸗ treffend war, die Aerzte darauf hin, daß ſie ſich an die falſche Adreſſe gewandt hätten; ſie hätten an den Vorſtand der Klinik ſchreiben müſſen, damit er ſeiner⸗ ſeits dieſen Antrag ſtellte, alſo die Erhöhung von 3 %ℳ auf 3,50 ℳ nicht mehr aufrecht erhalte. For⸗ mell, ſage ich, gewiß richtig; aber es wäre wohl im Intereſſe der Sache beſſer geweſen, wenn der Magi⸗ ſtrat trotz dieſes formalen Fehlers der Säuglings⸗ ärzte direkte Verhandlungen mit dem Vorſtand der Klinik begonnen hätte. Da das nicht geſchehen war, ſtand der Etatsausſchuß, als er am 28. Februar in ſeiner letzten Sitzung den Etat verabſchiedete, noch vor der Tatſache, daß die Säuglingsklinik am 1. April zu beſtehen aufhören würde, und er ſtrich deswegen den Zuſchuß von 3000 ℳ in dem künftigen Etat. Unmittelbar darauf war aber auch in weiteren Kreiſen unter den Anhängern der Säuglingsklinik eine lebhafte Bewegung entſtanden, die dazu geführt hatte, daß private Mittel in größerem Umfange — einige 4000 bis 5000 ℳ — aufgebracht wurden, welche den Weiterbeſtand der Klinik ermöglichen ſollten. Das war ſchon bei den Fraktionsberatungen vor der Ple⸗ narſitzung, die den Etat verabſchiedete, bekannt ge⸗ worden, und z. B. in der Fraktion meiner Freunde wurde daraufhin der Beſchluß gefaßt, dem Antrage des Etatsausſchuſſes nicht zu entſprechen, ſondern die 3000 ℳ wieder einzuſtellen. Wir nahmen an, daß auf allen Seiten die Neigung beſtehen würde, ſo zu verfahren, da durch die privaten Sammlungen das Beſtehen des Inſtituts weiter geſichert ſei. Als wir indeſſen am Donnerstag, den 6. Märg, in der Pler ug den Etat berieten, waren die Meinungen dennoch verſchieden; — die Verhand⸗ ſtimmt ſind, für die Aufnahme weiterer 159 lungen ſind Ihnen noch erinnerlich. Auf der einen Seite erklärte man es für wünſchenswert, daß die Stadt auch in ihrem eigenen Intereſſe an der Er⸗ haltung des Inſtituts mitwirke, auf der anderen zweifelte man, daß trotz der Sammlungen die finan⸗ zielle Zukunft des Inſtituts dauernd ſicher geſtellt ſei, und man meinte, daß es doch wohl richtiger ſei, zunächſt die Plätze in unſerem Krankenhauſe zu belegen. In dem Ausſchuß, den Sie nun in derſelben Plenarſitzung, nicht gelegentlich der Etatsberatung, ſondern für die Vorlage vom 25. Februar einſetzten, wurde dieſe Sachlage noch einmal in ſehr langwieriger und ſchwieriger Verhandlung erwogen. Man kam bezüglich unſeres Krankenhauſes noch einmal zu der klaren Auffaſſung, daß es ſchon damals, als dieſe Säuglingsklinik gegründet war, alſo im Jahre 1907, für die Aufnahme der kranken Säuglinge genügende Vorſorge getroffen hatte. Trotzdem dies nachge⸗ wieſen⸗ war, war ſowohl die Gründung wie der Weiterbeſtand der Säuglingsklinik auf allen Seiten der ſtädtiſchen Behörden mit Anerkennung, mit In⸗ tereſſe und Sympathie aufgenommen und, wie geſagt, dauernd und in ſtets ſteigendem Maße die Aufnahme von ſtädtiſchen kranken Säuglingen in jenes Haus beliebt worden. Auch waren die Einrichtungen in unſerm Krankenhaus Weſtend, die wir kürzlich als Ergänzung beſchloſſen haben, auf alle Fälle und ohne Rückſicht auf das Weiterbeſtehen oder Richtweiter⸗ beſtehen des Säuglingskrankenhauſes in der Chriſt⸗ ſtraße notwendig geweſen. Denn wenn, wie damals in der Vorlage ausgeführt wurde — Sie erinnern ſich, Sie haben die Vorlage debattelos angenom⸗ men —, in Weſtend täglich 40 bis 45 Säuglinge untergebracht waren, ſo war es jedenfalls nötig, die Säuglingsküche zu beſchaffen und die Einrichtung einiger „Boxen“ vorzuſehen, wofür wir damals ins⸗ geſamt 15 000 ℳ bewilligt haben, und zwar für Säuglinge, die in andern Krankenhäuſern nicht be⸗ halten werden können, weil es ſich um Säuglinge handelt, die infektiös erkrankt ſind oder einer chirur⸗ giſchen Behandlung bedürfen. Es wurde im Aus⸗ ſchuß zugeſtanden, daß unſer großes modernes Kran⸗ kenhaus in mancher Hinſicht ſicherlich noch beſſer ein⸗ gerichtet ſei, als eine private Einrichtung es vor⸗ ſehen könne. Aber es wurde auf der andern Seite immer betont, daß auch der Säuglingsklinik in der Chriſtſtraße durchaus zugeſprochen werden müßte, daß ihre hygieniſchen Einrichtungen im ganzen voll⸗ kommen ausreichend und günſtig ſeien und deshalb hierin gewiß kein Grund ſei, etwa von der weiteren Belegung der Klinik Abſtand zu nehmen. Im Augenblicke haben wir außer den infektiöſen Säuglingen und denjenigen, die der chirurgiſchen Be⸗ handlung bedürfen, auch noch eine ganze Abteilung mit Säuglingen im Krankenhauſe Weſtend, die mit Ernährungsſtörungen behaftet ſind. Ich kann nach privater Information ſagen, daß dieſe Abtei⸗ lung — es iſt eine Etage in dem Pavillon der inneren Abteilung — voll belegt iſt, ſo⸗ duß ſchon jetzt, noch am Ende des Winters und Beginn des Frühjahrs, wenn etwa ein größerer Zuſtrom von Säuglingen nach Weſtend notwendig ſein ſollte, Verlegenheiten entſtehen könn⸗ ten, — allerdings Verlegenheiten, denen die Verwal⸗ tung ohne weiteres gerecht werden könnte: ſie würde Zimmer, die für die Aufnahme von 12. be⸗ iglinge bequem aptieren können. Aber man denke nur an