160 die heißere Jahreszeit mit ihrer beträchtlichen Steige⸗ rung der Säuglingskrankheiten! Sie erſehen daraus, daß Reſerven für die Stadt ſehr erwünſcht ſind, und das iſt ſicher ein weiterer Grund, um die einmal be⸗ ſtehenden Einrichtungen für die Verpflegung von Säuglingen auch fernerhin mit unſerem vollen In⸗ tereſſe zu begleiten. Es liegt einſtweilen durchaus im ſtädtiſchen Intereſſe, die beſtehenden Säuglings⸗ Kliniken, ſowohl die in der Chriſtſtraße wie das Säuglingsheim Weſtend, wie die Muſteranſtalt des Kaiſerin Auguſta⸗Hauſes, zu erhalten. Es beſteht in mediziniſchen Kreiſen kein Zweifel — und die ganze Bewegung zur Errichtung von Säuglingskrankenhäuſern hat das zum Ausdruck ge⸗ bracht —, daß, ſo gut auch die hygieniſchen Einrich⸗ tungen in den modernen großen Krankenhäuſern ſind und ſo ſehr ſie in mancher Hinſicht vielleicht Gelegen⸗ heit geben, noch ein Plus an Vorteilen zu gewähren, doch die Wartung und Verſorgung von Säuglingen in großen, allgemeinen Krankenhäuſern ihre Schwie⸗ rigkeiten hat und vielmehr beſondere Maßnahmen erfordert. Ich muß wiederholen, daß man im Ausſchuß allgemein der Anſicht war — Sie erſehen aus der Ihnen vorliegenden Druckſache, daß die Beſchlüſſe des Ausſchuſſes einſtimmig gefaßt worden ſind und daß die Vertreter aller Parteien darin ein es Sinnes waren —, daß es in der Tat ein ſtädtiſches Intereſſe iſt, ſich ſolche Ventile zu erhalten, und daß es auch in gewiſſer Weiſe eine Dantoarkeits⸗ oder eine Anſtandspflicht gegenüber den beſtehenden Einrich⸗ tungen, die ſolange zu unſerm Beſten gewirkt haben, iſt, wenn wir ſie unſererſeits nicht im Stich laſſen. Es wäre eine Diskreditierung dieſes Inſtituts, an dem bis jetzt niemand gemäkelt hat, und eine Dis⸗ kreditierung der dortigen Aerzte, wenn wir es fallen ließen. Freilich kann das Inſtitut nur beſtehen, wenn der Magiſtrat von ſeinem Standpunkt, die weitere Zuführung von kranken Säuglingen zu in⸗ hibieren, zurücktritt. Es iſt nur möglich, daß das Haus ſich hält, wenn es weiter ſtädtiſche Kranke zu⸗ geführt bekommt. Aber da wir, wie ich ausgeführt habe, jederzeit und beſonders in der heißeren Jahres⸗ zeit in die Lage kommen können, einer größeren Zahl von Plätzen in Säuglingskrankenhäuſern zu bedürfen, ſo iſt es doch recht erwünſcht, daß wir in der Tat demgemäß verfahren. Ich muß auch darauf hinweiſen, daß, wenn die Säuglingsabteilung im Krankenhaus Weſtend tat⸗ ſächlich erweitert werden ſollte und müßte, Sie darauf rechnen können, daß noch mit einem weit größeren Bedarf, weit über das Maß des im Etat Vorhan⸗ denen hinaus an Sie herangetreten werden wird. Denn die Schweſternzahl würde für die Wartung von Säuglingen einen weit größeren Umfang an⸗ nehmen müſſen, als ſie ſonſt für die Krankenwartung im großen und ganzen erforderlich iſt. Schon daraus würde ſich gewiß eine beträchtliche Koſtenerhöhung ergeben. So war man alſo im Ausſchuß einig in der Mei⸗ nung, daß es gelte, das beſtehende Inſtitut doch nicht ſinken zu laſſen und, ſolange es ſich eben erhalten könne, es auch andererſeits weiter zu ſubventionieren, ihm alſo die Ueberweiſung von kranken Säuglingen und die 3,25 ℳ, die es bisher pro Tag bekommen hat — die 3 ℳ pro Tag und Kopf der überwieſenen Säuglinge und die eine Viertelmark, die ſich aus der Berechnung der 3000 ℳ ergibt, die wir immer in den Etat eingeſtellt hatten und die diesmal ſeit Sitzung vom 19. März 1913 Jahren das erſte Mal im Etat fehlt —, weiter zu ge⸗ währen. Der Ausſchuß hat deshalb beſchloſſen, in erſter Linie — wenn der Beſchluß auch an zweiter Stelle ſubſumiert iſt — den Magiſtrat zu bitten, in Ver⸗ handlungen mit dem Vorſtand der Klinik auf Wieder⸗ herſtellung des früheren Verhältniſſes einzutreten, ſo daß alſo unter Fallenlaſſen der Forderung des Vorſtandes auf Erhöhung des Tagesbeitrages doch die alten Zuſtände wiederhergeſtellt werden. Da nun aber gegenwärtig, bis dieſe Verhandlungen zu einem, wie wir hoffen, allgemein befriedigenden Abſchluß geführt haben, eine Leere inſofern entſteht, als zur⸗ zeit verminderte Einnahmen durch die geringere Aufnahme von Säuglingen vorhanden ſind, die Aus⸗ gaben aber, die ein derartiges Inſtitut immerhin täglich zu leiſten hat, weiter beſtehen, ſchlägt Ihnen der Ausſchuß vor, wie es der Magiſtrat urſprünglich beantragt hat, dem Inſtitut 30 ℳ pro Tag weiter zu gewähren, und zwar längſtens bis zum 30. April. Jeder Tag aber, den der Magiſtrat durch die Wieder⸗ herſtellung des früheren Verhältniſſes gewinnen wird, erſpart uns Geld, da für ihn die Koſten von 30 % fortfallen. Ich glaube, meine Herren, daß auch Sie wie der Ausſchuß einig in Ihrer Beſchlußfaſſung ſein wer⸗ den, ſo zu verfahren, und ich wünſche nur, daß dieſe Verhandlungen zu einem baldigen guten Ende führen, und daß die privaten Gönner ihr Intereſſe nicht nur für dieſes Jahr, ſondern auch künftig der Säuglingsklinik Aee werden. (Bravo!) Stadtrat Dr Gottſtein: Nachdem dieſe Ange⸗ legenheit die vorige Sitzung der Stadtverordneten⸗ verſammlung eingehend beſchäftigt hat und im Aus⸗ ſchuß in mehrſtündiger Beratung beraten wurde, be⸗ abſichtige ich nicht, auf die ausführliche geſchichtliche Darſtellung des Herrn Stadtv. Dr. Lands⸗ berger ebenſo ausführlich einzugehen, obgleich ich überzeugt bin, daß die eine oder andere Einzelheit, in einem anderen Licht dargetan, Ihnen etwas an⸗ ders erſcheinen könnte, als ſie von dem Herrn Refe⸗ renten ſeiner beſten Auffaſſung gemäß hier darge⸗ ſtellt worden iſt. Da dieſe Einzelheiten bis auf zwei Punkte mir aber unweſentlich erſcheinen, das Er⸗ gebnis aber in der Hauptſache dadurch unberührt bleibt, erſpare ich ſie mir und möchte nur auf dieſe beiden Punkte hinweiſen. Der erſte Punkt iſt der folgende. Herr Dr Landsberger ſprach davon, der Magiſtrat ſolle doch jene Klinik nicht fallen laſſen. Im Ausſchuß iſt ja ausführlich darauf hingewieſen wor⸗ den, daß damals, als Ihnen jene Vorlage in der vorigen Sitzung ſchon gedruckt vorlag, nicht der Ma⸗ giſtrat die Klinik hat fallen laſſen wollen, ſondern umgekehrt eine Erklärung des Vorſtandes vorlag, daß er den Betrieb der Klinik ſpäteſtens am 31. März einzuſtellen beabſichtige. Nur infolge dieſes Be⸗ ſchluſſes wurde es nötig, die Klinik nicht in dem bis⸗ herigen Umfange weiter belegen zu laſſen, und daraus erklärt ſich unſere Verfügung an die Säug⸗ lingsärzte, keine Patienten mehr dorthin zu ſchicken. Es geſchah dies alſo nicht in der Abſicht, die aus den Worten des Herrn Stadtv. Dr Landsberger, wenn auch in unbeabſichtigter Weiſe, hervorgehen könnte, die Klinik fallen zu laſſen, um ſeine eigenen Worte zu gebrauchen.