Sitzung vom 19. März 1913 Ferner hat er davon geſprochen, er hätte es lieber geſehen, wenn der Magiſtrat die An⸗ träge der Säuglingsärzte nicht ſo for mal behandelt hätte. Ich möchte wiſſen, da wir nur mit dem Vor⸗ ſtande darüber zu verhandeln in der Lage waren, ob er ſeine bisherigen Bedingungen aufrecht erhält oder nicht, welchen andern Weg zu beſchreiten überhaupt möglich geweſen wäre als dieſen, den er jetzt als for⸗ mal und nicht ganz zweckmäßig bezeichnet. Ich habe gegenüber dieſen Ausführungen nur noch die Erklärungen des Magiſtrats abzugeben. Als uns die Mitteilung des Vorſtandes zugegangen war, daß er infolge der Ablehnung ſeines Erhöhungsantrages die Klinik zu ſchließen beabſichtigte, war es unſere Pflicht, zu prüfen, ob und in welchem Umfange das Krankenhaus Weſtend und die anderen hier beſtehen⸗ den Einrichtungen zur Unterbringung von Säuglin⸗ gen ausreichend ſeien, um die bisher der Säuglings⸗ klinik in der Chriſtſtraße überwieſenen Säuglinge dort aufzunehmen. Das Ergebnis unſerer Unter⸗ ſuchungen ging dahin, daß die Einrichtung in Weſtend unter Hinzuziehung dieſer anderen in Charlotten⸗ burg vorhandenen Einrichtungen vollkommen aus⸗ reiche, um dieſe Unterbringung zu gewährleiſten. Wir halten nach wie vor an dieſer Auffaſſung feſt, erkennen aber an, daß durch den Antrag des Vorſtandes, der bei uns einging, als die Vorlage ſchon in Ihren Händen war, die Sachlage eine etwas andere geworden iſt. Durch den Antrag des Vor⸗ ſtandes, daß er bereit ſei, die Säuglinge zu dem Satze, den wir früher gezahlt haben, wieder aufzu⸗ nehmen und unterzubringen, und bei der hierdurch, wie wir anerkennen, in der Tat veränderten Sachlage iſt die Möglichkeit gegeben, mit dem Vorſtand wegen der weiteren Belegung der Klinik in Unterhandlung zu treten oder dies wenigſtens bei dem Magiſtrat zu befürworten. Bürgermeiſter D. Maier: Meine Herren! Ich möchte lediglich folgende Feſtſtellungen treffen. Es iſt auch von dem Herrn Referenten nicht beſtritten worden, daß im Charlottenburger Krankenhaus hin⸗ reichender Platz für die Unterbringung ſämtlicher Säuglinge, die wir aus Gründen der Geſundheit in einem Krankenhaus unterzubringen verpflichtet ſind, vorhanden iſt. Wenn nun, trotz de m ſtädti ſche Einrichtungen zur Unterbringung von Säuglingen vorhanden ſind, der Wunſch ſeitens der den Sparſamkeitsſtandpunkt gerade in letzter Zeit betonenden Stadtverordneten⸗ verſammlung ausgeſprochen wird, daß wir neben den ſtädtiſchen Einrichtungen aus idealen Rückſichten eine private Säuglingsklinik weiter erhalten und unterhalten ſollen, ſo iſt, nachdem von der privaten Säuglingsklinik der Preis für die Unterbringung eines Kindes von 3,50 ℳ auf 3 ℳ herabgeſetzt iſt, zwar die prinzipielle Bedeutung der Sache dadurch herabgemindert; aber, meine Herren, ich muß zur Klarſtellung hervorheben, daß die Stadtverordneten⸗ verſammlung auch in dieſem Falle diejenige iſt, die wünſcht, daß wir trotz des Vorhandenſeins hin⸗ reichender ſtädtiſcher Einrichtungen private Einrich⸗ tungen auf ſtädtiſche Koſten weiter pflegen. Ich gebe ohne weiteres zu, daß ideale Geſichtspunkte im Sinne des Herrn Berichterſtatters vorhanden ſind, und wir werden dieſe Geſichtspunkte und den Wunſch der Stadtverordnetenverſammlung bei der Prüfung der Sachlage im Magiſtrat natürlich noch einmal würdi⸗ gen. Ein Beſchluß des Magiſtrats liegt aber gegen⸗ 161 über dem Vorſchlag des Ausſchuſſes nicht vor, und ich kann infolgedeſſen heute eine Erklärung darüber nicht abgeben, welche Stellung der Magiſtrat zu dem Wunſche der Stadtverordnetenverſammlung einneh⸗ men wird. Berichterſtatter Stadtv. Dr Landsberger (Schluß⸗ wort): Ich hoffe, daß, wenn auch ein Magiſtrats⸗ beſchluß nicht vorliegt, der Magiſtrat ſich doch ent⸗ ſprechend der Auffaſſung, die von Herrn Stadtrat Dr. Gottſtein geäußert worden iſt, in der Tat auf den Boden ſtellen wird, die Verhandlungen wieder aufzu⸗ nehmen, die, wie ich hoffe, zu dem von uns ge⸗ wünſchten Ziele gelangen, wenn ſie von beiden Seiten in wohlwollender Weiſe geführt werden. Gegenüber den Ausführungen des Herrn Bür⸗ germeiſters halte ich mich aber doch für verpflichtet, zu ſagen, daß auch ich hervorgehoben und nicht be⸗ ſtritten habe, daß die Einrichtungen in Weſtend für die Aufnahme von kranken Säuglingen einſtweilen ausreichen. Ich habe aber auch geſagt, daß mir be⸗ kannt iſt, daß gegenwärtig die Säuglingsſtation, ſo⸗ weit ſie bisher nicht ſchon für die Aufnahme von chirurgiſchen und Infektionskranken nötig war, voll belegt iſt, ſodaß wir jeden Tag, zumal in Jahres⸗ zeiten, die größere Anforderungen an uns ſtellen, doch in Verlegenheit kommen können, und daß es deshalb ein lebhaftes Intereſſe der Stadt iſt, ſich die Ventile, die glücklicherweiſe einmal beſtehen, zu erhalten. Wir ſollten uns freuen, daß wir die drei privaten Inſtitute in unſerer Stadt Charlottenburg beſitzen. Auch vom Standpunkte der Sparſamkeit ſehe ich keinen Grund, dem Ausſchußbeſchluſſe nicht zuzu⸗ ſtimmen. Es entſteht keine Mehrausgabe dadurch, daß wir dieſes Privatinſtitut durch die Zuweiſung von Säuglingskranken zu erhalten ſuchen. Denn die Koſten, die unſererſeits dort für jeden Tag und Säug⸗ ling aufzuwenden ſind, würden uns bei der Aufnahme in dem ſtädtiſchen Krankenhaus in mindeſtens der gleichen Höhe erwachſen. Ich habe Ihnen ſchon ge⸗ ſagt, daß die Aufwendungen bei der Aufnahme einer größeren Anzahl von Säuglingen beſtimmt ſteigen werden. Alſo auch vom Standpunkt der Spar⸗ ſamkeit iſt unſer Beſchluß, wie ich nur ſagen kann, ein wohlerwogener, und ich hoffe, daß er in vollem Maße Berückſichtigung findet. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Ausſchuſſes, wie folgt: a) Der Charlottenburger Säuglingsklinik, Chriſt⸗ ſtraße 9, wird für die Zeit vom 13. Februar 1913 ab bis zu dem Tage, wo Neuaufnahmen in der früheren Weiſe erfolgen können, jedoch längſtens bis zum 30. April 1913, ein Zuſchuß zu den Betriebskoſten von täglich 30 ℳ ge⸗ währt. 5) Der Magiſtrat wird erſucht, mit dem Vorſtande der Säuglingsklinik wegen Fortſetzung des bis⸗ herigen Verhältniſſes in Verhandlungen zu treten und hierüber der Stadtverordnetenver⸗ ſammlung eine Vorlage bzw. Mitteilung zu machen.) Vorſteher Dr. Frentzel: Punkt 4 der Tagesord⸗ nung: Vorlage betr. Wahl des Erſten Bürgermeiſters. Druckſache 76. Stadtv. Otto: Meine Herren! Im Namen mei⸗ ner Freunde habe ich zu dieſer Vorlage zwei Anträge