172 haben. Nun hat mir Herr Stadtv. Hirſch in einem Schreiben, das ich heute früh bekommen habe, mit⸗ geteilt, es ſei ihm von einem Ausgeſperrten die Mit⸗ teilung geworden, daß der Arbeitsvermittler aus⸗ drücklich gefragt hätte, ob nichtorganiſierte Maler da ſeien, und daß er die Leute, wenn ſie dieſe Frage bejahten, zurückgewieſen, wenn ſie ſie verneinten, dagegen ihnen Arbeit nachgewieſen habe. Bei uns beſteht die Anweiſung, daß einfach im Warteraum mitgeteilt wird: es werden ſo und ſo viele Gehilfen geſucht, und zwar wird für ſo und ſo viele Stellen ver⸗ langt, daß die Arbeitſuchenden nicht organiſiert ſind. Wer ſich dann für dieſe Stellen meldet, wird zu dem betreffenden Arbeitgeber ohne weitere Nach⸗ frage geſchickt, und wenn ſich da einer einſchleicht, der ſich für dieſe Stellung meldet, obwohl er orga⸗ niſtert iſt, nun, dann iſt das ſeine Sache; darum kümmert ſich der Arbeitsnachweis natürlich nicht. Die gegenteilige Behauptung muß ich hier bis auf weiteres als unrichtig zurückweiſen, und ich be⸗ daure, daß Herr Stadtv. Hirſch mir das Material, von dem er in ſeinem Briefe ſo ſummariſch ſchreibt, bis heute früh nicht ſchon zugängig gemacht hat; dann hätte ich die einzelnen Fälle bereits nachprüfen können. So blieb mir nichts übrig, als heute früh noch einmal nach dem Arbeitsnachweis zu gehen und ſowohl den Inſpektor als den beſonders mit der Ver⸗ mittlung der gelernten Arbeiter beſchäftigten Ver⸗ mittler zu fragen, wie ſich die Sache verhält. Beide haben mir übereinſtimmend verſichert, daß ein anderes Verfahren als das von mir als den Grund⸗ ſätzen entſprechend charakteriſierte nicht geübt worden ſei, daß keiner von ihnen auch nur einen Arbeit⸗ ſuchenden gefragt hätte, ob er organiſiert ſei oder nicht, und daß es noch viel weniger vorgekommen ſei, daß irgendein organiſierter Arbeiter vom Ar⸗ beitsnachweis ausgeſchloſſen ſei. Meine Herren, es iſt ferner geſagt worden, daß immer nur unorganiſierte Arbeiter verlangt würden. Auch dieſe Behauptung ſtimmt nicht. Seit dem 1. März, ſeitdem die Ausſperrung im Malergewerbe beſteht, ſind bei uns 62 offene Stellen von 38 Meiſtern, die keine Bedingungen geſtellt haben und denen infolgedeſſen auch Arbeitnehmer ohne jede Be⸗ dingung in bezug auf die Organiſationszugehörigkeit überwieſen worden ſind, angemeldet worden. Auf dieſe Weiſe ſind 60 Stellen beſetzt worden. Nur 9 offene Stellen ſind überhaupt in dieſer ganzen Zeit von 5 Meiſtern angemeldet worden, die ausdrücklich nichtorganiſierte Gehilfen beſtellten. Auf dieſe An⸗ meldungen ſind im ganzen 5 Gehilfen überwieſen worden. Alſo für 5 überwieſene Gehilfen iſt die allgemeine Bedingung mitgeteilt worden, es ſollten unorganiſierte ſein, und von dieſen 5 Gehilfen ſind 4 eingeſtellt worden. Das iſt alles, was vorge⸗ kommen iſt. (Stadtv. Hirſch: Sie ſind doch gefragt worden!) — Sie ſind nicht gefragt worden, ſondern es iſt — ich wiederhole es — im Warteraum mitgeteilt worden: es werden Gehilfen in der und der Zahl geſucht, und zwar ſollen es unorganiſterte ſein. Alſo, meine Herren, dieſes Vorgehen entſpricht den Grundſätzen des Arbeitsnachweiſes und meiner feſten Ueberzeugung nach dem, was man mit Recht als unparteiiſch bezeichnen kann, wenn man nicht auf einem einſeitigen Standpunkt ſteht. (Stadtv. Hirſch: Wie Sie!) Sitzung vom 19. März 1913 Ich bitte und hoffe, daß die Mehrheit dieſer Ver⸗ ſammlung anerkennen wird, daß das in der Tat der unparteiiſche Standpunkt iſt, und nichts dagegen haben wird, daß wir in dieſer Weiſe weiter ver⸗ fahren. Ich verſichere ferner, daß, ſoweit ich in der Lage war, Erkundigungen einzuziehen, gegen dieſe Grundſätze in unſerem Arbeitsnachweis nicht ver⸗ ſtoßen worden iſt. Sollten den Herren wirklich ein⸗ zelne Fälle bekannt ſein, in denen gegen dieſe Grund⸗ ſätze verſtoßen worden iſt, ſo iſt meiner Anſicht nach dafür nicht der geeignete Weg, hier einen ſolchen An⸗ trag zu ſtellen, (Sehr richtig! bei den Liberalen.) ſondern da gibt es den Weg der Beſchwerde, auf dem Remedur eintreten kann. (Sehr richtig! bei den Liberalen — Stadtv. Dr. Crüger: Dann erfährt die Oeffentlichkeit ja nichts davon!) Stadtv. Dr Stadthagen: Meine Herren! Wir ſind, glaube ich, hier nicht in der Lage, über den gegenwärtig herrſchenden Malerſtreik in eine ein⸗ gehende Erörterung einzutreten und irgendwie zu beurteilen, auf welcher Seite Recht oder Unrecht liegt. Nach den Erklärungen des Herrn Stadtrats Spiegel iſt aber von unſerem Arbeitsnachweis immer ſo unparteiiſch verfahren worden, wie wir es von ihm erwarten und hoffen, und ich glaube, wenn anders verfahren würde, wenn etwa ſo verfahren würde, wie es vorhin von Herrn Kollegen Hirſch angedeutet wurde, darin zum Teil, wie Herr Stadtrat Spiegel ſchon ausgeführt hat, eine Sperre der Unternehmer liegen würde. Das liegt aber nicht im allgemeinen Intereſſe; das Intereſſe der Geſamtheit der Bürger erfordert naturgemäß immer, daß unſer Arbeitsnach⸗ weis in unparteiiſcher Weiſe gehandhabt wird und dadurch eine Minderung der Schäden und der Un⸗ annehmlichkeiten, die jeder Streik mit ſich bringt, ermöglicht wird. Meine Herren! So iſt nach den Erklärungen, die wir gehört haben, von unſerem Arbeitsnachweis verfahren worden, und daher liegt meines Erachtens gar kein Grund vor zu dem Antrag. Ich würde in der Annahme des Antrages eigentlich ein Miß⸗ trauensvotum gegen den Magiſtrat erblicken müſſen. Da wir aber keinen Anlaß zu einem Mißtrauens⸗ votum gegenüber der bisherigen Handhabung haben, ſo möchte ich bitten, den Antrag Hirſch und Genoſſen abzulehnen. Stadtv. Dr Rothholz: Meine Herren! Ich muß ſagen, es tut mir leid, daß dieſer Antrag von der ſozialdemokratiſchen Partei als dringlicher Antrag eingebracht wurde. Die Herren Sozialdemokraten ſind ſelbſtverſtändlich auf dieſes Thema vorbereitet. (Rufe: Lauter!) Sie können aber nicht von jedem Stadtvertreter ver⸗ langen, daß er die ganze Materie ſo beherrſcht, wie die Herren, die ſich darauf vorbereitet haben. Im übrigen muß ich als Mitglied der Deputation für den Arbeitsnachweis auch feſtſtellen, daß der Arbeits⸗ nachweis K. unparteiiſch in ſeinen Vermitt⸗ lungen vorgeht.