176 Denn genau ſo, wie Herr Kollege Hirſch uns hier mit der Sache beſchäftigt, hätte er ja zunächſt Herrn Stadtrat Spiegel mit der Angelegenheit befaſſen können, (Stadtv. Hirſch: Habe ich jal) hätte er Herrn Stadtrat Spiegel das Material, das er ihm jetzt geben will, vorher geben können. Herr Stadtrat Spiegel hätte dann die Angelegenheit un⸗ terſucht und wir hätten die Wahrheit erfahren. (Sehr richtig!) Das wäre meines Erachtens zu machen geweſen, wenn es ſich für die Herren der ſozialdemokratiſchen Frak⸗ tion um die Sache und nicht darum gehandelt hätte, hier nur eine große Aktion auf Grund von Materialien in Szene zu ſetzen, die wir nicht nach⸗ zuprüfen in der Lage ſind. (Sehr richtig!) Genau ſo ſind wir nun aber auch in der Zwangslage, zu erklären: erſt muß der Beweis erbracht werden. Es iſt von Herrn Kollegen Hirſch mit Bezug auf meine Freunde behauptet worden, daß ſie erklärt hätten, ſich um derartiges überhaupt nicht zu beküm⸗ 11 d. h. alſo, für ſolche Vorgänge kein Intereſſe zu haben. (Stadtv. Hirſch: Sie haben es ja ſelbſt zugegeben!) Vorſteher Dr Frentzel (unterbrechend): Ich muß Sie bitten, derartige Zwiſchenrufe zu unterlaſſen. Stadto. Dr Crüger (fortfahrend): Ich bin der Meinung, daß Sie, wenn Sie nachher im Steno⸗ gramm die Zwiſchenbemerkung vorfinden, ſich ſelbſt an den Kopf faſſen und ſagen werden: es tut mir leid, daß die Erregung ſo mit mir durchgegangen iſt. Wenn Sie die Rede der Herren Vorredner, insbe⸗ ſondere die Rede des Herrn Kollegen Dr Rothholz leſen, dann werden Sie ſich zweifellos davon über⸗ zeugen, daß Herr Kollege Rothholz mit keinem Wort darauf hingewieſen hat, daß wir uns etwa um der⸗ artige Dinge nicht kümmerten; nicht einmal ein Miß⸗ verſtändnis iſt hier möglich. Und da verlangen Sie nun von uns, daß wir allen Ihren Ausführungen ohne weiteres Glauben ſchenken! Genau ſo, wie Sie uns hier mißverſtehen, bleibt ja auch die Möglichkeit offen, daß Sie die Ausführungen, die Ihnen von draußen übermittelt werden, mißverſtehen, (Heiterkeit.) und ich glaube, wir haben allen Grund dazu, Ihnen hier ein gewiſſes Mißtrauen entgegenzubringen, wenn wir am eigenen Körper ſo traurige Erfahrungen mit Ihnen machen. (Heiterkeit. — Stadtv. Hirſch: Das ſind doch Phraſen, weiter nichts!) Vorſteher Dr Frentzel (unterbrechend): Derar⸗ tige Zwiſchenrufe ſind unzuläſſig. Stadtv. Dr Crüger (fortfahrend): Ach, laſſen Sie ihn doch! — Herr Kollege Hirſch ſagt: Phraſen. Sitzung vom 19. März 1913 Er nimmt für ſich in Anſpruch, daß er die anderen Kollegen in der Stadtverordnetenverſammlung brüs⸗ kiert und in ſchärfſter Weiſe herunterreißt, (Sehr richtig!) und wenn man ihm in der höflichſten und liebens⸗ würdigſten Weiſe zuredet, nimmt er es übel. Wenn Herr Kollege Hirſch uns gegenüber einen anderen Ton anſchlagen will, würden wir uns beſſer verſtän⸗ digen, und es würde der Sache dienlicher ſein. Der Sache, die Sie hier vertreten wollen, dienen Sie nicht, indem Sie uns in jenen Kreiſen zu diskredi⸗ tieren ſuchen; Sie werden doch kein Glück damit haben. Die Grundſätze, die von Herrn Stadtrat Dr. Spiegel vorgebracht ſind, werden von uns allen ge⸗ billigt, und ich meine, ſie müßten auch von den Herren der ſozialdemokratiſchen Fraktion gebilligt werden; denn das ſind die Grundſätze des paritä⸗ tiſchen Arbeitsnachweiſes. Geſetzt ſelbſt den Fall, daß Fehler vorgekommen ſind, — ich glaube, im ſozial⸗ demokratiſchen Zukunftsſtaat wird auch das Unglück paſſieren, daß Fehler gemacht werden —, auch hier wird mit Menſchen gearbeitet, und warum ſollen nicht auch hier Fehler gemacht werden? Die Hauptſache iſt nur, daß von der zuſtändigen Stelle Remedur geſchaffen wird, wenn ihr das Material unterbreitet wird. Die Erklärungen, die der Magiſtrat uns unter⸗ breitet hat, müſſen uns meiner Meinung nach voll⸗ ſtändig genügen, und wir haben nicht die geringſte Veranlaſſung, den Herren, die eben vom Magiſtrats⸗ tiſch aus geſprochen haben, auch nur das geringſte Mißtrauen entgegenzubringen. (Sehr richtig!) Ich glaube, wir haben hier Sozialpolitiker vor uns, deren Vergangenheit wirklich die weitgehendſte Ga⸗ rantie dafür bietet, daß ſie alles dafür einſetzen wer⸗ den, um paritätiſche Arbeitsnachweiſe aufrecht zu erhalten. (Bravo!) Es bleibt von dem ganzen Antrag, den die Herren der ſozialdemokratiſchen Fraktion eingebracht haben, tatſächlich nichts anderes übrig, als daß ſie ſich durch die Erklärungen vom Magiſtratstiſch aus, die ihnen geſagt haben, daß man da, wo irgend welche Mängel ſich gezeigt haben, Abhilfe ſchaffen wird, die Abfuhr zugezogen haben, die Sie wirklich, glauben Sie mir, mit Recht verdient haben. (Lebhafter Beifall.) Stadtrat Dr. Spiegel: Meine Herren! Nur noch wenige Worte zur Aufklärung! Der Herr Bür⸗ germeiſter hat ſchon das betont, was Herr Stadtv. Hirſch aus meinen Worten anſcheinend nicht mit ge⸗ nügender Deutlichkeit herausgehört hat. (Stadtv. Hirſch: Der Herr Bürgermeiſter hat das Gegenteil von dem geſagt, 4 Sie in der Praxis 4 tun! — Das habe ich nicht verſtanden. — Der Herr Bür⸗ germeiſter hat noch einmal unterſtrichen, was ich ſchon