178 Wenn man mit einem derartigen Vorwurfe kommt, ſoll man ſich hinterher nicht beklagen, daß man die verdiente Antwort darauf erhält. „Quis tulerit Gracchos“. Sie ſuchen Ihr Vorgehen zu entſchuldigen, Sie ſagen, es hätte niemand erklärt, daß Sie ſich um der⸗ artige Dinge nicht kümmerten. Ja, Herr Kollege Rothholz hat ausdrücklich geſagt, es tue ihm leid, daß er vorhin für die Dringlichkeit geſtimmt habe. (Widerſpruch.) — Jawohl, dann leſen Sie Ihre Rede durch! (Zuruf des Stadtv. Dr. Rothholz.) — Das iſt doch dasſelbe: es tut Ihnen leid, daß Sie vorhin nicht der Dringlichkeit widerſprochen haben. (Widerſpruch und Unruhe.) — Es iſt dasſelbe, und zwar haben Sie als Grund dafür hinzugefügt: weil Sie ſich nicht ſo genau über die Sache informieren können, nicht ſo genau mit dieſen Verhältniſſen vertraut ſind wie wir. (Erneuter Widerſpruch bei den Liberalen.) Sie haben alſo das zugegeben, was ich geſagt habe. (Widerſpruch und Zurufe bei den Liberalen.) — Ach, Herr Kollege Meyer, die 1. des 4 4. Rothholz muß wirklich ſehr ſchlecht ſein, wenn Sie ſich auch noch zu ſeinem Verteidiger aufwerfen. (Heiterkeit.) Sie brauchen nur das unkorrigierte Stenogramm nachzuleſen, dann werden Sie ja wiſſen, was Sie ge⸗ ſagt haben. Herr Kollege Crüger meint, ſein Standpunkt ſei gerecht, er prüfe alles, während wir einſeitig vor⸗ gehen. Das ſtimmt nicht. Wir haben uns bemüht, Klarheit in die Sache hinein zu bringen. Sie aber wollen keine Klarheit, Sie wollen den Magiſtrat vor einem Mißtrauensvotum bewahren, und deswegen nehmen Sie an: was die Sozialdemokraten ſagen, iſt 10 „und was der Magiſtrat ſagt, iſt wahr. err Stadtrat Dr Spiegel warf mir vor, daf ich ihn nicht genügend vorher informiert, ihm nicht die Namen angegeben hätte. Ich habe mich beeilt, Sie ſo ſchnell zu informieren, wie es mir möglid war, telephoniſch und brieflich. Aber die Namen, die mir mitgeteilt worden ſind, kann ich doch nicht eher angeben, als bis mir das Recht erteilt iſt, ſie zu nennen. (Unruhe und Zurufe.) Das Weſentlichſte bei der ganzen Sache iſt mei⸗ ner Meinung nach die Erklärung des 1. ürger⸗ meiſters. Wenn im Sinne dieſer Erklärung gehan⸗ delt wird, dann kann man ſagen, daß unſer Arbeits⸗ nachweis wirklich unparteiiſch vorgeht. Aber leider iſt zwiſchen der Erklärung des Bürgermeiſters und den Ausführungen des Herrn Stadtrats Spiegel ein klaffender Widerſpruch. Herr Stadtrat Spiegel hat ausdrücklich geſagt: Wenn Unorgarniſierte von den Unternehmern verlangt werden, dann weiſen wir Situng vom 19.2 Mürz 1013 ſie ihnen nach. Wenn ſie den Unternehmern Unor⸗ ganiſierte nachweiſen wollen — das haben Sie mir auch ſelbſt geſchrieben, Sie brauchen wirklich nicht den Kopf zu ſchütteln, leſen Sie nur Ihren Brief! — Wenn Sie den Unternehmern Unorganiſierte nach weiſen wollen, wie wollen Sie denn erfahren, ol die Arbeiter organiſiert ſind oder nicht? — Doch nur dadurch, daß Sie ſie fragen. (Unruhe und Rufe: Schluß!) Wenn Ihnen da nicht ein Lapſus unterlaufen iſt, dann ſteht dieſe Erklärung von Ihnen im Wider⸗ ſpruch mit der des Herrn Bürgermeiſters; das ge⸗ rade iſt es, was ich als unparteiiſch nicht anſehe. Herr Stadtrat Spiegel meinte — wahrſchein⸗ lich, um mich bloßzuſtellen —, ich ſei falſch infor miert über die Handhabung im Arbeitsnachweis, weil ich eine beſtimmte Frage an ihn gerichtet habe. Ich kann Herrn Statdrat Spiegel nur erwidern, daß er falſch gehört hat, was ich geſagt habe. Ich habe nicht efragt, ob ſich der Arbeitsnachweis erkundigt, ob die erhältniſſe bei den Arbeitgebern gut ſind, ſondern ich habe gefragt, ob etwa, wenn die Arbeitnehmer kommen und ſagen: wir wollen eine Stelle nachge⸗ wieſen haben, wo die Lohn⸗ und Arbeitsverhältniſſe gut ſind —, dann der Arbeitsvermittler zu den Ar⸗ beitgebern, die einen Geſellen haben wollen, auch ſagt: ja, ich vermittle aber nur Geſellen bei Unternehmern, wo dieſe Verhältniſſe ſo und ſo ſind. Das war meine Frage; das iſt etwas weſentlich anderes, als Herr Stadtrat Spiegel geſagt hat. (Unruhe.) Nun, meine Herren, liegt Ihnen ja daran, volle Klarheit zu ſchaffen. Auch mir liegt daran. Wir haben nicht die Abſicht, hier nur Propaganda für irgendeine Sache zu machen, ſondern wir haben das lebhafte Beſtreben, volle Klarheit in die Sache zu bringen. Deswegen beantrage ich, daß über unſern Antrag noch eine zweite Leſung ſtattfindet, (Rufe: Achl) und zwar erhebe ich namens meiner Freunde gleich⸗ zeitig dagegen Widerſpruch, daß die zweite Leſung in der heutigen Sitzung erfolgt. Sie wird dann in einer ſpäteren Sitzung erfolgen, und bis dahin wird der Magiſtrat Gelegenheit haben, die Fälle zu un⸗ terſuchen. Wenn ſich dann auch nur in einem Falle die Wahrheit herausſtellt — wir bitten aber um eine objektive Unterſuchung, zu der auch die Arbeiter hin⸗ zugezogen werden —, dann hoffe ich, daß der Ma⸗ giſtrat die Erklärung abgeben wird, daß nicht in allen Fällen unparteiiſch verfahren iſt. Wenn der Magiſtrat dieſe Erklärung abgibt, dann werden wir uns vorbehalten, unſern Antrag eventuell zurück⸗ zuziehen. Stadtrat Dr : Meine Herren! Herr Stadtv. Hirſch hat 95 auf den Brie en, den ich ihm gccten habe. 1 Um keine (4 auf⸗ kommen zu laſſen, 1. ich feſtſtellen, 1 4 Stadtv. Hirſch meinen Brief nicht richtig gel at. Es ſteht in meinem Briefe nicht, daß, wenn unor⸗ ganiſierte Arbeiter verlangt werden, nur ſolche nach⸗ gewieſen werden, ſondern es ſteht wörtlich darin: „Wenn ein Arbeitgeber ausdrücklich nur unorgani⸗