Sitzung nom licht, gegenüber dem bisherigen Zuſtand, hervor⸗ geufen wird. Stadtv. Erdmannsdörffer: Meine Herren! Ich kann mich nur auf den Boden des Herrn Kollegen Gredy ſtellen und im weſentlichen das wiederholen, was ich ſelbſt bei der letzten Sitzung bereits geſagt habe. Ich kann nicht finden, daß der Eindruck der Decke jetzt äſthetiſch ſo außerordentlich viel vornehmer wäre als vorher. Insbeſondere muß ich ſagen, daß die Helligkeit, die uns von da oben entgegenkommt, mich ſo ein bißchen an die Politik in Deutſchland er⸗ innert: es ſieht zunächſt ſo aus, als ob es hell wäre, in Wirklichkeit ſieht man aber fortwährend die vielen ſchwarzen Streifen, die mir äſthetiſch außerordentlich auf die Seele fallen. Aber ich finde auch, dieſe Deckenbeleuchtung iſt wirklich nicht nötig. Warum denn? Wir haben hier in unſerer Verſammlung geſeſſen und haben gar nicht das Bedürfnis empfunden, noch heller von oben er⸗ leuchtet zu werden. Erſt der Magiſtrat iſt auf dieſen erleuchteten Gedanken gekommen. Der Magiſtrat will uns glücklicher machen, als wir es ſelber ſein wollen. (Heiterkeit.) Ich meine, meine Herren, angeſichts der Finanz⸗ lage und des in uns ſelbſt nicht ſo ſtark vorhandenen Bedürfniſſes, von oben dieſe Beleuchtung zu bekom⸗ men, können wir die Vorlage rundweg ablehnen, wie Herr Kollege Gredy es vorgeſchlagen hat. Ich möchte im Hinblick darauf, was jetzt geſchieht, mit den Wor⸗ ten ſchließen: Der Moore hat ſeine Schuldigkeit ge⸗ tan, der Moore kann gehen. (Große Heiterkeit.) Stadtv. Zietſch: Ich glaube, wenn man einmal eine transparente Decke hat, ſoll man auch dafür ſorgen, daß ſie in transparenter Weiſe wirkt. Dieſes finſtere Loch, das wir jetzt ſehen, wirkt in höchſtem Maße unäſthetiſch und läßt nicht den Eindruck einer Glasdecke aufkommen, überhannt nicht den Eindruck einer Decke. Das iſt zweifellos in künſtleriſcher und in äſthetiſcher Beziehung ein höchſt unangenehmer Eindruck. Wenn Herr Kollege Erdmannsdörffer ſagt, durch die Beleuchtung gewinnt die Decke nicht, dann hat er im großen und ganzen Recht. Aber richtig iſt es ſchon: Zu hell darf die Decke nicht beleuchtet wer⸗ den, ſonſt hätte der Sinnſpruch oben keine Bedeutung mehr. Wo ſollte der Schatten berkommen, unter dem wir uns wohlfühlen, wenn die Decke zu hell beleuchtet wird? (Heiterkeit.) Jedenfalls würde es mir auch lieber ſein, wenn wir dort ein künſtleriſch ausgeführtes Glasgemälde hätten. Das zu ſchaffen, würde aber noch mehr als 4000 %1 koſten. Deswegen müſſen wir uns mit dem beanügen, was da iſt, und gerade Herr Erdmannsdörffer ſollte zufrieden ſein, wenn er den preußiſchen Aar etwas deutlicher über ſich fühlt. Ich würde mich gegen die Bewilligung von 4000 ℳ nicht ſträuben. Stadtbaurat Seeling: Ich möchte nur betonen: das, was Sie vorhin geſehen haben, iſt nur eine Probe. Wenn wir an die Sache herangehen, wird die Be⸗ leuchtung aleichmäßiger, vor allen Dingen auch die Abdämpfung der einzelnen Streifen beſſer durchge⸗ 9. Aprit 1913 182, führt werden. Meine Herren, ich kann Ihnen bloß dringend empfehlen, den Ausſchußantrag anzunehmen. (Die Decke wird wieder dunkel gemacht.) Sie ſehen, wie es jetzt ausſieht. Der erſte Redner hat ganz richtig geſagt, daß ſchon damals bei der Neuein⸗ richtung die Sache hätte gemacht werden müſſen. Eine Schiefertafel hat doch hier nicht gebildet wer⸗ den ſollen. Wenn das Licht an einigen Stellen noch zu ſchwach iſt, können wir für denſelben Preis die Be⸗ leuchtung noch um ein Fünftel verſtärken. Wenn wir die Sache definitiv gemacht haben, können, ganz Ihren Wünſchen entſprechend, die Effekte abgeſtimmt werden. Ich bitte Sie, die Summe zu bewilligen. Vorſteher Dr. Frentzel: Das Wort wird nicht weiter verlangt, der Herr Berichterſtatter verzichtet; wir kommen zur Abſtimmung. Meine Herren, der Antrag des Ausſchuſſes lautet: 1. Die Magiſtratsvorlage wird abgelehnt. 2. Der Magiſtrat wird erſucht, eine Beleuch⸗ tung der Saalglasdecke ausführen zu laſſen; zu dieſem Zwecke werden Mittel bis zu 4000 ℳ bewilligt. Der Antrag des Magiſtrats hatte gelautet: Zur Herſtellung einer Akkumulatorenbatterie und ciner Moorelichtbeleuchtung für den Stadt⸗ verordnetenſitzungsſaal werden 21 000 ℳ aus dem Dispoſitionsfonds bewilligt. (Die Verſammlung lehnt einſtimmig den Antrag des Magiſtrats ab und ebenſo nach erfolgter Probe und Gegenprobe den Antrag des Ausſchuſſes zu 2.) Wir kommen zu Punkt 10 der Tagesordnung: Vorlage betr. Beitrag für den Verein gegen Ver⸗ armung, Abteilung Ferienkolonien. — Druckſache 94. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Dem Verein gegen Verarmung wird zur Herſtellung des Erweiterungsbaues in dem Kaiſer⸗ Friedrich⸗ Erholungsheim zu Seebad Horſt ein einmaliger Beitrag in Höhe von 30 000 ℳ aus laufenden Mitteln des Jahres 1912 bewilligt.) Punkt 11: Vorlage betr. Wochenmarkt auf dem Wittenbergplatz. — Druckſache 95. Berichterſtatter Stadtv. Dunck: Meine Herren! Wir müſſen uns wieder mit dem Wochenmarkt auf dem Wittenbergplatz beſchäftigen. Das iſt in den letzten Jahren wiederholt geſchehen, denn die Zuſtände am Wittenbergplatz gehen jetzt hart auf hart. Es handelt ſich darum, ob der Wittenbergplatz im Zeichen des Verkehrs ſtehen oder ob er im Zeichen des Marktes ſtehen ſoll. Im vorigen Jahre, als wir die Märkte neu verpachtet haben, haben wir an den Magiſtrat die Reſolution gerichtet: Magiſtrat wolle erwägen, ob ſich nicht mög⸗ lichſt bald ein Fortfall des Wochenmarktes auf dem Wittenbergplatz empfiehlt. Wir hatten außerdem den Magiſtrat darauf aufmerk⸗ ſam gemacht, daß die ſchlimmſten Zuſtände dadurch hervorgerufen werden, daß die Fuhrwerke, wenn ſie morgens die Waren für den Markt gebracht haben, ſich nicht entfernen, ſondern ſich den ganzen Vormittag in der Nähe des Marktes und in den Nebenſtraßen