2 itzung vom gar nichts anderes übrig, als einmal auszurechnen, wie⸗ viel Stände denn auf einer Platzſeite unterzubringen wären, und da ſtellte ſich heraus, daß von den 280 Ständen, die ſeither vorhanden waren, 133 und außer⸗ dem 25 Sommerſtände abgezogen werden müßten. Der Markt wäre alſo unbedingt auf knapp die Hälfte reduziert. Nun fragt es ſich, ob ein ſolcher kleiner Markt überhaupt noch das erfüllen kann, was der große Markt geleiſtet hat, ob nicht bei der Nachfrage nach Lebensmitteln im ſeitherigen Umfange die Preiſe wegen des geringeren Angebots ſteigen würden, ob nicht das, was die Hausfrauen erſtreben wollten, vor⸗ teilhaften Einkauf, für die Folge illuſoriſch würde. Der Magiſtrat hat dann mit dent Pächter unterhandelt und ein Abkommen getroffen, das wir als ein ganz loyales bezeichnen können. Der Pächter war bereit, vom 1. April d. I. ab von ſeinem Vertrage zurück⸗ zutreten; der Polizeipräſident hat das Eingehen des Marktes auch genehmigt. Nun ſetzte eine große Agitation ein. Am Sonn⸗ abend hat der kommunale Frauenverein getagt und eine Reſolution gegen die Vorlage gefaßt, und geſtern waren während des Marktes auf dem Wittenbergplatz an ſämtlichen Ständen große Liſten aufgelegt, auf denen die Hausfrauen und Köchinnen Unterſchriften zu leiſten veranlaßt wurden, daß der Markt beſtehen bleiben ſoll. Da nun manche Hausfrauen und Köchin⸗ nen vielleicht an 6 Ständen gekauft haben, ſo haben ſie naturgemäß an 6 Stellen unterſchrieben, und ſo iſt dieſe große Anzahl von Unterſchriften zuſammen⸗ gekommen. Ob ſie geſtern Nacht noch ausgezählt wer⸗ den konnten, weiß ich nicht; der Verein der Stand⸗ inhaber behauptet, daß es 4750 Unterſchriften ſeien. Meine Herren, was die wohlfeile Lebensmittel⸗ verſorgung durch den Markt auf dem Wittenbergplatz unlangt, ſo glaube ich nicht, daß er die Bedeutung hat, die ihm vielfach zugeſprochen wird. Ich habe mehr⸗ fach mit ſolchen Frauen geſprochen, die den Groſchen manchmal herumdrehen müſſen, bevor ſie ihn aus⸗ geben, und das ſind die Beamtenfrauen. Sie haben mir erklärt: gewiß, eine gewiſſe Unbequemlichkeit tritt ein, wenn wir nicht mehr nach alter Gewohnheit auf dem Wittenbergplatz kaufen können; bei den Kauf⸗ gelegenheiten aber, die beſtehen und die ſich ferner am Wittenbergplatz etablieren werden, wenn der Markt verſchwindet, zweifeln wir nicht im geringſten daran, daß wir auch künftig in der Lage ſind, ebenſo gut und ebenſo preiswert unſern Bedarf zu decken, wie es ſeit⸗ her der Fall war. Meine Herren, der Wittenbergplatz iſt heute be⸗ rufen, ein großſtädtiſches Leben aufzunehmen; er geht allmählich einer Entwicklung entgegen, wie wir ſie vor kurzem am Kurfürſtendamm beobachtet haben. Dieſe Entwicklung dürfen wir nicht aufhalten. Wollen wir den Markt in dieſer verkleinerten Form der Stadt noch erhalten, — wobei nur 11 000 ℳ Pacht erzielt werden, wovon noch 2000 bis 3000 ℳ für die Reini⸗ gung abgehen, ſo daß der Stadt nur etwa 8000 ℳ bleiben —, ſo würden wir verhindern, daß die Um⸗ gebung des Platzes verbeſſert wird, daß Häuſerblocks für neue qroße Zwecke angekauft werden, was man heute vielleicht ſchon beabſichtigt. Der Ausfall der Stadt an Umſatz⸗ und Wertzuwachsſteuer würde bei einem einzigen Geſchäft weit mehr betragen, als uns der reduzierte Wochenmarkt in einem Vierteljahr⸗ hundert einbringen kann. Meine Freunde wünſchen, daß das alles nochmals eingehend unterſucht werden ſoll. Wir ſind gern be⸗ reit, alle Wünſche der Hausfrauen entgegenzunehmen 9. April 1913 187 und in einem Ausſchuß zu unterſuchen, natürlich auch in bezug auf andere Intereſſen und andere Vorteile oder Nachteile, die der Markt für die Stadt haben kann. Auch wäre zu unterſuchen, ob im Oſten Charlotten⸗ burgs doch noch irgendwo ein Platz zu finden iſt, nach dem man den Markt hin verlegen kann, um ſo die widerſtreitenden Intereſſen zu vereinigen. Ich be⸗ antrage daher, meine Herren, die Vorlage an einen Ausſchuß von 15 Mitgliedern zu überweiſen. Stadtv. Bergmann: Meine Herren! Darüber herrſcht wohl allgemeine Einmütigkeit, daß eine Ver⸗ änderung des Wittenbergplatzes infolge des zunehmen⸗ den Verkehrs unbedingt notwendig iſt. Dieſer Verkehr wird noch mehr zunehmen, wenn die beiden Unter⸗ grundbahnlinien vom Kurfürſtendamm und von Wil⸗ mersdorf her in den Untergrundbahnhof Wittenberg⸗ platz einmünden. Ob die Halle in ſolchen Dimen⸗ ſionen in Länge und Breite und beſonders in der Höhe notwendig war, darüber möchte ich mich hier nicht auslaſſen, zumal eine Kritik nicht mehr ange⸗ zeigt erſcheint, denn der Beſchluß, die Halle zu er⸗ richten, ſteht feſt. Das eine aber möchte ich noch konſtatieren, daß dieſe Halle oder Paſſerelle, wie der Herr Berichterſtatter ſagt, keinesfalls zur Verſchöne⸗ rung des latzes beiträgt; ſie iſt geeignet, eine Unter⸗ brechung dieſer ſchönen Prachtſtraße vom Nollendorf⸗ platz bis nach Halenſee herbeizuführen. 9 Ich bin aber anderer Anſicht wie der Herr Re⸗ ferent und glaube, daß auch der verkleinerte Witten⸗ bergplatz geeignet erſcheint, den Wochenmarkt beſtehen zu laſſen. Wir können nicht einfach einen Wochen⸗ markt, wie er jetzt beſteht, fortſtreichen: wir können uns ja damit helfen, daß wir vielleicht den Krammarkt aufheben. Nun wird mir geſagt — und ich glaube, auch der Herr Referent hat das erwähnt —, daß dem die Marktordnung entgegenſteht, die den Beſtand des Lebensmittel⸗ und des Krammarktes zuſammen vor⸗ ſchreibt. Ich glaube aber auch, daß ſich darüber un⸗ ſchwer eine Einigung mit dem Polizeipräſidenten herbeiführen laſſen wird. Ich gehe auch darüber hinweg, daß die Stadt eine Einnahmequelle aus dem Wochenmarkt nicht mehr haben wird. Das erſcheint mir nicht ſo ſehr wichtig; denn der Betrag, den wir verlieren würden, iſt nicht ſehr hoch. Aber ich ſage mir, daß im Intereſſe der Bürgerſchaft, die im Oſten wohnt, die Erhaltung des Marktes ſolange als möglich eine unbedingte Not⸗ wendigkeit iſt. Der Standpunkt der Aeſthetik, des ſchönen Ausſehens, muß gegenüber den berechtigten Forderungen der Hausfrauen zurücktreten. Man ſagt zwar, eine Markthalle ſei nicht mehr modern: aber, meine Herren, modern iſt nicht immer ſchön und prak⸗ tiſch. Man hat auch in anderen Großſtädten des In⸗ und Auslandes, und zwar auf den ſchönſten Plätzen, Wochenmärkte. Dieſer verkleinerte Platz muß nach meinem Dafürhalten unbedingt für den Wochenmarkt⸗ verkehr erhalten bleiben, zumal dieſer Platz an den gewöhnlichen Tagen, alſo außerhalb der zwei Tage, an denen der Wochenmarkt ſtattfindet, recht wenig von Fußgängern benutzt wird. Der Markt iſt nach meinem Dafürhalten für den Mittelſtand, für den Beamten⸗ und Arbeiterſtand eine Notwendigkeit, und zwar deshalb, weil die Haus⸗ frauen dort entſchieden vorteilhafter kaufen. Auswahl iſt genügend in allen Preislagen für hoch und niedrig, für reich und arm vorhanden, und die Lebensmittel müſſen dort preiswerter ſein, weil die Verkäufer ja geringere Unkoſten und ſchnelleren Abſatz haben und weil das Angebot dort weit größer iſt Bekanntlich