188 werden auch da, wo das Angebot groß iſt, die Preiſe keinesfalls hoch, ſondern eher billig ſein. Ich bin der Meinung, daß mit dem Fortfall des Marktes, der heute preisregulierend wirkt, die Preiſe der Lebens⸗ mittel unbedingt zum Schaden der Hausfrauen, die im Oſten ihren Wohnſitz haben, ſteigen werden. (Sehr richtig!) Meine Herren, wir ergreifen ſonſt Maßregeln, die geeignet ſein ſollen, die Lebensmittelpreiſe in Char⸗ lottenburg herunterzudrücken. Ich erinnere Sie an die Fiſchhalle, die ſich außerordentlich gut bewährt hat und einem großen Teil des Publikums billige Nah⸗ rung liefert, und hier wollen wir Maßnahmen er⸗ greifen, hier wollen wir die Hand dazu bieten, daß die Lebensmittel — und ich ſetze darin gar keinen Zweifel — unbedingt verteuert werden. Wir können unmöglich mit einem einfachen Federſtrich kurzerhand eine ſo wichtige Einrichtung aufheben. Ich komme zu dieſer Auffaſſung nicht nur durch die Petition des kommunalen Frauenvereins, ſondern ich bin der feſten Ueberzeugung, daß, wenn wir eine Umfrage bei den Hausfrauen veranſtalteten, ſich alle Haus⸗ frauen des Oſtens hinter dieſe Petition des Vereins ſtellen würden. Meine Herren, wir wollen doch keinen Krieg mit den Hausfrauen haben, (Heiterkeit) denn ich bin überzeugt, daß wir dann den kürzeren ziehen werden. Deshalb bin ich der Anſicht, daß der Ausſchuß zu einer Entſcheidung kommen wird und kommen muß, die der Vorlage des Magiſtrats ent⸗ gegengeſetzt lauten wird. Stadtv. Klick: Meine Herren! Auch meine Freunde ſind gegen die Aufhebung des Marktes auf dem Wittenbergplatz. Der Magiſtrat ſagt in ſeiner Vorlage, daß hauptſächlich die Hauseigentümer in der dortigen Gegend über den Markt auf dem Witten⸗ bergplatz Klage führen und daß ihnen wegen dieſes zweimal wöchentlich ſtattfindenden Marktes die ſteuerkräftigſten Mieter wegziehen. Wieweit das richtig iſt, vermögen wir nicht zu unterſuchen; aber ich glaube, ganz ſo ſchlimm wird es nicht ſein, daß der Magiſtrat eine derartige Rückſicht auf die dortigen Hausbeſitzer nehmen müßte. Sie wiſſen ja und er⸗ ſehen es auch aus der Vorlage, daß der Markt auf dem Wittenbergplatz am ſtärkſten beſucht iſt, was ja auch aus der Standmiete heworgeht, die der Pächter im vergangenen Jahr eingenommen hat. In erſter Reihe haben die Händler, die auf dem Markt ſind, ein ſehr großes Intereſſe an ſeinem Fort⸗ beſtehen. Die Händler, die dorthin kommen, ſind teil⸗ weiſe nicht direkte Produzenten der Waren, ſondern kaufen ſie zum großen Teil auch erſt in den Markt⸗ hallen auf und geben ſie dann an das Publikum ab. Aber die Tatſache bleibt doch beſtehen, daß die Waren auf dem Markt viel billiger verkauft werden als in den Läden. Das iſt auch klar; denn der Händler zahlt nur ein Standgeld von 60 Pf. bis höchſtens 1,20 ℳ, und ſeine Einnahme geht weit in die Hunderte hinein. Alſo ſchon aus dieſem Grunde iſt der Händler in der Lage, ſeine Ware viel billiger abzugeben. Sie ſehen ja auch, daß der Verein der Händler und die Stand⸗ inhaber ſich ſchon rühren, ſie ſind unbedingt für die Beibehaltung des Marktes auf dem Wittenbergplatz. Zweifellos wird durch die Neubauten auf dem Platz der Markt eingeengt werden; aber ſie bieten keine Veranlaſſung, nun den Markt dort vollſtändig Sitzung vom 9. April 1913 zu beſeitigen. Ich meine, es werden ſich im Ausſchuß Mittel und Wege finden laſſen, daß, wenn man den Markt nicht direkt am Wittenbergplatz halten kann, man ſchließlich auf einen anderen Platz dort in der Nähe zurückgreifen wird. Es iſt ſeinerzeit einmal ge⸗ ſagt worden, daß ſich der Markt auf dem Winterfeld⸗ platz in der Nähe befinde. Das trifft nicht zu; denn von dort iſt es noch ein ganzes Stück nach dem Platz hin, und ich glaube nicht, daß die Frauen, die heute den Markt auf dem Wittenbergplatz beſuchen, ſpäter nach dem Winterfeldplatz gehen werden. In bezug auf die Fuhrwerke beſteht tatſächlich eine Kalamität. Die Händler wiſſen wirklich nicht, wo ſie mit ihnen hinſollen, weil keine leeren Grund⸗ ſtücke in der Nähe ſind, ſo daß die Fuhrwerke ſtändig die Straße verſperren. Aber auch hier wird ſich ein Weg finden laſſen. Die Händler brauchen die Fuhr⸗ werke nicht in ihrer unmittelbaren Nähe zu haben, ſondern können mit ihnen weiter wegfahren. Sie ſagen zwar, daß ſie die Wagen alle Augenblicke brauchten, weil das Publikum die Waren in das Haus gebracht haben will. Das wäre aber kein Grund; man muß ihnen aufgeben, daß die Waren auf einem anderen Wege den Kunden zugeſtellt werden könnten. Nun iſt geſagt worden, daß der Markt nicht mehr einer Großſtadt würdig wäre. Ja, meine Herren, Hamburg hat auch noch ſeine Märkte und, wie ich weiß, in viel engeren Straßen und auf kleineren Plätzen. Dieſe Märkte florieren auch, und niemand beſchwert ſich. Ich meine, das, was für Hamburg zu⸗ trifft, trifft auch für Charlottenburg zu, da Char⸗ lottenburg nicht den großen Verkehr aufweiſt wie Hamburg. Die Stände ſollen nun um die Hälfte reduziert werden. Es ließe ſich vielleicht in bezug auf die Nebenſtraßen ein Einvernehmen mit dem Polizei⸗ präſidium dahin erzielen, daß es dort die Aufſtellung von Buden geſtattet, ſo daß auf dieſe Weiſe ſchließlich wenigſtens annähernd die bisherige Anzahl der Stände erreicht wird. Was den Krammarkt anbetrifft, ſo könnte da ohne weiteres eine Anzahl von Ständen eingehen, um auf dieſe Weiſe für den Lebensmittelmarkt noch mehr Plätze frei zu halten; das iſt eine Notwendigkeit. Beſonders die Lebensmittel werden auf dem Markte viel billiger verkauft, und die Hausfrauen wiſſen, daß gerade auf dem Wittenbergplatz Qualitätsware ge⸗ handelt wird, die ſie auf den anderen Märkten nicht finden. Die Hausfrauen im Oſten beſuchen den Markt ſehr gern, wie ich vorhin ſchon erwähnte, weil ſie wiſſen, daß ſie dort alles und bedeutend billiger kaufen können Vorſteher Dr. Frentzel (unterbrechend): Meine Herren! Ich bitte dringend um etwas mehr Ruhe! Stadtv. Klick (fortfahrend): — während ſie auf den anderen Marktplätzen nicht die reichhaltige Aus⸗ wahl haben. Die Reſolution, die der kommunale Frauen⸗ verein am Sonnabend gefaßt hat, iſt ſchon erwähnt worden; ſie weiſt hauptſächlich darauf hin, daß es eine Lebensfrage für die dortige Bevölkerung ſei, daß der Markt beſtehen bleibe, da ſonſt bei der allgemeinen Teuerung die dort wohnenden Hausfrauen eine Schädigung erleiden würden. Meine Freunde ſind gern bereit, in dem Aus⸗ ſchuß mitzuwirken und die Frage zu unterſuchen, in welcher Weiſe das Fortbeſtehen des Marktes am Wittenbergplatz geſichert werden kann.