196 ganz erheblicher Weiſe. Durch die Ansbacher Straße geht ſogar eine Omnibuslinie, und es iſt dort ein ziemlich großer Verkehr, was Fuhrwerke anlangt. Der größte Verkehr iſt aber in der Tauentzienſtraße und in der Kleiſtſtraße, und hier behindert der Markt⸗ verkehr den Fuhrwerksverkehr in einer derartigen Weiſe, daß nach meiner Auffaſſung die Verhältniſſe auf die Dauer nicht werden bleiben können. Sie müſſen geändert werden. Zweitens beſteht eine Beeinträchtigung in bezug auf den Fußgängerverkehr. Hier iſt zu bemerken, daß der Fußgängerverkehr ſich in der letzten Zeit be⸗ deutend vergrößert hat, nachdem das Kaufhaus des Weſtens dort etabliert iſt. Die Fußgänger haben das Bedürfnis, nicht allein um den Platz herumzu⸗ gehen, ſondern auch quer über den Platz, und gerade dieſen Querverkehr ſtört der Markt. Die Fußgänger ſind genötigt, wenn ſie ihren Weg abkürzen wollen, ſich auf den Gängen zwiſchen den Marktbuden des Wittenbergplatzes durchzuſchlängeln. Dazu kommt, daß der Fußgängerverkehr über den Wittenbergplatz ſich noch weſentlich ſteigern wird, wenn der Unter⸗ grundbahnhof eröffnet ſein wird. Dann wird — ſo hoffen wir, und deshalb wird ja die Untergrundbahn ausgeführt — nach dem Bahnhof Wittenbergplatz ein äußerſt lebhafter Verkehr ſtattfinden. Von dieſem Verkehr wird gleichfalls ein gewiſſer Teil den Witten⸗ bergplatz durchqueren und durch den Markt eine weſentliche Störung erleiden. Das ſind die Gründe, aus denen der Magiſtrat ſeinen Antrag eingebracht hat. Mit dem Beſchluß, den der Ausſchuß der Stadtverordnetenverſammlung zur Befürwortung vorlegt, kann der Magiſtrat nichts anfangen; denn dieſer Beſchluß lehnt einfach die Magiſtratsvorlage ab. Iſt aber die Magiſtratsvor⸗ lage abgelehnt, dann bleibt es dem Magiſtrat über⸗ laſſen, in der Zukunft Schritte zu tun, welche er für richtig hält. Ob Sie nun einen ſolchen Beſchluß noch faſſen oder lediglich die Magiſtratsvorlage ablehnen, das iſt für den Magiſtrat in Bezug auf ſein weiteres Vorgehen ganz gleich. Daher kann der Beſchluß in ſeinem weiteren Wortlaut: „bis in der Nähe des⸗ ſelben ein anderer geeigneter Platz zur Abhaltung des Marktes gefunden wird“ für den Magiſtrat gar keine Bedeutung haben. Bürgermeiſter Dr Maier: Meine Herren! Die Stellungnahme zu der Vorlage wird dadurch weſent⸗ lich verdunkelt und beeinträchtigt, daß von dem Kom⸗ munalen Frauenverein die Frage der Zweckmäßig⸗ keit und otwendigkeit der Märkte überhaupt auf⸗ gerollt worden iſt. Dieſe Frage ſteht gar nicht zur Diskuſſion. (Sehr richtig 1) Ich perſönlich habe von jeher im Gegenſatz zu dem Herrn Stadtbaurat Bredtſchneider den Standpunkt vertreten, daß die Märkte eine notwendige Erſchei⸗ nung ſind und daß wir ſie dort aufrecht zu erhalten haben, wo im übrigen die öffentlichen Intereſſen ihnen nicht entgegenſtehen. Lediglich aus dem Ge⸗ ſichtspunkt, daß hier die Verkehrsverhältniſſe ſo 14 6 dringlich geworden ſind, daß neben ihnen, lichen Plätze und Straßen in erſter Linie beſtimmt ſind, andere Intereſſen nicht berückſichtigt werden dürfen, habe auch ich mich ſchließlich auf den Standpunkt geſtellt, daß der Markt auf dem Wittenbergplatz ver⸗ 1 für die Verkehrsintereſſen die öffent⸗ Sitzung vom 23, April 1913 ſchwinden muß, weil er mit den dringenden öffent⸗ lichen Verkehrsintereſſen nicht mehr in Einklang zu bringen iſt. Demgegenüber ſind die allgemeinen Er⸗ wägungen über die Zweckmäßigkeit der Aufrecht⸗ erhaltung von Märkten vollſtändig gleichgültig. Ich habe nur das Wort ergriffen, weil der Herr Stadtv. Dunck den Magiſtrat veranlaſſen will, ſich zu der Petition der Intereſſenten zu erklären. Meines Erachtens hat dieſe Petition für die Frage, die wir hier zu entſcheiden haben, gleichfalls keine Bedeutung, denn dieſe Petition hat auch in erſter Linie wieder die Wahrnehmung der beſonderen wirtſchaftlichen Intereſſen der am Wittenbergplatz wohnenden Ge⸗ ſchäftsleute zum Gegenſtande. Da handelt es ſich lediglich um die Abwägung von wirtſchaftlichen Intereſſen gegenüber wirtſchaftlichen Intereſſen, und dieſe Abwägung möchte ich bitten gar nicht vorzu⸗ nehmen. Zweifellos wird durch den Markt eine große Zahl von Geſchäftsleuten weſentlich in ihren Inter⸗ eſſen geſchädigt. Aber das allein kann meines Er⸗ achtens keinen Anlaß bieten, den Markt an jener Stelle aufzuheben. Der entſcheidende Punkt wird ausſchließlich der ſein, den Herr Stadtbaurat Bredt⸗ ſchneider vorhin hervorgehoben hat. Ich habe, was den Verkehr betrifft, ſeinen Ausführungen nichts hin⸗ guzufügen und kann nur wiederholen, daß der Ver⸗ kehr dort die Aufrechterhaltung des Marktes nicht erlaubt und daß, wenn wir unſererſeits uns ſträuben, den Markt zu beſeitigen, wahrſcheinlich andere In⸗ ſtanzen, die zur Wahrnehmung der öffentlichen Ver⸗ kehrsintereſſen berufen ſind, uns zwingen werden, den Markt dort zu beſeitigen. Stadtv. Wenzke: Meine Herren! Selten hat eine Magiſtratsvorlage einen derartigen Sturm der Entrüſtung hervorgerufen wie dieſe. Entzieht doch die Magiſtratsvorlage unſeren Hausfrauen eine Ein⸗ kaufsgelegenheit, auf welche ſie nicht ohne weiteres verzichten können. Die überwiegende Majorität meiner Fraktion iſt durchaus der Anſicht, daß ein Markt den Hausfrauen erhalten bleiben muß. Wir ſind aber auch mit der großen Mehrheit des Aus⸗ ſchuſſes der Meinung, daß der Verkehr auf dem Wittenbergplatz derartig groß geworden iſt, daß wir den Markt in dieſer Form an dieſer Stelle nicht er⸗ halten können. Wir ſind daher auch für den Aus⸗ ſchußantrag, möchten uns jedoch nicht ganz damit einverſtanden erklären, da er keinerlei Garantie bietet, daß nun für den Markt ein anderer Ort auch gefunden wird. Der Ausſchußantrag ſagt nur, daß die Abhaltung des Marktes ſolange ſtattfinden ſolle, bis ein anderer Platz gefunden iſt. Das genügt uns nicht. Wir möchten ſtatt des Wortes „gefunden“ den Ausdruck „geſichert“ haben. Ich ſtelle daher den Antrag, ſtatt des Ausdrucks „gefunden“ das Wort „geſichert“ zu ſetzen, und bitte, darüber auch abzu⸗ ſtimmen. 14 Stadtv. Bergmann: Meine Herren! Die Gründe, die wir von den Herren Magiſtratsvertre⸗ tern für die Beſeitigung des Wochenmarktes auf dem Wittenbergplatz gehört haben, können mich zu einer andern Anſicht nicht beſtimmen. Wir haben von Herrn Stadtbaurat Bredtſchneider gehört, daß man den Fußgängerverkehr ſchwer regeln könnte. Nach meiner Beobachtung kommt ein Fußgängerverkehr auf dem Wittenbergplatz ſelbſt ſo gut wie gar nicht in Frage. Ich habe Beobachtungen darüber ange⸗ ſtellt und gefunden, daß außerhalb des Marktes ein